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Vorstandssitzung im Paradies

Vorstandssitzung im Paradies

Titel: Vorstandssitzung im Paradies
Autoren: Arto Paasilinna
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Fluggesellschaft aufgestickt. Ich kannte es, es gehörte einer der beiden Stewardessen. Ich freute mich über den Fund, aber dann kam mir der Gedanke, dass diese Kopfbedeckung vielleicht das Einzige war, was von der Frau an den Strand gespült worden war. Eine schlimme Vorstellung, dass die Trägerin des Käppis im Ozean ertrunken war.
    Ich steckte das Käppi in die Tasche und ging weiter. Nach mehreren hundert Metern stieß ich auf die Fußabdrücke eines Menschen. Ich sah sofort, dass sie von einer Frau stammten, denn sie waren ziemlich klein. Erst war die Frau in Absatzschuhen am Wasser entlanggelaufen, aber bald hatte sie die Schuhe ausgezogen und ihren Weg in Strumpfhosen fortgesetzt. Nach einer weiteren Strecke hatte sich die Wanderin auch der Strumpfhose entledigt und sie weit von sich geschleudert, ich entdeckte sie am Rande des Dschungels.
    Ich stopfte die Strumpfhose zu dem Käppi in die Tasche und folgte eilig den weiblichen Spuren. Es war, als wären mir neue Kräfte gewachsen, ich spürte keine Müdigkeit mehr.
    Am Nachmittag traf ich die Frau.
    Ich erinnerte mich, dass eine der Stewardessen brünett und die andere blond gewesen war, und hatte bereits überlegt, welche der beiden die Spuren im Sand hinterlassen haben mochte, jetzt sah ich, dass es die brünette gewesen war. Ich eilte im Laufschritt zu ihr.
    Die Frau war zu Tode erschöpft. Sie lag am Ufer, das braune Haar im Sand, das Gesicht dem Dschungel zugewandt. Die Wellen spülten über ihren Po, aber sie schien sich nicht darum zu kümmern. Sie war weit mehr geschwächt als ich.
    Ich stellte mich mit meinem Namen vor. Sie drehte den Kopf und lächelte schwach. Dann fragte sie leise: »Könnten Sie mir Wasser geben?«
    Ich schleppte sie an den Rand des Dschungels, schöpfte mit den Händen Wasser und brachte es ihr. Sie trank gierig und schien sich ein wenig zu erholen, sie setzte sich auf, strich sich durchs Haar und lächelte. Dann sagte sie: »Ich heiße Cathy McGreen.« Ich wusste nicht recht, was ich machen sollte. Ich hatte nichts, was ich der erschöpften Frau anbieten konnte, oder doch?! Ich zog das Käppi aus der Tasche und reichte es ihr. Sie wunderte sich, als sie es sah, stellte aber keine Fragen, sondern drückte es zurecht und setzte es auf.
    Dann holte ich die Strumpfhose heraus und reichte sie ihr ebenfalls.
    Plötzlich kam ich mir idiotisch vor und zog die Hand zurück, ich steckte die Strumpfhose wieder in die Tasche und stand auf. Ich wusste nicht, was schief gelaufen war, auf jeden Fall aber hatte ich mich wie ein Trottel benommen. Ich blickte aufs Meer und knetete die Strumpfhose in meiner Tasche in der Hand.
    Die junge Frau sorgte geschickt dafür, dass sich die Situation entkrampfte. Sie sagte, dass es lieb von mir wäre, wenn ich ihre Strumpfhose weiter in der Tasche trüge, da ich einmal über eine solche verfügte. Dazu lächelte sie freundlich.
    Ich schlug ihr vor, dass wir gemeinsam den Weg nach Osten fortsetzten, und erzählte, dass ich bereits ziemlich weit in westlicher Richtung unterwegs gewesen war, aber niemanden getroffen hatte.
    Ich half ihr beim Aufstehen, und dann gingen wir los. Obwohl sie sehr erschöpft war, konnte sie sich immer hin auf den Beinen halten. Wir schleppten uns über viele Stunden den Strand entlang. Ich trug ihre Rettungsweste und holte ihr hin und wieder in der hohlen Hand Wasser. Wir redeten nicht viel. Sie stützte sich beim Gehen auf mich, und so kamen wir vorwärts.
    Es wurde Abend, und wir legten uns in den Sand. Der tropische Sternenhimmel strahlte über uns, aber wir hatten nicht die Kraft, ihn lange zu bewundern, sondern schliefen erschöpft ein. Am Morgen setzten wir unsere mühselige Wanderung fort.
    Wir waren bereits völlig entkräftet, als wir endlich auf Menschen trafen. Es waren viele, sie umringten uns, gaben uns Wasser, und irgendjemand steckte mir etwas in den Mund, wahrscheinlich Kekse. Dann trug man uns in den Schatten. Ehe ich einschlief, spürte ich, wie mir jemand die Hose herunterstreifte. Am Nachmittag wurden wir geweckt und bekamen wieder zu essen. Wir waren die letzten der geretteten Flugzeuginsassen, wie man uns erzählte.

4
    Am nächsten Morgen fühlte ich mich wieder hundeelend, der Hunger machte mir weiter zu schaffen. Trotzdem hatte sich die Situation im Vergleich zu den vergangenen Tagen gebessert, wir waren als Gruppe zusammen.
    Wir waren insgesamt achtundvierzig Personen, sechsundzwanzig Frauen und zweiundzwanzig Männer. Man erzählte mir, dass zwei
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