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VT07 - Niemandes Welt

VT07 - Niemandes Welt

Titel: VT07 - Niemandes Welt
Autoren: Dario Vandis
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zu. Dann hob er die Armbrust und richtete sie auf die Nasenwurzel des Gruh. Der erkannte offenbar nicht, welche Gefahr ihm durch die Waffe drohte. Er holte mit der Linken aus, um Hauptmann Cris mit seiner Klaue den Hals zu zerfetzen.
    Wabo Ngaaba drückte ab. Der eiserne Pfeil bohrte sich zwischen die Augen des Grauhäutigen, der noch ein heiseres Krächzen hören ließ, bevor ihm Wabo einen Tritt versetzte, der den Gruh in der Tiefe verschwinden ließ.
    Inzwischen hatte einer der anderen Angreifer einem Gardisten mit einem faustgroßen Stein den Schädel gespalten und wühlte nun beide Hände in die tödliche Wunde an der Stirn. Der Schädelknochen barst mit einem hässlichen Knacken, als der Gruh die Wunde weiter aufriss.
    Nabuu reagierte ohne nachzudenken und trennte der Bestie mit einem Streich den Kopf vom Hals. Der Torso sackte über dem Leichnam des Gardisten zusammen.
    »Nicht übel, Junge!«, rief Wabo anerkennend.
    Zwei der anderen Gruh waren von den Gardisten an den Rand der Plattform gedrängt worden. Auf Ngaabas Befehl wurden sie mit einem Hagel Armbrustpfeile eingedeckt und stürzten ins Nichts.
    Blieben noch zwei. Einer schob sich gerade von hinten an Wabo Ngaaba heran und krallte sich in dem künstlichen Bein des Kriegsministers fest. Wabo reagierte auf den Angriff eher grimmig. Er zog seinen Säbel und stieß ihn mit einer aufwärtsgerichteten Bewegung durch den Rachen in das Gehirn des Ungeheuers, das sofort leblos zusammensackte.
    Auf Wabos Befehl sammelten sich die Gardisten an der Wand.
    »Sichert den Spalt!«, rief Ngaaba.
    Zwei der Gardisten richteten den Strahl ihrer Grubenlampen hinein. »Niemand zu sehen, Herr Minister.«
    Nabuu richtete den Blick auf den letzten verbliebenen Gruh, der in der Mitte der Plattform lag. Schwertstreiche hatten ihm beide Arme und ein Bein abgetrennt, was ihn jedoch nicht daran hinderte, sich mit einem heiseren Krächzen auf die Männer zuzuschieben.
    Nabuu rann eine Gänsehaut über den Rücken, während er die schreckliche Kreatur beobachtete. Sie hatte den Rachen weit geöffnet, sodass er die fauligen, angespitzten Vorderzähne erkennen konnte. Die Kreatur stieß keuchende Laute aus, ihre Augen waren blutunterlaufen und dunkel.
    »Männer, legt an!«, befahl Wabo.
    Dreizehn Armbrüste zielten auf den Gruh, dessen aufgerissener Rachen jetzt nur noch einen halben Meter von der Schuhspitze Wabos entfernt war. Der Kriegsminister stieß ihn mit einem Tritt an den Rand des Abgrunds.
    »Wartet!« Nabuu trat vor.
    »Zurück, Woormreiter!«, rief Hauptmann Cris. »Wage es nicht, einen Befehl des Ministers zu missachten!«
    Aber Nabuu scherte sich nicht darum, holte aus und trennte dem Gruh mit einem Schwerthieb den Kopf vom Rumpf. Der Oberkörper zuckte ein letztes Mal, der Kopf rollte über den Boden und fiel in die Tiefe. Aus der Halswunde sickerte nur ein Rinnsal zähflüssigen Blutes.
    »Befehlsverweigerung!«, geiferte Hauptmann Cris und baute sich vor Nabuu auf. »Ihr müsst ihn bestrafen, Herr Minister!«
    Wabo Ngaaba runzelte die Stirn. »Erkläre dich, Junge. Warum hast du meinem Befehl missachtet?«
    »Wir sollten sparsam mit unserer Munition umgehen«, sagte Nabuu mit fester Stimme. »Wenn der tote Gruh in den Abgrund stürzt, sind die Pfeile für immer verloren.«
    Wabo hob anerkennend die Brauen. »Ein richtiger Gedanke. Trotzdem werde ich es nicht noch einmal dulden, dass du dich einem Befehl widersetzt. Haben wir uns verstanden?«
    Nabuu nickte.
    Ngaaba schickte einen Blick in die Runde. »Wie viele Tote und Verletzte?«
    »Fünf Tote, Herr Minister«, erwiderte einer der Gardisten. »Drei von uns sind verletzt, allerdings nur leicht.«
    Unter den Leichtverletzten war auch Hauptmann Cris. Mehr als die Wunde allerdings machte ihm die Tatsache zu schaffen, dass Nabuu für sein Verhalten vom Kriegsminister auch noch indirekt gelobt worden war.
    »Stellt die Pfeile sicher«, befahl Wabo Ngaaba. »Wir marschieren weiter.«
    Bevor sie die Plattform verließen, richtete Nabuu den Blick ein letztes Mal nach oben, auf den Ausgang des Schachtes, der ungefähr hundert Meter über ihnen nur noch als winziges Licht zwischen gezacktem Felsgestein zu erkennen war.
    Es musste jetzt kurz nach Sonnenuntergang sein.
    Nabuu fasste den spärlichen Lichtquell genau ins Auge. Ohne Wehmut und mit einer Ruhe, die ihn selbst überraschte, stellte er fest, dass es wahrscheinlich das letzte Mal war, dass er das Tageslicht zu Gesicht bekam.
    ***
    ***
    ***
    »Ich verbitte mir eine
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