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Patterson, James - Alex Cross 03 - Sonne, Mord und Sterne

Titel: Patterson, James - Alex Cross 03 - Sonne, Mord und Sterne
Autoren: James Patterson
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war doch kein schlechter Scherz. Die Leichenstarre scheint bereits eingetreten zu sein. Die Haut sieht wächsern aus. ‘ne Menge Blut. Mein Gott, ‘ne Riesenmenge Blut.«
    Er beugte sich über die Leiche des Senators. Er roch Kordit, konnte es beinahe schmecken. Wahrscheinlich von der Waffe, mit der Fitzpatrick erschossen wurde. Unglücklicherweise gab es noch viel mehr am Tatort dieses brutalen Mordes. Zu viel. Das konnte er nicht allein schaffen. Er kämpfte darum, nicht die Nerven zu verlieren. Wie Fahrrad fahren, stimmt’s?
    »Zwei Schüsse in den Kopf. Aus nächster Nähe. Eine regelrechte Hinrichtung«, sagte er ins Mikro. »Abstand zwischen den beiden Eintrittswunden ungefähr zweieinhalb Zentimeter.«
    Er seufzte tief, wartete einen Augenblick. Dann machte er weiter. Sie brauchten nicht alles zu wissen, was er in diesem Moment sah und fühlte.
    »Der Senator ist mit Handschellen an die Bettpfosten gefesselt. Sehen wie Polizeihandschellen aus. Die Leiche ist nackt... kein schöner Anblick. Penis und Skrotum scheinen abgeschnitten zu sein. Es ist sehr viel Blut auf dem Bett... eine große Pfütze. Noch feucht. Auf dem Teppich ist auch ein großer Fleck, wo das Blut durchgesickert ist.«
    Er zwang sich, den Kopf noch näher an die Silberhaare auf der Brust des Senators hinunterzubeugen. Er war nicht gern so nahe bei einem Toten – oder irgendeinem Mann. Fitzpatrick trug eine Art Medaillon mit religiösem Motiv um den Hals. Wahrscheinlich echt Silber. Er roch nach dem Parfüm einer Frau. Der große Mann, der Untersuchungsbeamte , war sich fast sicher. »Die örtliche Polizei dürfte auf den Mord eines eifersüchtigen Liebhabers schließen. Ein Verbrechen aus Leidenschaft«, sagte er. »Moment – da ist noch etwas. Okay. Bleibt dran. Das muss ich überprüfen.«
    Wie hatte er das zuvor übersehen können? Doch jetzt sah er die Notiz überdeutlich. Sie lag neben dem schnurlosen Telefon auf dem Nachttisch. Unmöglich zu übersehen. Aber er hatte sie übersehen. Mit der behandschuhten Hand nahm er das Blatt.
    Die Nachricht war mit Schreibmaschine auf dickes Büttenpapier getippt. Er las sie rasch. Dann las er sie noch einmal, nur um sicher zu sein ... dass die Nachricht tatsächlich existierte.
    O Dannyboy, wir kennen dich nur zu gut Ein nutzloser, diebischer, reicher Scheißkerl weniger Noch viele stehen auf der Liste Jack und Jill kamen zum Capitol Hill Um den ganzen Auswurf zu beseitigen In größter Gefahr Der arme Fitzpatrick Der richtige Hurensohn Am falschen Ort zur falschen Zeit Ehrlich, Jack und Jill Er gab die Nachricht über das Mikro weiter. Dann warf er noch einmal einen Blick in die Runde und verließ die Wohnung des Senators so, wie er sie vorgefunden hatte: wie ein Schlachthaus, voller Blut und Tod und Schrecken . Als er wieder draußen auf der Q Street war, verständigte er per Telefon die Mordkommission der Washingtoner Polizei.
    Er rief anonym an. Niemand sollte wissen, dass er in der Wohnung des Senators gewesen war – und erst recht nicht, wie es dazu gekommen war und wer er war . Sollte jemand das herausfinden, brach die Hölle los – falls sie nicht schon losgebrochen war.
    Alles war unwirklich, gespenstisch – und es sah ganz danach aus, als würde es noch viel schlimmer kommen.
    Jack und Jill hatten es versprochen.
    Ein nutzloser, diebischer, reicher Scheißkerl weniger. Noch viele stehen auf der Liste.
5.
    Bei jeder menschlichen Tragödie gibt es immer jemand, der mit dem Finger zeigt. So auch hier. Ein Mann stand vor dem Absperrungsband und deutete auf das ermordete Kind und auf mich. Ich erinnerte mich an Jannies prophetische Worte: Es ist was Schlimmes passiert, nicht wahr, Daddy?
    Ja, allerdings. Das Schlimmste vom Schlimmen. Das Bild am Tatort unweit der Sojourner Truth School brach mir das Herz und – da war ich sicher – auch allen anderen. Der Schulhof war der traurigste, trostloseste Ort auf der Welt.
    Der Lärm tragbarer Radios ließ die Luft vibrieren und machte das Atmen schwer. Immer noch roch ich das Blut des kleinen Mädchens. Der Geruch hatte sich in meiner Nase und meiner Kehle festgesetzt. Vor allem in meinem Kopf.
    Shanelle Greens Eltern standen weinend in der Nähe, wie auch viele andere Menschen aus der Nachbarschaft, selbst Fremde, die das kleine Mädchen gar nicht gekannt hatten. In den meisten Städten in den meisten zivilisierten Ländern hätte ein solcher Mord an einem Kind eine Lawine ausgelöst – nicht aber in Washington, wo jedes Jahr hunderte von
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