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Patterson, James - Alex Cross 03 - Sonne, Mord und Sterne

Titel: Patterson, James - Alex Cross 03 - Sonne, Mord und Sterne
Autoren: James Patterson
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Kyle. »Das System wehrt sich wild entschlossen gegen Veränderung und Störenfriede.«
    Ich runzelte die Stirn, nickte jedoch. »Ich werde es nicht vergessen. Danke für Ihre Hilfe.«
    Kyle streckte mir seine Rechte entgegen. Wir schüttelten uns kräftig die Hände.
    »Zu viele logische Verdächtige«, sagte ich. »Gehört das auch zu dieser widerlichen, beschissenen Intrige? Ist es ihre Idee, alles im hellen Tageslicht zu vertuschen?
    Es würde mich nicht überraschen. Mich überrascht gar nichts mehr. Und jetzt fahre ich nach Hause zu meinen Kindern«, erklärte ich.
    »Was Besseres kann ich mir nicht vorstellen«, sagte Kyle lächelnd und bedeutete mir mit einer Handbewegung, endlich zu gehen.
114.
    Ich fuhr nach Hause und spielte mit den Kindern. Ich versuchte, für sie da zu sein. Aber immer wieder tauchte vor mir das Gesicht Thomas Byrnes’ auf. Gelegentlich sah ich auch die niedliche kleine Shanelle Green oder Vernon Wheatley, ja sogar den armen George Johnson, Christines Ehemann. Ich sah Jeanne und Brett Sterling als Leichen auf den glänzenden Stahltischen im Lorton Jail liegen.
    In den folgenden Tagen arbeitete ich ein paar Stunden in der Suppenküche von St. Anthony. Dort bin ich »Mr. Erdnussbutter«, weil ich die Butter und gelegentlich den einen oder anderen Rat an diejenigen verteile, die weniger glücklich dran sind als ich. Diese Arbeit macht mir wirklich Freude. Ich bekomme mehr zurück, als ich gebe.
    Aber ich konnte mich nicht richtig konzentrieren. Ich war anwesend, und doch war ich im Geist woanders. Die Vorstellung, dass es keine Regeln gab, steckte mir wie eine Gräte im Hals. Ich drohte daran zu ersticken. Es gab tatsächlich zu viele Verdächtige, um alle zu verfolgen und letztendlich den Mord an Thomas Byrnes zu klären. Es gab Grenzen: Ein Cop in Washington hatte zwar umfassende, aber keine allumfassenden Möglichkeiten, in einem solchen Fall zu ermitteln. Es ist jetzt vorbei, sagte ich mir immer wieder – abgesehen von dem, was ich stets in mir tragen werde.
    Vorige Woche saß ich abends noch spät im Wintergarten und kratzte Rosie den Rücken. Die Katze schnurrte leise. Ich überlegte, ob ich Klavier spielen sollte, ließ es aber bleiben. Kein Billie Smith, kein Gershwin, kein Oscar Peterson. Die Ungeheuer, die Furien, die Damonen trieben in meinem Kopf ihr Unwesen. Sie kamen in allen denkbaren Gestalten und Größen, in allen Geschlechtern, aber es waren menschliche Ungeheuer. Es war Dantes Göttliche Komödie , sämtliche neun Kreise, und wir alle lebten hier zusammen.
    Schließlich begann ich doch Klavier zu spielen. Ich spielte »Star Dust« und anschließend »Body and Soul«. Rasch war ich in den herrlichen Klängen versunken. Ich dachte nicht mehr an den Anruf, den ich im Lauf der Woche erhalten hatte. Man hatte mich vom Polizeidienst suspendiert. Es war eine Disziplinarmaßnahme. Ich hatte meinen Vorgesetzten geschlagen, Chief George Pittman.
    Ja, das hatte ich. Schuldig im Sinn der Anklage. Na und? Und was jetzt?
    Ich hörte ein Klopfen an der Tür zum Wintergarten. Dann noch einmal.
    Ich erwartete keinen Besuch und wollte auch niemanden sehen. Ich hoffte, es wäre nicht Sampson. Für Besucher war es wirklich zu spät.
    Ich griff nach meiner Waffe. Reflexhandlung. Macht der Gewohnheit. Eine grauenvolle Gewohnheit, wenn man es recht bedachte.
    Ich erhob mich von der Klavierbank und ging zur Tür, um zu sehen, wer da Einlass begehrte. Nach all den schlimmen Dingen, die sich ereignet hatten, rechnete ich beinahe damit, den Mörder Gary Soneji zu sehen, der gekommen war, um endlich mit mir abzurechnen – oder zumindest sein Glück zu versuchen.
    Ich öffnete die Tür – und lächelte sofort. Nein, ich strahlte.
    In meinem Kopf flammte ein Licht auf – wieder auf. Was für eine nette Überraschung! Sofort fühlte ich mich viel, viel besser.
    Es geschah einfach. Mein Kummer und Leid waren wie weggeblasen.
    »Ich konnte nicht schlafen«, sagte Christine Johnson. Ich erinnerte mich, dass ich diese Worte einmal bei ihr benutzt hatte.
    Dann fiel mir Damons Spruch ein: Sie ist sogar noch zäher als du, Daddy.
    »Hallo, Christine, wie geht es Ihnen? Herrgott, bin ich froh, dass Sie es sind«, flüsterte ich.
    »Und nicht wer sonst?«, fragte sie.
    »Jeder andere«, antwortete ich.
    Ich nahm Christines Hand. Wir gingen hinein in das Haus an der Fünften Straße.
    Mein Heim.
    Wo es immer noch Regeln gibt und wo alle sicher sind. Auch der Drachentöter lebt und fühlt sich
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