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Vor aller Augen

Titel: Vor aller Augen
Autoren: Patterson James
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Craig hat Ihnen das angetan.« Ich wollte, dass er das wusste. Vielleicht würde er sich eines Tages an Kyle rächen.
    Vielleicht mit zamochit .

115
    Ich hoffte inständig, dass es tatsächlich vorbei sein möge. Wir alle hofften das. Ned Mahoney flog am Morgen zurück nach Quantico, aber ich verbrachte den Rest des Tages im FBI-Hauptquartier in Manhattan. Die russische Regierung hatte überall, wo sie konnte, vehement protestiert. Aber Andrei Prokopev war immer noch in Gewahrsam. Leute vom Innenministerium wieselten überall in den FBI-Büros herum. Selbst einige Firmen der Wall Street hielten die Verhaftung für fragwürdig.
    Bis jetzt hatte man mir nicht gestattet, noch mal mit dem Russen zu sprechen. Er sollte operiert werden, doch sein Leben war nicht in Gefahr. Er wurde verhört, aber nicht von mir.
    Schließlich erreichte mich Burns gegen vier Uhr in dem Büro, das ich beim FBI in New York benutzte. »Alex, fliegen Sie zurück nach Washington«, sagte er. »Der Flug ist schon arrangiert. Wir warten hier auf Sie.« Mehr sagte er nicht.
    Burns legte auf, daher hatte ich keine Chance, ihm Fragen zu stellen. Offenbar wollte er das auch nicht. Gegen halb acht erschien ich im Hoover Building. Man forderte mich auf, zu der Besprechung im vierten Stock zu kommen. Dort warteten sie auf mich. Nun, eigentlich warteten sie nicht auf
mich, denn die Besprechung war bereits im Gange. Ron Burns saß am Tisch, was kein gutes Zeichen war. Alle wirkten angespannt und erschöpft.
    Â»Lassen Sie mich Alex auf den neuesten Stand bringen«, sagte Burns. »Lehnen Sie sich zurück und entspannen Sie sich. Es gibt da einen neuen Gesichtspunkt, über den keiner von uns glücklich ist. Sie werden das auch nicht sein.«
    Ich schüttelte den Kopf und hatte ein ausgesprochen flaues Gefühl im Magen, als ich mich setzte. Ich brauchte keine neuen Gesichtspunkte.
    Â»Zur Abwechslung kooperieren die Russen mal«, sagte Burns. »Es scheint, dass sie nicht bestreiten, dass Andrei Prokopev Verbindungen zur Russenmafia hat. Er hat sie. Sie haben ihn seit längerer Zeit selbst beschattet. Sie hatten gehofft, ihn zu benutzen, um in den riesigen Schwarzmarkt einzudringen, der sich immer noch von Moskau aus ausbreitet.«
    Ich räusperte mich. » Aber. «
    Burns nickte. »Richtig. Die Russen erklären uns jetzt, dass Prokopev nicht der Mann ist, den wir suchen. Sie sind sich da ganz sicher.«
    Ich fühlte mich vollkommen ausgelaugt. »Und wieso?«
    Jetzt war es an Burns, den Kopf zu schütteln. »Die Russen wissen, wie der Wolf aussieht. Er war schließlich beim KGB. Der echte Wolf wollte, dass wir glauben, er sei Prokopev. Andrei Prokopev war einer seiner Rivalen in der Russenmafia.«
    Â»Es ging darum, wer der Pate innerhalb der Russenmafia wird?«
    Â»So ungefähr.«
    Ich schürzte die Lippen und holte tief Luft. »Wissen die Russen, wer der Wolf in Wirklichkeit ist?«
    Burns Augen verengten sich. »Wenn ja, dann wollen sie
es uns nicht sagen. Noch nicht jedenfalls. Vielleicht haben auch sie vor ihm Angst.«

116
    Spät am Abend saß ich im Wintergarten am Klavier. Ein Gedicht von Billy Collins ging mir nicht aus dem Kopf. Es hieß »Der Blues«. Es inspirierte mich so, dass ich mich ans Klavier setzte und für das Gedicht eine Begleitmusik erfand. Wir hatten den Wolf verloren! So etwas geschah öfter bei der Polizeiarbeit, obwohl niemand das zugeben wollte. Aber Leben waren gerettet worden. Elizabeth Connolly und einige andere waren gefunden worden. Brendan Connolly saß im Gefängnis. Andrei Prokopev war verhaftet. Aber den Großen hatten wir offensichtlich verloren – zumindest fürs Erste. Der Wolf lief da draußen immer noch frei herum. Der Pate war frei und konnte tun, was er wollte, und das verhieß für alle Beteiligten nichts Gutes.
    Am nächsten Morgen war ich schon zu früh auf dem Reagan National, um Jamilla Hughes abzuholen. Ich hatte die üblichen Schmetterlinge im Bauch, ehe ihr Flieger landete. Ich konnte es kaum erwarten, Jam endlich wiederzusehen. Nana und die Kinder hatten darauf bestanden, mit mir zum Flughafen zu kommen. Eine Demonstration der Unterstützung – für Jamilla und für mich. Eigentlich für uns alle.
    Auf dem Flughafen war bereits ziemlich viel los. Ich stand mit meiner Familie am Ausgang von Terminal A, in der Nähe des Sicherheitschecks. Ich sah Jam,
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