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VT08 - Anti-Serum

VT08 - Anti-Serum

Titel: VT08 - Anti-Serum
Autoren: Dario Vandis
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mehr aufrechterhalten können.
    Und jetzt – kurz bevor ihre Kräfte zu schwinden begannen – hatte sie es tatsächlich geschafft. Sie war der Lösung des Problems so nahe, dass sie sie buchstäblich mit Händen greifen konnte.
    Der stinkende braune Sud, der in dem heißen Glasgefäß schwappte, war die Substanz, die das Leben der Menschen in und um Wimereux-à-l’Hauteur retten und den Fortbestand der menschlichen Rasse sichern sollte…
    Sofort nachdem Doktor Aksela den Test mit der Pipette positiv abgeschlossen hatte, verließ sie das Labor, warf sich ihren Mantel über und trat auf die Straße. Obwohl sie wie früher Doktor Leguma lieber zu Fuß unterwegs war, um ihren Körper fit zu halten, hätte sie sich jetzt nichts lieber gewünscht als einen Witveer, der sie auf mächtigen Schwingen direkt zum Kaiserpalast trug. Ihr brannte die Nachricht auf der Zunge, dass sie endlich das lang ersehnte Gegenmittel gegen die Gruh-Seuche gefunden hatte.
    ***
    Tulga und Vin kehrten mit leeren Heuwagen vom Markt in Muhnzipal zurück. Schon am späten Vormittag hatten sie die gesamte Ware an Mann und Frau gebracht – die Menschen waren wie im Kaufrausch. Sie alle fürchteten, dass der Kilmaaro erneut Feuer spucken würde und es deshalb schon bald keine Früchte mehr auf den Feldern zu ernten geben würde.
    Außerdem hatte jedermann Angst vor den Gruh, die sich angeblich in der Nähe der Großen Grube herumtrieben. Tulga und Vin hatten von diesen Monstren schon gehört, die angeblich drei Meter groß waren und die Kraft von zwanzig Männern besaßen. Sie wussten nicht, ob sie die Geschichten glauben sollten… Niemand wusste das, denn die wenigsten, die den Gruh begegneten, kehrten lebendig zurück.
    Tulga, der ältere Bruder, saß auf dem Bock des ersten Wagens und ließ hin und wieder die Peitsche auf den Rücken des Wakudas knallen, das vor Anschaffung der beiden Woorms den Pflug gezogen hatte und nun als Lasttier seinen Dienst tat.
    Vin saß neben Tulga auf dem Bock. Er war etwas kleiner als Tulga, allerdings ebenfalls von kräftiger Gestalt. Hin und wieder warf er einen Blick zurück auf den zweiten Wagen, der über eine bewegliche Kupplung an den ersten gehängt war.
    »Vater wird sich freuen«, sagte er und presste die Hand auf das prall gefüllte Ledersäckchen an seiner Hüfte. »Die Leute sind regelrecht verrückt nach Mais. Wenn es nach mir geht, darf der Berg gern noch einmal seine Feuerwalze durch die Lande schicken.«
    »Du solltest so etwas nicht sagen!«, erwiderte Tulga düster.
    »Böse Wünsche haben die unangenehme Eigenschaft, dass sie in Erfüllung gehen können.«
    »Aber wenn wir weiter so verkaufen, werden wir in wenigen Wochen für diesen Sommer ausgesorgt haben.«
    »Und woher nehmen wir die Ware, wenn die Feuerwalze auch über unsere Felder hinwegrollt, Dummkopf?«
    »So weit kommt die Lava im Leben nicht!«, behauptete Vin, aber der unsichere Tonfall, in dem er dies sagte, verriet Tulga, dass er über diese Möglichkeit überhaupt noch nicht nachgedacht hatte.
    Tulga warf seinem Bruder einen verächtlichen Blick zu. Vin war schon immer der Impulsivere von beiden gewesen. Als Kind hatte er oft Wutanfälle bekommen und war von zu Hause abgehauen. Balan brauchte dann Stunden, um ihn auf den Feldern in der Umgebung des Hofes zu finden, wo er meist auf dem Boden lag, den Kopf zwischen den Armen vergraben, um sich herum Dutzende Maiskolben, die er in seiner Wut abgerissen hatte.
    Die Zeit hatte Vin diese Flausen ausgetrieben, aber ein Hitzkopf und Egoist war er noch immer. Tulga hingegen handelte stets vernünftig und vorausschauend. Es stand außer Frage, dass er nach Vaters Tod den Hof erben würde. Auch jetzt machte er sich bereits Gedanken darüber, wie sie die wachsende Nachfrage in Muhnzipal befriedigen sollten.
    Vielleicht wäre es eine gute Idee, das überschüssige Geld in einen weiteren Hektar Land zu investieren.
    Da passte es, dass Rubo Anan, der Nachbarbauer, in Geldschwierigkeiten steckte. Das war kein Wunder, denn Rubo hatte eine Frau und fünf Kinder zu ernähren, von denen das älteste gerade einmal sechs Jahre war. Rubo arbeitete Tag und Nacht.
    Trotzdem hatte Balan ihm letztes Jahr bereits einen größeren Kredit gewähren müssen, den er bis heute nicht zurückgezahlt hatte. In einer Woche war die Summe fällig, und dann würde zumindest Vin darauf drängen, dass das Geld eingetrieben wurde. Tulga allerdings dachte anders darüber. Er wusste, dass Rubo alles tun würde, um das Geld
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