Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
VT07 - Niemandes Welt

VT07 - Niemandes Welt

Titel: VT07 - Niemandes Welt
Autoren: Dario Vandis
Vom Netzwerk:
Durch unzählige Gänge und Korridore hatten sie ihn geschafft, hinauf und hinunter, bis sich schließlich ein Loch vor seinen Füßen aufgetan hatte, in das sie ihn einfach hineinwarfen.
    Ach, Lourdes!
    Er bereute nicht, dass er das unterirdische Labyrinth betreten hatte, um die Prinzessin zu retten. Er hatte das einzig Richtige getan. Er war nur zu schwach gewesen, um seine Aufgabe zu erfüllen. Seine Fäuste ballten sich, dass die spröde, von Kratzern übersäte Haut über seinen Fingerknöcheln spannte. Sollten sie nur kommen und ihn holen!
    Kinga stieß einen klagenden Laut aus.
    Er verlor den Verstand. Vielleicht wurde er ja gerade selbst zu einem Gruh, nur weil er seit Tagen keinen Lichtstrahl gesehen hatte und die Hoffnung auf Rettung längst erloschen war.
    Sein Klagen steigerte sich zu einem wütenden Schrei. Er schlug mit den Fäusten gegen die feuchten Felswände, bis das Blut an seinen Händen herab lief. Er spürte den Schmerz nicht. Er sah nur Lourdes vor sich – und das, was diese Monster mit ihr gemacht hatten.
    »Kommt nur!«, brüllte er außer sich vor Zorn, dass es von den nackten Wänden widerhallte. »Kommt nur her! Ich werde euch vernichten! Ich werde euch in Stücke reißen und an die Maelwoorms verfüttern…!«
    Aber die Gruh kamen nicht.
    Er wusste nicht mal, ob sie ihn hörten.
    Das Einzige, was irgendwann zu ihm kam, war die Stimme.
    ***
    ***
    ***
    »En garde!« Marie stieß die Luft aus und nahm die Grundstellung ein, die bei Beginn des Fechtkampfes verlangt wurde: das rechte Bein leicht nach vorn gestellt, den linken Fuß im rechten Winkel nach außen zeigend. Der Waffenarm wies gerade nach vorn, die Klinge des Floretts blitzte im künstlichen Licht, das den Saal erhellte.
    Pierre de Fouché, der Sonderbeauftragte für Militärisches von Orleans-à-l'Hateur, fackelte nicht lange. Seine Florettspitze stieß nach vorn, und fast zu spät erkannte Marie, dass es nur eine Finte gewesen war. Zum Schein wehrte sie den Stoß ab – und hatte richtig spekuliert. Sofort darauf folgte der eigentliche Angriff. De Fouché fuhr einen Coupé und zählte darauf, dass Marie überrascht sein würde. Doch sie parierte und nahm sofort wieder die Grundstellung ein.
    Sie hörte, wie de Fouché unter der Maske schnaufte – wohl mehr aus Verärgerung, denn aus Erschöpfung. Er war ein erfahrener Kämpfer und würde sich nicht so leicht in die Defensive drängen lassen.
    De Fouché war ein Mann Ende vierzig, an dessen durchtrainiertem Körper sich kein überflüssiges Gramm Fett befand. Für einen Mann seines Alters war er hervorragend in Form, und seine Reflexe nötigten Marie wie immer höchsten Respekt ab.
    Sie wehrte einen weiteren Angriff ab und ging ihrerseits in die Offensive. De Fouché wurde von dem Riposte überrascht und kassierte einen Treffer.
    »Touché!«, erscholl die Stimme von Kanzler Goodefroot, der seinen massigen Leib in den Schiedsrichtersessel gequetscht hatte und den Kampf mit leuchtenden Augen verfolgte. Marie kicherte lautlos. De Fouché riss sich die Maske herunter, die seinen Schädel mit dem frühzeitig ergrauten Haarkranz schützte. Sein Gesicht war rot vor Ärger, und die verschwitzten Haare klebten ihm an der Stirn. »Lerne er endlich die Regeln!«, fauchte er den zusammenzuckenden Kanzler an. »Oder hat er noch nie etwas vom Angriffsrecht des Floretts gehört?«
    Maries Stimme drang dumpf unter der Schutzmaske hervor. »Rede er nicht so viel, Herr Sonderbeauftragter. Oder hat er etwa Angst um seine Punkte?«
    De Fouché warf ihr einen kühlen Blick zu. »Verzeiht meinen Ungestüm, Eure Excellenz, aber dieser Kretin da ist nicht in der Lage, ein Florett von einem Degen zu unterscheiden.«
    »Das ist ein hübsches Stichwort«, säuselte sie. »Dann nehmen wir ab jetzt den Degen.«
    »Eure Excellenz!«, entfuhr es Kanzler Goodefroot. »Das ist viel zu gefährlich!«
    De Fouché runzelte die Stirn. »Ist das Euer letztes Wort, Excellenz?«
    Marie wechselte die Waffen und sprang zurück auf die Fechtbahn. »Ich hoffe, dass es nicht sein letztes Wort ist, Herr Sonderbeauftragter.«
    Das ließ sich de Fouché nicht zwei Mal sagen. Er stellte das Florett in die Ecke und schnappte sich seinen Degen, der im Gegensatz zum Florett nicht über einen Spitzenschutz verfügte. Dann stülpte er sich den Gesichtsschutz über und begab sich Marie gegenüber auf die Planche in Angriffsstellung.
    »En garde!«, rief Goodefroot wenig begeistert.
    De Fouché hatte Recht. Goodefroot verstand vom
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher