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Patterson, James - Alex Cross 03 - Sonne, Mord und Sterne

Titel: Patterson, James - Alex Cross 03 - Sonne, Mord und Sterne
Autoren: James Patterson
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Hochglanz polierte Tür aus Mahagoni öffnete sich direkt vor seiner Nase.
    Er blickte die aschblonde Frau an. Sie war schlank, sehnig und elegant. Eigentlich wirkte sie von nahem unscheinbarer als aus der Entfernung. Es war dieselbe Frau, die mit Fitzpatrick aus dem blauen Jaguar gestiegen war. Die Frau, die hinkte.
    Von einer goldenen Haarspange, eine Löwin von einem Besuch im Museum of Modern An in New York , und einer goldenen Halskette abgesehen, war sie fantastisch nackt.
    »Jack«, flüsterte sie.
    »Jill«, sagte er und lächelte.
PROLOG
II
    In einem anderen Stadtteil Washingtons, in einer anderen Welt, spielte ein anderer Mörder, ein Amateur, ein ebenso schreckliches Spiel wie Jack und Jill. Zwischen den dicht stehenden Fichten und den hohen alten Eichen inmitten des Garfield Parks hatte er ein fantastisches Versteck gefunden. Ideal . In einer Art Zelt aus überhängenden Ästen und dichtem Gebüsch richtete er sich häuslich ein.
    »Dann mal ran an die Arbeit«, flüsterte er, obwohl er allein im Versteck war. Das wird ein supergeiles Abenteuer, sagte er sich. Eine Galavorstellung der Fantasie. Er glaubte mit ganzem Herzen daran, aus tiefster Seele – oder was davon übrig war.
    Er hockte sich im Schneidersitz ins Gras und machte sich daran, sein Gesicht und sein Haar zu behandeln. Aus den Lautsprechern im Innern seines Kopfes dröhnte in voller Lautstärke ein Song der Rockband Hole . Cool. Affenstark. Er fuhr voll darauf ab. Sich zu schminken, zu verkleiden, zu kostümieren verschaffte ihm die Gelegenheit, aus der wirklichen Welt auszubrechen. In die Rolle eines anderen zu schlüpfen war für ihn so ziemlich die einzige Möglichkeit, tatsächlich der Welt zu entfliehen – und, verdammt, wenn einer fliehen musste, dann er. Und zwar jetzt.
    Als er mit der Verkleidung fertig war, tauchte er aus den Schatten der Bäume auf. Er musste lachen. Heute hätte er sich totlachen können. Das war eine irre Nummer. Er war so hässlich, dass er schon wieder schön war. Ihm ging ein Spruch durch den Kopf: Rosen sind rot, Veilchen sind blau, Blumen sind schön, und ich seh aus wie ‘ne Sau.
    Ha-ha-ha.
    Er sah jetzt tatsächlich wie ein alter, obdachloser Scheißpenner aus. Jawohl. Genau wie eines von diesen hoffnungslosen alten Arschlöchern. Wie der verkommene Typ in dem Rocksong »Aqualung«. Er trug eine grässliche weiße Perücke und einen grau melierten Bart aus dem Fundus eines Schauspielers. Jeder Fehler, den er bei der Verwirklichung seiner künstlerischen Fantasie oder beim Make-up begangen hatte, wurde durch die weite Kapuze des Sweatshirts verdeckt.
    Das Sweatshirt besaß einen Aufdruck: Happy, happy, joy, joy.
Das wird ein obergeiles, total abgefahrenes Abenteuer, dachte er immer wieder. Happy, happy, joy, joy. Das war das Motto. Damit war alles gesagt. Cool. Die Ironie war nicht zu überbieten.
    Der Mann, der bald zum Mörder wurde, durchquerte den Park. Jetzt ging er sehr schnell, rannte beinahe in Richtung des Anacostia Rivers.
    Er sah Leute. Spaziergänger, Schmalspurganoven, Liebespaare und was zum Teufel sich sonst noch hier rumtrieb. Die meisten waren Schwarze, aber das war in Ordnung. Eigentlich kam es ihm sogar sehr gelegen. In der Hauptstadt kümmerte man sich einen Dreck um Schwarze. So war es nun mal.
    »Aqualung, oh-oh-oh, Aqualung«, sang er die alte Rock-’n’Roll-Melodie, während er ausschritt. Der Song stammte von einer guten alten Band aus der guten alten Zeit: Jethro Tull .
    Er hörte pausenlos Rockmusik, sogar im Schlaf. Ständig den Kopfhörer auf. Er kannte beinahe die gesamte Geschichte des Rock ‘n’ Roll auswendig. Wenn er sich überwinden könnte, sich auch noch Hootie and the Blowfish reinzuziehen, wäre er so was wie ein Professor des Rock.
    Ha-ha-ha, lachte er über seinen Hootie-Witz. Heute war er wirklich verdammt gut drauf. Ein abgefahrener, echt ätzender Trip in der Birne. Es war die beste Zeit, es war die schlimmste Zeit. Beste und schlimmste, schlimmste und beste, schlimmste und schlimmste?
    Die Stelle für den Mord hatte er bereits ausgewählt: das Dikkicht aus Fichten und immergrünen Büschen, ganz in der Nähe der Südost-Schnellstraße. Hier war alles verwildert, nahezu perfekt für sein Vorhaben.
    Der Ort lag in einem Neunziggradwinkel zu der Gruppe von Delapo , einer Reihe gelber Klinkerhäuser und einer beliebten Kneipe an der Sechsten Straße im Südosten. Dort hatte er bereits alles ausgespäht und sich in diese Stelle verliebt. Er konnte schon die
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