Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
VT08 - Anti-Serum

VT08 - Anti-Serum

Titel: VT08 - Anti-Serum
Autoren: Dario Vandis
Vom Netzwerk:
»Wo sind deine Geschwister?«, blaffte der Großmeister.
    Sisa breitete die Arme aus. »Ich habe keine Geschwister. Ich schwöre es. Wir bewirtschaften den Hof allein. Niemand hilft uns. Wir haben nur das Werkzeug und die Felder. Wir sind arme Bauern…«
    »Du lügst!«, brüllte Zuba und hob den Knüppel.
    Balan wollte sich dazwischen werfen, aber der Hüne stieß ihn mit einer lässigen Bewegung zurück.
    Balans Schädel schmerzte. Aus geschwollenen Augen stierte er auf die Rotte, die sich hinter dem Hünen formiert hatte. Abgerissene Gestalten. Menschen, die nichts besaßen und deshalb auch nichts zu verlieren hatten. Räuber und Mörder, die durch die umliegenden Bauernhöfe marodierten, von denen die meisten verlassen waren, seit der große Berg sein Feuer über die Landschaft gespuckt hatte.
    Der Hüne, der sich »Großmeister« schimpfte, schien der Anführer der Bande zu sein. Er sah Furcht erregend aus: Den Schädel kahl geschoren und das Gesicht unter einer Ledermaske verborgen, starrte er mitleidlos auf die Bauernfamilie herab. Unter der Maske trat ein kantiges Kinn hervor, das von einer Narbe gespalten war. Jedes Mal, wenn der Fremde den Mund bewegte, schien die Narbe zum Leben zu erwachen. Der schwarze Überwurf des Hünen bestand aus verschiedenen Flicken, die flüchtig aneinander genäht waren.
    Er starrte vor Schmutz und Flecken, und Balan hätte es nicht gewundert, wenn die meisten davon aus getrocknetem Blut bestanden. Durch die Löcher des Stoffes konnte man bei jeder Bewegung das geschmeidige Spiel der Muskeln erkennen.
    Balan zweifelte nicht daran, dass dieser Hüne ihm mit einer beiläufigen Bewegung das Genick zu brechen vermochte.
    Trotzdem würde er alles tun, um das Leben seiner Tochter und seiner Mutter zu schützen – selbst wenn er sein eigenes dafür hergeben musste!
    »Sie sagt die Wahrheit«, flüsterte er – und zuckte zusammen, als Großmeister Zuba erneut sein Schlagholz hob.
    »Bitte, Herr – es ist, wie meine Tochter sagte. Ich habe nur ein einziges Kind…«
    Wie gut, dass Tulga und Vin auf die Jagd gegangen sind. So gibt es vielleicht noch Hoffnung, dass sie rechtzeitig gewarnt werden.
    Vielleicht würden seine Söhne sogar Hilfe aus Muhnzipal holen können. Muhnzipal war groß, und manchmal waren dort Gardisten aus den Wolkenstädten stationiert.
    Balan stellte sich vor, wie die Garde des Kaiser über die Mörderbande hereinbrach wie der Zorn Gottes, sie gefangen nahm und an das hohe Gericht in Wimereux-à-l’Hauteur auslieferte. Wenn nur die Möglichkeit bestanden hätte, dass aus dem Wunsch Wirklichkeit wurde!
    Aber Balan wusste es besser. Die Gardisten waren weit weg, und selbst wenn sie von der marodierenden Bande erfuhren, war es fraglich, ob sie sich darum kümmern würden. Ein abgebrannter Bauernhof… was bedeutete das schon in diesen Zeiten? Vielleicht erfuhr der Kaiser nicht einmal davon. Seit der große Berg Feuer gespuckt hatte, waren die Dinge aus den Fugen geraten. Brennendes Gestein hatte die Gegend um die Große Grube überschwemmt. Balan hatte Gerüchte gehört, dass das Dorf Kilmalie von der Lava verschlungen worden war.
    Er konnte nicht beurteilen, ob das stimmte. Es interessierte ihn auch nicht. Er bewirtschaftete den Hof zusammen mit seiner Tochter und seinen Söhnen, und wenn die Ernte eingefahren war, schickte er Tulga und Vin nach Muhnzipal, wo sie den Mais an die Händler der Wolkenstädte verkauften.
    Balan hasste Menschenmassen. Er war froh, dass er seinen Flecken Land abseits der Dörfer besaß, auf dem er tun und lassen konnte, was er wollte.
    Jetzt allerdings hätte er sich gewünscht, ein Haus mitten auf dem Marktplatz von Muhnzipal zu besitzen.
    Der Großmeister trat einen Schritt vor und beugte sich zu Sisa herab, die furchtsam die Augen niederschlug. »So, du bist also das einzige Kind dieses alten Knackers da – und das soll ich dir glauben?«
    »Es ist so, Herr«, hauchte sie.
    »Zeig mir deine Hände!«
    Sisa gehorchte.
    Der Hüne betrachtete die Hände und zeigte ein hämisches Grinsen. »Hübsche Finger. Zarte Finger. Viel zu zart für die Arbeit auf dem Feld, die eigentlich von Männern erledigt werden müsste.«
    »Mein Vater arbeitet auf dem Feld«, sagte sie rasch.
    Zuba warf einen Blick zu Balan rüber. »Der Alte holt euch die Maisernte ein? Dann hat er wohl den Teufel im Leib, wie? Nur schade, dass man es ihm gar nicht ansieht.« Er trat zu Balan und tippte ihm mit dem Schlagholz gegen das Kinn.
    »He, Alterchen, in dir
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher