Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vorkosigan 16 Geschenke zum Winterfest

Vorkosigan 16 Geschenke zum Winterfest

Titel: Vorkosigan 16 Geschenke zum Winterfest
Autoren: Lois McMaster Bujold
Vom Netzwerk:
Roic in leichter Panik hinter den Verschwindenden her. »Was soll ich machen?«
    - 18 -
    »Warten Sie hier ein paar Augenblicke, Gefolgsmann«, murmelte Lady Alys ihm über die Schulter zu. »Ich bin gleich wieder da.«
    Auch Taura blickte zu ihm zurück, bevor sich die Tür still hinter ihr schloss, und der Ausdruck auf ihrem seltsamen Gesicht wirkte einen Moment lang fast flehend – Verlassen Sie mich nicht!
    Durfte er es wagen und sich auf einen der Stühle setzen?
    Er entschied, nein. Er blieb ein paar Augenblicke lang stehen, ging in dem Raum herum und nahm schließlich die Position eines Wächters ein, die er aufgrund der vielen Übung in letzter Zeit eine Stunde am Stück durchhalten konnte. Dabei lehnte er den Rücken an eine zart dekorierte Wand.
    Nach einer Weile kam Lady Vorpatril zurück, einen Ballen pinkfarbenen Stoffes über dem Arm, den sie Roic zuschob.
    »Bringen Sie das zu meinem Neffen zurück und sagen Sie ihm, er soll die Kleider verstecken. Oder noch besser, verbrennen. Oder was auch immer, aber er soll unter keinen Umständen erlauben, dass sie wieder in die Hände dieser jungen Frau fallen. Kommen Sie in etwa vier Stunden zurück. Sie sind bei weitem der schmuckste von Miles’
    Gefolgsleuten, aber es ist nicht nötig, dass Sie bis dahin in Estelles Empfangsraum herumlungern. Also ab mit Ihnen!«
    Er schaute auf den Scheitel ihres perfekt frisierten Kopfes hinunter und fragte sich, wie sie es fertig brachte, dass er sich immer vorkam, als wäre er vier Jahre alt oder als wollte er sich in einem Sack verstecken. Als Roic sich auf den Weg nach draußen machte, überlegte er zu seinem
    - 19 -
    Trost, dass sie auf ihren Neffen, der einunddreißig war und inzwischen dagegen immun sein sollte, die gleiche Wirkung zu haben schien.
    Zur vereinbarten Zeit meldete er sich wieder zum Dienst, nur um sich weitere zwanzig Minuten oder so die Beine in den Bauch zu stehen. Eine Art Untermodistin bot ihm eine Auswahl an Tee oder Wein an, während er wartete, doch er lehnte höflich ab. Schließlich öffnete sich die Tür; Stimmen waren zu hören.
    Tauras kraftvoller Bariton war unverkennbar. »Ich bin mir nicht sicher, Lady Alys. Ich habe in meinem ganzen Leben noch keinen solchen Rock getragen.«
    »Wir werden Sie ein paar Minuten üben lassen, sitzen und stehen und laufen. Oh, Roic ist wieder zurück. Gut!«
    Lady Alys trat als Erste durch die Tür, verschränkte die Arme und schaute, seltsam genug, auf Roic.
    Eine erstaunliche Vision in Jägergrün folgte hinter ihr.
    Oh. es war immer noch Sergeantin Taura, gewiss, aber
    … die Haut, die im Vergleich zum Pink blässlich und stumpf gewesen war, zeigte sich jetzt als leuchtendes Elfenbein. Die grüne Jacke passte recht hübsch um die Taille.
    Darüber schienen ihre blassen Schultern und der lange Hals aus einem weißen Leinenkragen herauszuwachsen; darunter strich der Jackenschoß kurz um die oberen Hüften. Ein enger Rock fiel lang und grün bis zu ihren festen Fußknöcheln hinab. Breite Leinenmanschetten, geschmückt mit feinen weißen Borten, ließen ihre Hände, wenn schon nicht klein, so doch wohl proportioniert erscheinen. Der pinkfarbene Nagellack war verschwunden, ersetzt durch eine
    - 20 -
    dunkle Mahagonitönung. Der schwere Zopf, der über ihren Rücken herabgehangen hatte, war in ein geheimnisvoll geknüpftes Arrangement verwandelt worden, das sich eng an ihren Kopf schmiegte und mit einem grünen … Hut oder Federschmuck oder so abgesetzt war, auf jeden Fall mit einem hübschen kleinen Akzent, der sich zur anderen Seite neigte. Die seltsame Form ihres Gesichts wirkte plötzlich künstlerisch und kultiviert statt verzerrt.
    »Ja-a«, sagte Lady Vorpatril. »Das geht.«
    Roic schloss den Mund.
    Mit einem schiefen Lächeln trat Taura vorsichtig nach vorn. »Ich bin von Beruf Leibwächterin«, sagte sie und führte damit offensichtlich ein Gespräch mit Lady Vorpatril fort. »Wie kann ich jemandem in die Zähne treten, wenn ich so etwas trage?«
    »Eine Frau, die dieses Kostüm trägt, meine Liebe, wird Freiwillige haben, die für sie unangenehmen Personen in die Zähne treten«, sagte Lady Alys. »Ist es nicht so, Roic?«
    »Wenn sie sich dabei nicht im Gedränge gegenseitig niedertrampeln«, platzte Roic heraus und wurde rot.
    Ein Winkel des breiten Mundes wurde nach oben gezogen; die goldenen Augen schienen wie Champagner zu moussieren. Taura erblickte einen langen Spiegel auf einem mit Schnitzereien verzierten Ständer in einer Ecke des
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher