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VT10 - Tod im Blut

VT10 - Tod im Blut

Titel: VT10 - Tod im Blut
Autoren: Claudia Kern und Stephanie Seidel
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macht dich krank. Wir können das verlangsamen, aber nicht stoppen. Deshalb muss die Nadel in deinem Arm bleiben.«
    Nabuu schwieg eine Weile und starrte Dr. Aksela an. Er versuchte zu verstehen, was sie sagte. Er war krank. Krank war nicht gut. Aber so wie es aussah, wollte diese Frau nicht, dass er krank war.
    »Bin krank. Nicht gut.«
    Die Frau auf dem Bett nickte. »So ist es. Wir möchten dich heilen, aber das geht jetzt noch nicht. Siehst du die Frau dort auf dem Bett neben dir?«
    Nabuus Blick folgte ihrem ausgestreckten Finger. Noch ein Bett. Mit einer Gestalt darin. Klein war sie unter der Decke.
    »Das ist Prinzessin Marie.« Die Heilerin zeigte die Zähne.
    Sie lächelt, schoss es Nabuu unwillkürlich durch den Kopf, auch wenn er diesen Begriff nicht verstand. »Auch sie wurde von Gruh verletzt.«
    Die Frau im Bett nebenan trug etliche Verbände, aber ihre Haut – so weit man sie sehen konnte – sah normal aus.
    »Marie nicht krank.« Woher wusste er das? Das Denken war anstrengend. Er hörte wieder auf damit. Das Wissen war auch nicht wichtig. O doch , erklang plötzlich eine Stimme in seinem Hinterkopf. Es ist wichtig. Alles, woran du dich erinnerst, ist wichtig. Oder willst du vielleicht ein Gruh sein?
    »Nein!« Seine Stimme klang laut und so deutlich, dass die Heilerin – Dr. Aksela! – auf seinem Bett zusammenzuckte. Sie erschrickt, wurde es Nabuu klar.
    »Will kein Gruh sein!« Nabuu schlug um sich, doch Dr. Aksela hielt seine Hände fest.
    »Nabuu! Beruhige dich. Es besteht Hoffnung. Wenn Marie erst gesund ist, dann werde ich ein Serum entwickeln können, das dich gesund macht.«
    Nabuu starrte die Heilerin an.
    »Gesund. Marie ist gesund.«
    »Marie ist schwer verletzt, aber sie ist kein Gruh. Ich kann dich erst gesund machen, wenn sie gesund ist, verstehst du?«
    »Will… gesund sein.«
    Die Heilerin sah Nabuu mit großen Augen an. Die Augen sahen nass aus. Nabuu sah, dass Wasser aus ihnen herauslief.
    Tränen. Die Heilerin weint.
    »Das verstehe ich, Nabuu.« Sie sprach diesen Satz so leise, dass Nabuu sie kaum verstehen konnte. Ein Ausdruck der Anstrengung machte sich in ihm breit. Er beugte sich vor.
    »Will gesund sein wie Marie«, wiederholte er.
    »Ich werde mich anstrengen. Marie muss sich jetzt noch erholen, aber bald wird es so weit sein. Du solltest schlafen, Nabuu.« Die Frau – Dr. Aksela! – stand auf und verließ den Raum.
    Nabuu starrte ihr nach.
    ***
    Einige Tage zuvor
    Von den schneebedeckten Höhen des Kilmaaro floss ein Wildbach ins Tal. Schäumend und tosend sprang er über kantige Felsenklippen und stürzte als weißer Katarakt in den Nebelwald. Auf dem unebenen Boden zerfiel er in mehrere Gewässer. Eines davon schlängelte sich durch Gras und wuchernde Pflanzen über eine Lichtung, an deren Ende treppenförmig angeordnete Felsbrocken den Bach noch einmal zum Schäumen brachten, ehe er sich in eine Mulde ergoss.
    Dort wartete Ngomane, der Banzulu-Fürst, auf den alles entscheidenden Moment einer gefährlichen Jagd – an einem Ort, der nicht minder gefährlich war.
    Der Nebelwald wuchs als dunkler Streifen an den Bergflanken empor, oberhalb der Regenwälder. Von fern sah es aus, als würde der Kilmaaro an dieser Stelle aufklaffen, was er natürlich nicht tat. Das Trugbild lichtloser Tiefe entstand durch eine Baumart, die in den Höhenlagen stark verbreitet war. Ihre Blätter hatten eine Zwei-Seiten-Färbung, ähnlich wie Blutbuchen. Ging man auf sie zu, wirkten sie düster und undurchdringlich. Unter ihren Kronen aber herrschten grüne Weite und angenehmes Zwielicht.
    Dennoch wagten sich nur Mutige in diesen Wald. Schuld daran waren die fahlen Schleier, die so still durchs Geäst zogen. Man hielt sie für Bruderseelen der Bäume.
    Dass solche Wesen nicht verärgert werden durften, verstand sich von selbst, deshalb brachten die Banzulu stets Geschenke mit, wenn sie auf die Jagd gingen. Gartenfrüchte zum Beispiel, schillernde Hahnenfedern, Getreide aus Kilmalie… Dinge eben, die der Wald nicht besaß und die seinen Verlust – das erlegte Wild – wieder ausglichen.
    Heute war den Bruderseelen mehr geschenkt worden als je zuvor, denn heute sollte der Wald seinen König verlieren: einen Ulungu, wie die großen Lepaaden des Kilmaaro genannt wurden. Das Exemplar, das Ngomane für den Todesspeer ausgesucht hatte, war höchst ungewöhnlich: ein silbergraues Männchen ohne die typische Fleckzeichnung, mit himmelblauen Augen und schwarzem Gesicht.
    Ngomane hatte ihn im
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