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Patterson, James - Alex Cross 03 - Sonne, Mord und Sterne

Titel: Patterson, James - Alex Cross 03 - Sonne, Mord und Sterne
Autoren: James Patterson
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Polizeischeinwerfer erzeugten, dröhnte Rapmusik mit dumpfen Bässen.
    Sampson und ich bahnten uns einen Weg durch die verängstigte, beunruhigte Menge. Irgendein Superschlauer murmelte: »Alles paletti, Chief?«, und riskierte, die passende Antwort von mir zu bekommen. Die Schule war rundum mit gelben Klebebändern abgesperrt.
    Mit einssiebenundachtzig bin ich nicht so groß wie Mount John, aber auch ein Hüne. Wenn wir an einem Tatort erscheinen, sind wir ein beachtliches Paar: Sampson mit dem großen, kahl geschorenen Schädel und im schwarzen Ledermantel. Ich für gewöhnlich in einer grauen Trainingsjacke aus Georgetown. Schulterholster unter der Jacke. Passend gekleidet für das Spiel, das ich spiele. Es heißt Kurzer Prozess.
    »Dr. Cross ist gekommen«, hörte ich einige Zuschauer in der Menge leise murmeln. Mein Name wurde genannt, aber ich hörte gar nicht hin. Ich versuchte die Stimmen zu ignorieren, so gut ich konnte. Sie aus meinem Bewusstsein zu verdrängen. Offiziell war ich stellvertretender Chief of Detectives, aber in letzter Zeit arbeitete ich meist auf den Straßen. Ich wollte es so. Es musste sein. Und es war eine interessante Zeit für mich. Ich hatte so viele Morde, so viel Gewalt gesehen, dass es für ein ganzes Leben reichte. Ich dachte ernsthaft darüber nach, wieder eine Privatpraxis als Seelenklempner zu eröffnen. Ich dachte über vieles nach.
    Sampson tippte mir leicht auf die Schulter. Er spürte, dass es mir verdammt zu schaffen machte. Er sah, dass es mir vielleicht zu sehr an die Nieren ging. »Alles okay, Alex?«
    »Alles bestens«, log ich zum zweiten Mal an diesem Morgen.
    »Ja, sicher, Kleiner. Dir geht’s immer bestens, auch wenn du dich beschissen fühlst. Du bist der Drachentöter, stimmt’s?«, sagte Sampson kopfschüttelnd.
    Aus dem Augenwinkel sah ich eine junge Frau mit einem schwarzen Sweatshirt, auf dem mit weißen Lettern stand: Ich werde dich immer lieben, Tysheika. Manchmal trugen Leute aus der Gegend diese dunklen Hemden zu den Beerdigungen ermordeter Kinder. Meine Großmutter, Nana Mama, hatte eine ansehnliche Sammlung von den Dingern.
    Dann fiel mir etwas anderes ins Auge. Eine Frau stand ein Stück abseits von der Menge unter den geisterhaften Ästen einer winterkahlen Ulme. Die Frau passte irgendwie nicht zu den Leuten aus dieser Gegend. Sie war groß und sah sehr gut aus. Sie trug einen Regenmantel mit Gürtel über einer Jeans und flache Schuhe. Hinter ihr sah ich einen blauen Wagen. Einen Mercedes.
    Das ist sie. Das ist die richtige Frau für dich. Der verrückte Gedanke kam aus dem Nichts und erfüllte mein Hirn mit plötzlicher, höchst unangebrachter Freude.
    Ich nahm mir vor, herauszufinden, wer die Frau war.
    Aber erst einmal wurde es Zeit, dass ich die Sache hier in die Hand nahm. Ich blieb stehen, um mit einem eifrigen jungen Beamten von der Mordkommission zu reden. Er trug einen roten Kangol-Hut zu einem braunen Sportjackett und einer braunen Strickkrawatte.
    »Man kann einen Tag wirklich schöner beginnen, nicht wahr, Alex?«, sagte Rakeem Powell, als ich zu ihm trat. »Oder ihn beenden – wie in meinem Fall.«
    Ich nickte. »Ja, was Schlimmeres kann ich mir auch nicht vorstellen.« Mir war übel. »Was wissen Sie bis jetzt, Rakeem? Irgendwas Handfestes, an das wir uns halten können? Ich muss alles wissen.«
    Der Detective warf einen Blick auf seinen kleinen schwarzen Notizblock. Er blätterte darin. »Das kleine Mädchen heißt Shanelle Green. Sehr beliebt. Ein süßes Ding, so viel ich bisher gehört habe. Sie ging hier in der Truth in die erste Klasse. Wohnte zwei Querstraßen von der Schule entfernt in Northfield Village. Beide Eltern sind berufstätig. Sie ließen das Mädchen immer allein nach Hause gehen. Nicht besonders klug, aber was soll man machen? Sie kamen heute nach Hause, aber Shanelle war nicht da. Gegen zwanzig Uhr haben sie das Mädchen als vermisst gemeldet. Da drüben sind die Eltern.«
    Ich schaute hinüber. Die zwei waren selbst noch halbe Kinder. Sie sahen völlig gebrochen aus, am Boden zerstört. Ich wusste, sie würden nach dieser grauenvollen Nacht nie wieder dieselben sein. Das konnte niemand.
    »Einer der beiden verdächtig?«, musste ich fragen.
    Rakeem schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht, Alex. Shanelle war ihr Leben.«
    »Überprüfen Sie bitte die Eltern, Rakeem. Beide. Wie ist das Mädchen hier auf den Schulhof gekommen?«
    Powell seufzte. »Das ist die erste Frage, die wir nicht beantworten können. Wo sie
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