Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vorhofflimmern

Vorhofflimmern

Titel: Vorhofflimmern
Autoren: Johanna Danninger
Vom Netzwerk:
gleichmäßige Handschrift.
    Ich klappte den Klodeckel zu, setzte mich darauf und atmete
tief durch.
    Dann begann ich zu lesen.
     
    Für Lena.
     
    Da du nicht mit mir reden möchtest, will ich versuchen,
dich auf diesem Wege zu erreichen. Obwohl ich immer noch nicht weiß, was
eigentlich zwischen uns vorgefallen ist, bin ich am Boden zerstört. Als du mir
gesagt hast, ich hätte dich verloren, ist eine Welt für mich zusammengebrochen.
In den wenigen Tagen, die wir zusammen hatten, war ich der glücklichste Mensch
auf Erden. Du hast mich auf eine Weise berührt, wie es noch keine Frau vor dir
jemals geschafft hat. Du bist die Eine. Die Eine, die mich vervollständigt. Das
weiß ich ganz genau.
    Seit du weg bist, wirkt alles um mich herum farblos. Das
Leben zieht an mir vorbei, ohne mich zu berücksichtigen.
    Egal, was ich getan oder gesagt habe, es tut mir leid. Ich
wollte dich niemals verletzen und erst recht wollte ich nicht dein Vertrauen
missbrauchen. Es tut mir leid.
    Meine kleine Kriegerin, ich kann ohne dich nicht sein. Ich
kann nicht mehr schlafen, nicht mehr essen und nicht mehr richtig atmen. Du
fehlst mir.
    Als ich dich gestern mit Frank sah, ist mein Herz
endgültig in zwei Teile zerbrochen. Willst du das, was zwischen uns war,
wirklich so einfach aufgeben? Denn da war etwas, eine tiefe Verbindung, und ich
bin mir sicher, dass du das auch gespürt hast.
    Ich wusste das schon vom ersten Moment an, als ich dich
sah. Damals vor dem Kartenladen. Ich war leider viel zu perplex, dich damals
einfach anzusprechen.
    Dann unsere Begegnung im Go. Als du gegen mich gefallen
bist, wollte ich dich niemals mehr loslassen. Mit deiner Ablehnung hast du mich
damals schwer getroffen, weißt du das eigentlich?
    Und zu guter Letzt, mein erster Arbeitstag. Ich bin
überzeugt, dass es das Schicksal war, das uns zusammengeführt hat. Niemals
werde ich deinen Anblick vergessen, als du mich mit einem Schokoladenklecks auf
den Lippen angesehen hast. In diesem Augenblick wurde mir klar, dass ich um
dich kämpfen würde.
    Ja, ich war wirklich der glücklichste Mensch auf Erden,
während unserer kurzen, gemeinsamen Zeit.
    Nun, ich möchte, dass du eines weißt: Egal, wie du dich
entscheidest, ob du mit Frank zusammen sein willst, oder mit jemand völlig
anderem – ich werde es akzeptieren. Nichts liegt mir ferner, als deiner Zukunft
im Wege zu stehen.
    Ich liebe dich, Lena. Ich habe dich immer geliebt und ich
werde dich immer lieben.
    Ganz gleich, wie unsere beiden Wege in Zukunft verlaufen
werden.
     
    Desiderio
     
    Eine einzelne Träne tropfte schwer
auf das Blatt Papier. Meine Hände zitterten. Mein Herz flatterte.
    Mit seinen Worten hatte er mir direkt aus der Seele
gesprochen. Desiderio empfand auf die gleiche Weise, wie ich. Auch er hatte
sich erst mit mir Komplett gefühlt.
    Er liebte mich.
    War das denn die Möglichkeit?
    Gab es denn tatsächlich so etwas wie einen Seelenverwandten?
    Ich war am Ende.
    Diese Zeilen wirkten so ehrlich, so verzweifelt, dass ich gar
nicht umhin kam, ihnen Glauben zu schenken.
    Er hatte Angst, dass ich mit Frank eine Beziehung eingehen
wollte? Hatten wir im Café so auf ihn gewirkt?
    Ich liebe dich, Lena.
    Aber was war mit der Blondine in seinem Haus? Welche Rolle
spielte sie?
    Ich saß völlig perplex auf der Toilette und versuchte meine
Gedanken und Gefühle zu sortieren.
    Er wollte mein Vertrauen nicht missbrauchen und dennoch hatte
er es getan, indem er eine andere Frau zu sich nach Hause einlud.
    Wie passte das alles zusammen?
    Und was sollte ich jetzt eigentlich machen?
    Ich musste mit ihm sprechen. Musste Klarheit schaffen.
    Sofort.
    Ich schob den Brief in meine Tasche und eilte zu meinem
Spind, um mein Handy hervorzuholen. Zum ersten Mal, seit fünf Tagen, schaltete
ich es ein. Kaum wurde es vom Mobilfunknetz erfasst, bekam es sich gar nicht
mehr ein, vor lauter Nachrichten und Anrufen in Abwesenheit. Die meisten davon
waren von Desiderio. Ungeduldig drückte ich sie weg, weil sie für mich im
Moment keinerlei Rolle spielten.
    Ich hatte mich entschlossen, ihn zur Rede zu stellen und das
würde ich jetzt tun.
    Fiebrige Aufregung erfasste mich, als ich seine Nummer
wählte. Kaum hatte sich die Verbindung aufgebaut, erklärte mir die allgemein
bekannte Frauenstimme: „Ihr gewünschter Gesprächspartner ist zur Zeit nicht erreichbar.
The person you are calling…“
    Bla bla bla.
    Ich legte auf. Desiderio hatte kein Netz. Oder sein Handy war
ausgeschaltet.
    Schöne Scheiße.
    Und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher