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Voodoo Holmes: Botschafter der Nacht

Voodoo Holmes: Botschafter der Nacht

Titel: Voodoo Holmes: Botschafter der Nacht
Autoren: Berndt Rieger
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Also stellte er es weg. Maddox fuhr ihn an: „Gehen Sie hinunter und versorgen Sie das Glas im Wagen!“ Der Beamte wollte gerade gehen, als Holmes ausrief: „Einen Augenblick. Bitte nehmen Sie diese Person mit!“
    Und er zeigte auf Mrs. Jones, die in der langen Reihe der Diener und Dienstmädchen stand und so tat, als würde sie ihn nicht kennen. Nun aber, als er auf sie gezeigt hatte, glühten ihre Augen auf und ihr Gesichtsausdruck veränderte sich, und gerade als der Polizeibeamte sie am Arm fassen wollte, riss sie sich los, lief schnurstracks auf das Fenster am Ende des Gangs zu, riss es auf und dann – man traute seinen Augen kaum, gerade als die Verfolger sie zu fassen hofften, stand sie schon auf dem Fensterbrett, breitete die Flügel aus, die ihr gerade gewachsen waren und flatterte hinaus in die Luft und verschwand wie ein Vogel in einem Längsbogen über einem der Bäume.
    Der Hofmarschall, der sich schon über das Glas Blut verwundert hatte, stand nun mit offenem Mund und sichtlich verdattert unter den anderen und schaute auf den leeren Himmel, in dem eben noch eine Vision ihre Bahn gezogen hatte. Er hatte so etwas noch nie gesehen und konnte sich nicht mit dem Gedanken anfreunden, in einer Welt zu leben, in der dergleichen Dinge passierten. Voodoo legte ihm tröstend die Hand auf die Schulter, und er fuhr herum und schrie: „Was haben Sie noch? Was ist hier noch?“ Sein Gesichtsausdruck veränderte sich. Man hatte das Gefühl, er wolle weinen.
    „ Wir müssen in das Schlafzimmer der Königin“, sagte Voodoo. „Dort ist der wichtigste Ort.“
    Türen wurden aufgerissen und man eilte durch einige weitere Räume, bis man in ein großes, helles Zimmer kam, in dem ein Himmelbett mit Baldachin stand. Voodoo blickte sich im Raum um und sah über dem Bett ein Gemälde. Es zeigte ein Schloss. Es war Abend, und von oben kam eine Kutsche ins Tal gefahren. Auf dem Kutschbock saß – ein Mann ohne Kopf. Unten im Tal lagerten Hirten inmitten ihrer Schafe und hatten ein Lagerfeuer entzündet. Man hatte das Gefühl, dass die Kutsche auf die Hirten und ihr Feuer zu raste. Es war ein Landschaftsbild, ohne Zweifel, und es wurde dominiert vom Schloss und auf den ersten Blick hätte man weniger auf die Szenerie denn auf die Lichteffekte geachtet, doch die Botschaft war klar, wenn man sie erst verstand. Voodoo zeigte auf das Gemälde. „Abhängen“, sagte er.
    Der Hofmarschall verstand zuerst nicht. Dann drehte er sich um. „Abhängen!“ rief er eine Schar von Dienern an, die in der Nähe der Fenster standen. Einige davon schauten sich an und traten dann vor. Sie mussten sich auf den Wandsims hinter dem Bett stellen, um hoch zu reichen. Das Gemälde war groß und schwer. Es dauerte einige Minuten, bis sie es erfasst hatten, und dann hebelten sie es aus den Haken, mit denen es angebracht worden war und die sehr schwer waren und plötzlich schrie einer auf. Man wusste nicht, warum er das tat, doch in dem Augenblick polterte auch schon das Gemälde zu Boden und kippte halb au das Bett und riss dabei einen der Träger ein, so dass der Baldachin verrutschte, und dann sprangen alle Diener mit Schreckenslauten zur Seite, und dann sah man, wie es sich schwarz ringelte mit zwanzig, dreißig Schlangenleibern, klein, jeder davon nur von der Länge eines Unterarms. Sie fielen auf das Bett und auf den Boden und drohten sich windend auf die Menschenmenge überzugreifen, die mit Ausrufen von Angst und Ekel zurück wich. Auch die Diener sprangen zur Seite. Jener aber, der zuerst aufgeschrien hatte, war von einer der Schlangen gebissen worden, die offenbar in einer Höhlung der Mauer gelebt hatten, und schrie vor Schmerz und Schreck auf und rannte aus dem Raum, um nebenan bewusstlos auf die Bohlen zu sinken. All das war in wenigen Sekunden geschehen und löste eine Panik in dem Raum aus, so dass sich kurz nach dem von der Schlange verletzten Diener alles andere an der Tür drängte und sich gegenseitig verletzte und schließlich die halb geöffnete Tür am noch verriegelten Flügel ausbrach und die Menschen schrien und keuchten und nach und nach in ferneren Räumen des Gebäudeflügels zu vernehmen waren, als sie dorthin drängten und die Schreckensbotschaft verkündigten. Unter den Flüchtenden waren auch der Hofmarschall und Inspector Maddox gewesen, doch sie waren die ersten, die nun zurückkehrten und in die Schlafkammer der Königin lugten, in der Voodoo allein stand, umgeben von Schlangen, die auf ihn zu krochen. Voodoo
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