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Vor aller Augen

Titel: Vor aller Augen
Autoren: Patterson James
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und dann entdeckten
sie auch die Kinder. Sie stießen mich an. Jamilla trug von Kopf bis Fuß Schwarz. Sie sah besser aus als je zuvor, und meiner Meinung nach sah Jamilla immer gut aus.
    Â»Sie ist wunderschön und so cool «, sagte Jannie und berührte meinen Handrücken.
    Â»Ja, das ist sie«, stimmte ich ihr zu, und blickte Jannie an. »Sie ist auch sehr clever – offenbar nur nicht, wenn es um Männer geht.«
    Â»Wir mögen sie wirklich«, fuhr Jannie fort. »Das merkst du, oder?«
    Â»Ja. Ich mag sie auch sehr.«
    Â»Aber liebst du sie auch?«, fragte Jannie auf ihre übliche sachliche Art. »Liebst du sie?«
    Ich schwieg. Das ging nur Jam und mich etwas an.
    Â»Und – was ist? Liebst du sie?« Jetzt mischte sich auch noch Nana ein.
    Ich antwortete auch Nana nicht, daher schüttelte sie den Kopf und verdrehte die Augen.
    Â»Was meint ihr denn, Jungs?« Ich wandte mich an Damon und Klein Alex. Der Große klatschte in die Hände und lächelte, daher wusste ich, wo er stand.
    Â»Sie ist jedenfalls sehr schön«, sagte Damon und grinste. Er benahm sich in Jamillas Nähe immer ein wenig seltsam.
    Ich ging Jamilla entgegen. Die anderen blieben zurück. Als ich über die Schulter einen Blick zurückwarf, sah ich, dass sie breit grinsten. Ich hatte einen Kloß im Hals, und meine Knie waren weich.
    Â»Ich kann es nicht fassen. Ihr seid alle gekommen«, sagte Jamilla, als sie sich in meine Arme schmiegte. »Das macht mich glücklich. Ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr, Alex. Ich glaube, ich werde gleich losheulen. Obwohl ich ein knallharter Detective beim Morddezernat bin. Geht es dir gut? Nein, dir geht es nicht gut. Das sehe ich.«

    Â»Oh, jetzt geht’s mir prächtig.« Ich hielt Jam ganz fest, dann hob ich sie hoch und stellte sie wieder auf den Boden.
    Einen Moment lang schwiegen wir. »Wir werden um Klein Alex kämpfen«, sagte sie.
    Â»Selbstverständlich«, erklärte ich. Dann sagte ich etwas, das ich noch nie zuvor zu Jamilla gesagt hatte, obwohl es mir oft auf der Zungenspitze gelegen hatte. »Ich liebe dich«, flüsterte ich.
    Â»Ich liebe dich auch«, sagte sie. »Mehr als du dir vorstellen kannst. Mehr als ich mir je hätte vorstellen können.«
    Eine einzelne Träne lief über Jamillas Wange. Ich küsste sie weg.
    Dann sah ich den Fotografen, der ein Bild von uns schoss.
    Derselbe Kerl, der beim Haus gewesen war, als wir wegen unserer persönlichen Sicherheit evakuiert worden waren.
    Der, den Christines Anwältin angeheuert hatte.
    Hatte er Jamillas Träne auf dem Film?

117
    Sie kamen zum Haus an der Fifth Street. Sie kamen eine Woche, nachdem Jamilla zurück nach Kalifornien geflogen war.
    Wieder diese Leute.
    Einer der traurigsten Tage meines Lebens.
    Unbeschreiblich.
    Unvorstellbar.
    Christine kam mit ihrer Anwältin und der Sachbearbeiterin
vom Jugendamt. Diese trug um den Hals ein Band mit dem in Plastik eingeschweißten Dienstausweis. Wahrscheinlich störte mich ihre Anwesenheit am meisten. Meine Kinder waren mit so viel Liebe und Aufmerksamkeit großgezogen worden; es ging hier nicht um Missbrauch oder Vernachlässigung. Das Jugendamt hatte hier wirklich nichts zu suchen. Gilda Haranzo war vor Gericht gegangen und hatte den Beschluss erwirkt, dass Christine vorübergehend das Sorgerecht für Klein Alex zugesprochen wurde. Sie hatte das Sorgerecht mit dem Vorwurf erstritten, dass ich »Gefahr wie ein Blitzableiter anzog« und demnach auch das Wohl des Kindes gefährdete.
    Die Ironie bei der Sache traf mich so tief, dass ich sie kaum ertragen konnte. Ich bemühte mich nach Kräften, der Polizist zu sein, den sich die meisten Menschen wünschten. Und was war der Dank? Ich zog Gefahr wie ein Blitzableiter an!
    Dennoch wusste ich genau, wie ich mich an diesem Morgen an der Fifth Street zu benehmen hatte. Wegen Klein Alex. Ich würde während der Übergabe keine Schwierigkeiten machen. Wenn möglich, würde ich dafür sorgen, dass niemand dem kleinen Jungen Angst einjagte oder ihn durcheinander brachte. Ich hatte sogar für Christine eine lange Liste mit allem ausgedruckt, was Alex mochte und was nicht.
    Unglücklicherweise kaufte mir Alex das alles nicht ab. Er lief hinter meine Beine und versteckte sich vor Christine und ihrer Anwältin. Ich streichelte ihm liebevoll den Kopf. Er zitterte vor Wut am ganzen
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