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VT07 - Niemandes Welt

VT07 - Niemandes Welt

Titel: VT07 - Niemandes Welt
Autoren: Dario Vandis
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scheinbar gelangweilt, doch mit jedem Wort steigerte sich sein Interesse. Offenbar freute er sich darauf, all seine Strategiepläne demnächst an einem echten Feind ausprobieren zu können.
    »Und diese Geschöpfe sollen tatsächlich nichtmenschlich sein?«, fragte er stirnrunzelnd. »Wo haben sie all die Jahre gelebt? Wovon haben sie sich ernährt?«
    »Wir wissen nur, dass sie nach dem Beben aus der Erde kamen, aus einer Spalte, die bei der Großen Grube aufbrach.«
    De Fouché schrak zusammen. »Die… Große Grube?«, fragte er nach.
    Marie war irritiert. »Sie müsste ihm ein Begriff sein, schließlich diente er vor einigen Jahren noch in diesem Teil des Reiches. Avignon-à-l'Hauteur hat nicht allzu weit entfernt ihren Liegeplatz.« Sie blickte zu ihrer Schwester Antoinette, die beflissen nickte.
    De Fouché schien sich wieder gefangen zu haben. Er nickte. »Ja, natürlich, ich erinnere mich.« Er holte tief Luft. »Was wurde bislang gegen diese Kreaturen unternommen?«
    »Man hat zwei Expeditionstrupps losgeschickt, um Prinzessin Lourdes zu befreien«, fuhr Marie in ihrem Bericht fort. »Sie sind beide nicht zurückgekehrt.«
    »Pah – Bauern! Eine Dummheit, sie mit einer solchen Aufgabe zu betrauen.«
    »Der zweite Trupp besteht aus zwanzig Gardisten!«, fuhr Antoinette auf. »Kriegsminister Wabo Ngaaba führt ihn an.«
    Wieder ging ein Ruck durch de Fouchés Körper, diesmal, als er den Namen seines unmittelbaren Vorgesetzten hörte. Wabo Ngaaba verkörperte all das, was de Fouché hasste. Am schlimmsten empfand er dabei Wabos bedingungslose Loyalität dem Kaiser gegenüber, die fast schon an Selbstaufgabe grenzte – kein Wunder natürlich, denn schließlich hatte ihm der Kaiser dieses alberne künstliche Metallbein geschenkt und ihn darüber hinaus trotz seiner Behinderung zum Kriegsminister ernannt.
    Ein Krüppel an der Spitze des Militärs! Er dagegen, de Fouché, war bei der Entscheidung schmählich übergangen worden. Dieser Augenblick der Demütigung, die mittlerweile viele Jahre zurücklag, hatte sich so tief in sein Gedächtnis gebrannt, dass de Fouché noch heute jedes Mal in Wut geriet, wenn er nur den Namen Wabo Ngaaba hörte.
    »Ich halte diese ganze Geschichte für ausgemachten Unsinn!«, sagte de Fouché unbeeindruckt. »Wahrscheinlich haben die Kilmalier den Zwischenfall mit den Gruh nur inszeniert, um von der unerwarteten Steuerprüfung abzulenken.«
    »Und die Toten?«, fuhr Antoinette auf. »Meine Schwester ist immer noch verschollen!«
    »Die Kilmalier haben sie beseitigt«, sagte de Fouché lapidar.
    »Ich habe eines dieser Wesen mit eigenen Augen gesehen!« beharrte Antoinette. »Will er behaupten, dass ich fantasiere?!«
    »Wenn ich einen Vorschlag zur Güte machen dürfte«, ließ sich Kanzler Goodefroot vernehmen und heftete seine Blicke erwartungsvoll auf Prinzessin Marie.
    »Sprich er«, forderte sie ihn auf.
    »Ich halte es bei der unsicheren Lage für das Beste, wenn wir einen Spähtrupp vorausschicken, der absichert, dass die Andockstation intakt ist. Auch wäre es wichtig zu wissen, ob Gruh in der Nähe ihr Unwesen treiben. Ich würde deshalb vorschlagen, einen Witveer[2] mit maximal drei Mann Besatzung los fliegen zu lassen.«
    »Eine gute Idee. Nehme er sich zwei Gardisten und führe er die Mission an, Kanzler.«
    »Ich?«, rief Goodefroot erschrocken. »Aber mit Verlaub, ich bin dafür vollkommen ungeeignet.«
    »Mache er sich nicht kleiner, als er ist«, sagte Marie spöttisch.
    »Die Gardisten unterstehen meinem Befehl«, erinnerte de Fouché pikiert. »Wäre es nicht besser, wenn ich den Trupp anführe?«
    »Nein, ihn brauche ich hier für die strategische Planung. Wir müssen drei Dörfer vor den Gruh beschützen, und wir haben nur begrenzt Waffen, Munition und Personal zur Verfügung. Da braucht es einen erfahrenen Strategen.«
    De Fouché schob die Brust heraus. »Ganz recht, Eure Excellenz.«
    Marie lächelte in sich hinein. Wie üblich reichte es, de Fouché ein bisschen Honig um den Mund zu schmieren, um ihn ruhig zu stellen. »Lasse er den Witveer startfertig machen«, wies sie Goodefroot an, »und verlasse er die Stadt noch heute Nacht. Morgen Vormittag, wenn wir unseren Zielpunkt erreichen, erwarte ich bereits seinen Bericht.«
    Goodefroot stand auf. »Ich wünsche den beiden Damen – und Ihnen selbstverständlich auch, verehrter Herr Sonderbeauftragter – eine geruhsame Nacht.«
    Damit drehte er sich um und eilte aus der Tür. De Fouché sah ihm stirnrunzelnd
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