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VT08 - Anti-Serum

VT08 - Anti-Serum

Titel: VT08 - Anti-Serum
Autoren: Dario Vandis
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Esstisch, den Rubo Anan selbst zusammengezimmert hatte. Um ihn herum waren sechs Stühle gruppiert. Auf dem Esstisch stand ein Kessel Suppe. Ein widerlicher Geruch wie von faulen Eiern ging davon aus. Tulga warf einen Blick in den Kessel und würgte. Im Kessel war eine erkaltete Suppe mit starren Fettaugen darauf. Darin schwammen abgekochte Hühnerknochen, von denen ein ekelhafter Verwesungsgestank ausging. Die Suppe musste bereits seit Tagen hier stehen.
    »Rubo?«, rief Tulga in die Stille.
    Irgendwo ertönte ein Poltern, gefolgt von einem schleifenden Geräusch, als wenn jemand über den Holzboden der Hütte schlurfte.
    »Was ist los?«, rief Vin von draußen.
    »Gar nichts«, erwiderte Tulga. »Ich bin gleich wieder da.«
    Er näherte sich dem Durchgang, der in den Schlafbereich führte. Das Zimmer war eigentlich viel zu klein für Rubo Anan, seine Frau und die Kinder. Zu siebt schliefen sie auf einem kaum drei Meter breiten Lager aus Stroh.
    »Rubo?«
    Die Tür zum Schlafraum bestand aus dünnen, mit Schilf verbundenen Brettern. Tulga drückte sie auf – und erstarrte.
    Er wusste nicht, was er erwartet hatte. Vielleicht ein leeres Schlafzimmer. Oder eine Matratze mit einem kranken Rubo Anan darauf, umsorgt von seiner Frau. Oder ein paar kranke Kinder.
    Was er sah, waren Kinder.
    Aber sie wirkten nicht nur krank, sondern gleichzeitig irgendwie… verändert. Ihre Augen lagen tief in den Höhlen.
    Die Pupillen glitzerten wie schwarze Kohle. Unter ihren Wangen lagen Schatten, sodass ihre Gesichter wie ausgezehrt wirkten. Ausgezehrt und gleichzeitig voller dunkler Energie.
    Die fünf Kinderköpfe ruckten herum wie an der Schnur gezogen, als sie Tulga bemerkten. Er fühlte sich von den eisigen Blicken regelrecht durchbohrt. Die Münder der Kinder standen halboffen, Speichel tropfte von rissigen Lippen.
    Tulga erkannte die Gesichter wieder… und gleichzeitig waren sie ihm so fremd, dass es ihm einen Schauer über den Rücken trieb. Das waren nicht Rubo Anans Kinder, das waren… Doppelgänger. Fremde Kinder, die sich die Hüllen von Rubo Anans Sprösslingen übergestülpt hatten wie eine zweite Haut.
    Tulga vermochte keine andere Beschreibung zu finden für das, was er sah. Er versuchte sich an die Namen der Kinder zu erinnern. Er wollte sie ansprechen, fragen, wo ihr Vater und ihre Mutter waren, aber kein Wort kam über seine Lippen.
    Die Kinder schlugen die zerrissenen Decken zur Seite, die ihre Leiber bedeckt hatten. Die Kleider hingen ihnen in Fetzen um die Körper. Als würde ein unsichtbarer Puppenspieler ihre Bewegungen lenken, erhoben sie sich und kamen langsam auf Tulga zu.
    Er trat instinktiv einen Schritt zurück.
    »Nicht…«, flüsterte er – doch das Wort kam so leise über seine Lippen, dass es vom Knurren der Kinder übertönt wurde.
    Nicht. Kommt nicht näher.
    »Gruuh«, grollten die Kinder und stürzten sich auf Tulga.
    ***
    Fast zu spät überwand er seine Schrecksekunde und stürzte aus dem Zimmer.
    Das Trippeln von Kinderfüßen folgte ihm wie das Rascheln von Maisstauden, die unter der Brachialgewalt eines Maelwoorms abgeknickt wurden. Tulgas Herz schlug bis zum Hals, als er den Ausgang der Hütte erreichte. Schon tauchte Vins fragendes Gesicht vor ihm auf – als Tulga plötzlich eine kleine Hand an seinem Hosenbein fühlte, die ihn mit brutaler Härte stoppte und zu Boden stürzen ließ.
    »Tulga!«
    Vins überraschter Aufruf ging im Knurren und Krächzen der Schreckenskinder unter. Sie sprangen auf seine Brust, auf seine Beine, die speichelnassen Lippen geöffnet und die dünnen Finger wie gierige Klauen nach ihm ausgestreckt.
    »Nicht! Geht weg! Lasst mich in Ruhe!«
    Ohne darüber nachzudenken, was er tat, stieß er Rubo Anans sechsjährigen Sohn mit dem Fuß zurück, dass dieser gegen die Wand krachte. Sofort stand er wieder auf und näherte sich Tulga erneut mit jenen fauchenden, gierigen Lauten.
    Mit zwei, drei weiteren Schlägen verschaffte sich Tulga so viel Raum, dass er auf die Beine springen konnte. Noch immer hingen die Kinder an ihm und schnappten nach ihm. Tulga schleuderte sie von sich und stolperte zu Vin, der unschlüssig dastand und verwirrt auf die Szene starrte, die sich ihm bot.
    »Was ist los? Hast du Rubo gefunden?«
    Tulga sprang auf den Wagen. »Los, weg von hier!« Er ließ die Peitsche über den Rücken des Wakudas knallen, das träge den Kopf hob und sich dann gemächlich in Bewegung setzte.
    Tulga schlug erneut zu, immer und immer wieder, bis das Wakuda endlich
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