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Patterson, James - Alex Cross 03 - Sonne, Mord und Sterne

Titel: Patterson, James - Alex Cross 03 - Sonne, Mord und Sterne
Autoren: James Patterson
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DIE SPIELE BEGINNEN
I
    Sam Harrison schwang seinen gelenkigen Körper aus dem silberblauen Ford Aerostar, den er auf der Q Street im Washingtoner Stadtteil Georgetown geparkt hatte. Horrorgeschichten und -spiele sind nicht umsonst so beliebt, überlegte er, als er den Wagen abschloss und die Alarmanlage aktivierte. Nicht die harmlosen Spielchen und die schaurig-schönen Gruselgeschichten, die wir als Kinder abends am Lagerfeuer genossen haben. Nein, die Horrorgeschichten im wirklichen Leben, die uns heutzutage auf Schritt und Tritt begegnen.
    Jetzt erlebe ich selbst eine. Ich werde an dem Grauen teilhaben. Wie einfach es doch ist. Wie schrecklich, wie erschreckend leicht tritt man über die Schwelle hinein in die Finsternis.
    Seit zwei Wochen hatte er Daniel Fitzpatrick beschattet. Der Job hatte ihn nach New York City geführt, nach London, nach Boston und nun hierher nach Washington, D.C. Heute Abend würde er diesen Senator der Vereinigten Staaten töten. Kaltblütig, wie bei einer Exekution. Niemand würde herausfinden können, weshalb der Mord verübt worden war. Niemand würde auch nur einen bedeutenden Hinweis finden.
    Das war die erste und wichtigste Regel des Spiels. Des Spiels der Spiele.
    Jack und Jill.
    Was Fitzpatrick betraf, war die Observierung in vielerlei Hinsicht die Bilderbuchbeschattung eines Promis. Als Harrison gegenüber von Haus Nummer 211, Q Street seinen Beobachtungsposten bezog, sah er wieder einmal den Beweis dafür.
    Doch bei genauerer Betrachtung gab es Unterschiede zu früheren Beschattungen. Denn diesmal würde Harrison sehr viel mehr tun, sehr viel Schlimmeres, als Fitzpatrick bloß unbemerkt zu observieren, wenn der Senator im Monocle , seiner Lieblingsbar in Washington, eine widerwärtige Menge Glenlivet-Cocktails in sich hineinschüttete. Nein, diesmal war es Wahnsinn; das wusste Sam Harrison. Der helle Wahnsinn. Nicht dass er sich selbst für verrückt hielt. Er glaubte bloß an die Gesetze des Glücksspiels.
    Und da – keine zehn Meter entfernt auf der glänzend nassen Straße – war Daniel Fitzpatrick. Pünktlich wie die Maurer. Jedenfalls pünktlich genug.
    Sam Harrison beobachtete, wie der Senator steif aus dem glänzenden marineblauen 96er Jaguar-Coupé stieg. Er trug ein graues Jackett und ein seidenes Halstuch mit türkischem Muster. Eine schlanke Frau in schwarzem Kleid war bei ihm. Sie lachte über irgendeine Bemerkung Fitzpatricks, wobei sie den Kopf wie eine wunderschöne rassige Stute in den Nacken warf. Ihr warmer Atem kondensierte in der kalten Abendluft.
    Sam Harrison konzentrierte sich. Du musst immer zweimal Maß nehmen. Oder fünfmal, falls nötig. Ein letztes Mal prägte er sich sämtliche Details ein. Um Viertel nach elf war Harrison in Georgetown eingetroffen. Er sah aus, als gehöre er in diese elegante, mondäne Gegend um die Q Street. Für die Rolle, die er spielen würde, besaß er genau das richtige Aussehen.
    Es war eine sehr bedeutende Rolle in einem sehr bedeutenden Stück, einem der bedeutendsten in der Geschichte Amerikas oder – wie manche sagen würden – im Theater Amerikas.
    Auf alle Fälle eine Hauptrolle.
    Für diese Rolle trug er eine Hornbrille. Sonst trug er nie eine Brille. Er brauchte keine.
    Sein Haar war hellblond. Es war nicht von Natur aus blond.
    Er nannte sich Sam Harrison. Er hieß nicht Sam und auch nicht Harrison.
    Anlässlich dieses besonderen Abends hatte er einen weichen schwarzen Rollkragenpullover aus Kaschmir gewählt, dazu eine anthrazitfarbene Hose mit makellosen Bügelfalten und Aufschlägen sowie hellbraune Halbschuhe. Dabei legte er gar keinen Wert auf schicke Sachen. Sein dichtes Haar war kurz geschnitten, ähnlich wie der Schauspieler Kevin Costner es in dem Film Bodyguard getragen hatte – einer der Filme, die Harrison am wenigsten mochte. Er hatte einen kleinen schwarzen Matchbeutel dabei, den er wie einen Kommandostab schwang, als er schnell und entschlossen auf Haus Nummer 211 zuschritt. Im Beutel befand sich ein Camcorder.
    Eine Viertelstunde vor Mitternacht betrat er das Haus Nummer 211 durch einen dunklen Lieferanteneingang, in dem es durchdringend nach Ammoniak, Staub und Verfall roch. Er stieg in den dritten Stock hinauf, wo der Senator seine Wohnung, sein Arbeitszimmer und sein Liebesnest in der Hauptstadt hatte.
    Zehn Minuten vor Mitternacht stand Harrison vor der Tür zu Daniel Fitzpatricks Apartment, Nummer 4 J. Er war ziemlich pünktlich. So weit, so gut. Alles lief genau nach Plan.
    Die auf
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