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Vorhofflimmern

Vorhofflimmern

Titel: Vorhofflimmern
Autoren: Johanna Danninger
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anfangen soll“,
meinte er schließlich hilflos.
    „Kein Problem, ich bin auch nicht wirklich gut in solchen
Sachen.“
    „Hm, ja, das habe ich auch schon bemerkt.“
    Er lachte vorsichtig und brachte mich damit zum ersten Mal
seit vier Tagen dazu, meine Mundwinkel zu einem Grinsen zu verziehen. So
verkrampft wie sich das anfühlte, machte ich wohl eher eine gequälte Grimasse,
aber es tat trotzdem irgendwie gut.
    „Na schön“, begann er erneut. „Also, ich bin hier, weil –
puh! – Also, ich wollte einfach noch einmal mit dir reden. Lena, ich glaube,
ich habe mich da in etwas verrannt. Nein, lass mich ausreden! Nun, ich denke,
dass meine Gefühle zu dir so eine Art Panikreaktion waren, als Birgit mich
verlassen hat. Anders kann ich mir das nicht erklären, ich meine, wir sind
schon seit über einem Jahrzehnt befreundet und plötzlich fällt mir so etwas
ein? Tja, keine Ahnung. Jedenfalls hab ich in der letzten Woche lange in mich
hineingehorcht und herausgefunden, dass es für mich nichts Wichtigeres gibt,
als deine Freundschaft. Du hast keine Gefühle für mich und das ist in Ordnung.
Wirklich. Wenn wir ein Paar geworden wären, wer weiß wie sich das letztendlich
auf unsere Freundschaft ausgewirkt hätte? Oh, nein. Das ist es nicht wert.
Lena, ich sag es dir ganz ehrlich: Ich bin immer noch ein wenig in dich
verliebt, aber ich werde darüber hinwegkommen. Das weiß ich.“
    Ich nestelte an meiner Decke herum und dachte nach.
    Ergaben seine Worte einen Sinn? Konnte man wirklich so
empfinden? Oder log er mich an, um meine Freundschaft nicht zu verlieren?
    Skeptisch sah ich ihn an. Er wirkte überzeugt und ehrlich.
Trotzdem konnte ich sein Vorhaben nicht nachvollziehen. Ich könnte niemals
meine Gefühle für Desiderio einfach so als Phase abtun.
    Aber da lag wohl auch der kleine Unterschied – Frank war
verliebt und ich war besessen.
    „Du glaubst mir nicht, stimmt´s?“, fragte er zögernd.
    „Ich weiß nicht, Frank. Das klingt für mich ein wenig zu sehr
nach Friede-Freude-Eierkuchen. Ich würde dir sehr gerne glauben, aber ich kann
mir nicht vorstellen, dass es so einfach für dich ist.“
    „Ich habe nicht gesagt, dass es einfach ist“, sagte er
ehrlich.
    Stimmt, das hatte er nicht…
    „Ich habe keine Ahnung, wie ich mich dir gegenüber verhalten
soll“, gab ich zu.
    Er lächelte mich liebevoll an. „Lena, bitte tu mir den
Gefallen und sei einfach du selbst. Das ist das einzige, was mir jetzt hilft.
Sei wie immer, hilf mir bei der Einrichtung meines Flurs und werde glücklich.“
    Glücklich werden… Tja, der Zug war wohl abgefahren.
    Frank bemerkte meinen Gesichtsausdruck sofort. Er stand auf
und setzte sich neben mich. Ein wenig schüchtern legte er einen Arm um meine
Schultern. Ich lehnte mich an ihn und kämpfte wieder einmal mit den Tränen.
    „Versprichst du mir, dass du glücklich sein wirst?“, fragte
er.
    Ich antwortete mit einem Schniefen.
    „Hör mal“, sagte Frank bestimmt, „Vera hat mir alles erzählt.
Du musst mit dem Doktor reden, okay? Ich weiß, ich habe nie gut über ihn
gesprochen, aber eigentlich wirkt er sehr sympathisch und eines kann ich mit
Sicherheit behaupten – Der Kerl empfindet viel für dich. Deshalb war ich ja so
eifersüchtig.“
    Das Schniefen weitete sich zu einem unterdrückten Schluchzen
aus.
    Was machte ich hier? Ich lag in den Armen von Frank, dessen
Herz ich gebrochen hatte und heulte ihm vor wegen eines anderen Mannes? Ich war
doch wirklich sowas von egoistisch!
    Trotzdem konnte ich nicht anders. Seine Worte rissen mich
wieder in die Tiefe.
    Desiderio empfand viel für mich?
    Was empfand er denn? Den Triumph, mich endlich flach gelegt
zu haben?
    Frank streichelte unablässig meinen Unterarm, während ich
heiße Tränen der Verbitterung in seine Jacke weinte.
    Irgendwann wurde auch dieser Ausbruch leichter. Nur ab und an
entfuhr mir ein Hicksen, aber meine Tränendrüsen waren längst leer.
    Frank schob mich sanft von sich und sah mich ernst an. „Wann
hast du eigentlich das letzte Mal etwas gegessen? Etwas richtiges, meine ich.“
    Ich zuckte mit den Schultern, weil ich es wirklich nicht
wusste.
    „Okay, dann werden wir beide jetzt ins Scarlett gehen und uns
einen Happen vergönnen.“
    Entsetzt riss ich die Augen auf. Ich sollte meine Couch
verlassen?
    „Keine Widerrede!“, sagte er sogleich. „Du gehst jetzt mit,
und wenn ich dich bei den Haaren hinausschleifen muss! Also, los. Mach dich
fertig, ich warte hier.“ Er betrachtete mich kurz.
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