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Vorkosigan 16 Geschenke zum Winterfest

Vorkosigan 16 Geschenke zum Winterfest

Titel: Vorkosigan 16 Geschenke zum Winterfest
Autoren: Lois McMaster Bujold
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Raums, ging hinüber und schaute etwas unsicher auf den Teil von ihr, den der Spiegel wiedergab. »Dann wirkt es?«
    »Ausgesprochen Furcht erregend«, beteuerte Roic.
    Roic fing einen wütenden Blick von Lady Alys hinter Tauras Rücken auf. Ihre Lippen formten die Worte Nein, Sie Idiot! Er versank eingeschüchtert in Schweigen.
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    »Oh.« Tauras fangzahnbewehrtes Lächeln floh. »Aber ich errege ohnehin schon Furcht bei den Menschen. Menschen sind so zerbrechlich. Wenn man einen guten Griff hat, dann kann man ihnen direkt den Kopf abreißen. Ich möchte anziehend … auf jemanden wirken. Zur Abwechslung. Vielleicht sollte ich doch dieses pinkfarbene Kleid mit den Schleifen nehmen.«
    »Wir waren uns doch einig, dass dieser naive Look für viel jüngere Mädchen geeignet ist«, flötete Lady Alys geschmeidig.
    »Sie meinen kleinere.«
    »Es gibt mehr als nur eine Art Schönheit. Die Ihre braucht Würde. Ich würde mich nie mit pinkfarbenen Schleifen schmücken«, warf Lady Alys ein, ein wenig verzweifelt, wie es Roic schien.
    Taura beäugte sie, sie schien davon beeindruckt zu sein.
    »Nein … vermutlich nicht.«
    »Sie werden einfach für tapferere Männer anziehend sein.«
    »Oh, das weiß ich.« Taura zuckte die Achseln. »Ich hatte nur … gehofft, ich bekäme einmal eine größere Auswahl.« Leise fügte sie hinzu: »Jedenfalls ist er jetzt in festen Händen.«
    Welcher er?, musste sich Roic fragen. Sie klang, als sei sie sehr traurig deshalb. Ein sehr großer Verehrer, der jetzt von der Bildfläche verschwunden war? Größer als Roic?
    Männer von der Art gab es hier nicht viele.
    Lady Alys rundete den Nachmittag ab, indem sie ihre neue Protégée in eine exklusive Teestube führte, die viel von Matronen der hohen Vor besucht wurde. Dabei ging es
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    ihr zum Teil um Nachhilfeunterricht, zum Teil um das Auftanken von Tauras heftigem Stoffwechsel. Während die Bedienung Gericht um Gericht brachte, bot Lady Alys einen lebhaften Strom an gutem Rat über alles an, angefangen vom anmutigen Aussteigen aus einem Bodenwagen in beengender Kleidung über die richtige Haltung und die Tischsitten bis zu den Feinheiten der gesellschaftlichen Ränge der Vor.
    Roic, den Lady Alys als Übungsgentleman abkommandiert hatte, stellte fest, dass er sich selbst ein paar scharfe Korrekturen gefallen lassen musste. Zuerst kam er sich sehr auffällig und linkisch vor, bis ihm klar wurde, dass er neben Taura genauso gut hätte unsichtbar sein können.
    Wenn sie Seitenblicke von anderen Gästen auf sich zog, so wurden doch die Kommentare leise oder entfernt genug abgegeben, sodass er nicht gezwungen war, sie zu bemerken; außerdem war Tauras Aufmerksamkeit völlig auf ihre Mentorin gerichtet. Anders als Roic brauchte sie keine Anweisung zweimal zu bekommen.
    Als Lady Vorpatril sich entfernte, um sich mit der Oberkellnerin über irgendein Detail zu beraten, beugte sich Taura vor und flüsterte: »Sie ist sehr gut darin, nicht wahr?«
    »Ja, sie ist die Beste.«
    Mit einem befriedigten Lächeln lehnte sich Taura zurück. »Miles’ Leute sind allgemein die besten.« Sie betrachtete Roic taxierend.
    Eine Bedienung führte eine gut gekleidete Vor-Matrone mit einem Mädchen etwa in Nikkis Alter vorbei an ihrem Tisch zu deren Plätzen. Das Mädchen blieb stehen und starrte Taura an. Sie hob die Hand und zeigte erstaunt.
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    »Mama, schau mal, die riesige …«
    Die Mutter nahm die Hand, warf den beiden einen beunruhigten Blick zu und begann das Kind flüsternd zu ermahnen, dass es nicht höflich sei auf jemanden zu zeigen.
    Taura schenkte dem Mädchen ein großes freundliches Lächeln. Doch das war ein Fehler …
    Das Mädchen schrie auf und vergrub sein Gesicht in den Röcken der Mutter, an denen es sich verzweifelt festhielt.
    Die Frau warf Taura einen wütenden, erschrockenen Blick zu und drängte das Mädchen weg, nicht in Richtung auf den vorgesehenen Tisch, sondern zum Ausgang. Am anderen Ende der Teestube schnellte Lady Alys’ Kopf herum.
    Roic schaute wieder auf Taura, dann wünschte er sich, er hätte es nicht getan. Ihr Gesicht war erstarrt, entsetzt, dann sackte es voll Kummer zusammen; sie schien nahe daran zu sein, in Tränen auszubrechen, fing sich aber wieder mit einem tiefen Atemzug, den sie einen Moment lang anhielt.
    Gespannt zum Sprung – wohin? – lehnte sich Roic stattdessen hilflos auf seinem Stuhl zurück. Hatte Mylord ihn nicht besonders angewiesen, er solle so etwas verhindern?
    Schluckend brachte
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