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Voodoo Holmes: Botschafter der Nacht

Voodoo Holmes: Botschafter der Nacht

Titel: Voodoo Holmes: Botschafter der Nacht
Autoren: Berndt Rieger
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Icelos.
    „ Und Phantasos hier“, meinte Sir Brian, „der wird als Junge dargestellt, deren Flügelohren hat. Daran können Sie schon erkennen, dass es sich um ein koboldhaftes Wesen handelt. Man könnte ihn genauso gut als Vase darstellen oder als Uhr. Als Schweizer Kuckucksuhr. Ich glaube, in dieser unbelebten Form würde er sich besonders wohl fühlen. Unheimlich, diese Uhren. Sie wissen,was ich meine?“
    „ Ja, vielen Dank, Sir Brian. Ich möchte Ihnen nicht länger die Zeit stehlen und danke Ihnen für Ihre Ausführungen. Hätten Sie etwas dagegen, wenn ich mir die Skulpturen noch ein bisschen anschaue?“
    „ Natürlich dürfen Sie das. Keine Ursache. Sie wissen schon, Ihr Bruder. Aber was ich Sie noch bitten dürfte: Sie wissen ja jetzt, wer wer ist. Dürfte ich Sie ersuchen, die betreffenden Herren zu etikettieren? Sie wissen doch, es fehlt an allen Ecken und Enden die Zeit ...“
    „ Sehr gerne, Sir Brian.“
    „ Gut, ich lasse Sie jetzt alleine. Sie finden den Weg zurück?“
    „ Ja, selbstverständlich.“
    „ Gut. Schließen Sie die Tür, wenn Sie fertig sind.“
    Holmes setzte sich auf die Fensterbank. Das Fenster war vergittert, doch man konnte hinaus in die strahlende Sonne schauen, die schräg in die Kammer fiel und dabei harte Schlagschatten hervorrief. Es war schwül hier und trocken und staubig und roch nach Stein. Holmes war von seiner langen Nachtwache so müde, dass er letztendlich einschlief, und als er wieder erwachte, stellte er fest, dass man ihn im Museum eingeschlossen hatte. Es war, wie er innerhalb weniger Minuten von einer Turmuhr erfuhr, zehn Uhr abends, und der Gebäudetrakt war hermetisch abgeschlossen worden. Holmes fand in einer Toilette ein Waschbecken und war froh, dass er frisches Wasser zu trinken bekam, denn er war sehr durstig geworden. In den Räumen hier war es vollkommen still. Es waren Depots und Werkstätten, die nicht zum eigentlich Bereich des Museums gehörten. Holmes verdrängte den beunruhigenden Gedanken, dass morgen ein Feiertag sein könnte und es womöglich Tage dauern würde, bis er hier wieder heraus kam. Mehrmals stellte er sich an die kleine Seitenpforte und überprüfte, ob man das Schloss mit kleinen Hilfsmitteln öffnen konnte, die er in den Werkstätten fand, doch dafür hätte er es vielleicht zerstören müssen, und da war es ihm lieber, bis zum nächsten Morgen zu warten.
    Holmes hatte es sich in einer der Werkstätten auf mehreren Schürzen, die er sich zu einer Matratze zusammengelegt hatte, gemütlich gemacht und hatte auch schon etwas geschlafen, als er durch ein Murmeln geweckt wurde. Lautlos erhob er sich. Es war überall dunkel. Ob Egon zurückgekehrt war? Wenn ja, wie würde er ihn zwischen all den Figuren herausfinden können? Holmes konnte auf dem Steinboden beinahe geräuschlos vorankommen und arbeitete sich über den Gang bis zu der Kammer vor, aus dem das Murmeln drang. Es war jene, in der auch die griechischen Figuren standen. Da erstarb das Murmeln. Es war vollkommen still bis auf seinen Atem, den er möglichst flach hielt. Holmes rührte sich nicht und lauschte auf den Atem eines anderen. In der Kammer war ein Hauch vom Mondlicht und der Straßenbeleuchtung draußen, und sonst nichts als Figuren und Umrisse. Unter ihnen am eindrucksvollsten waren die hoch erhobenen Schwingen des Morpheus. Da hörte Holmes ein leichtes Lachen. Es klang jung und war von der Art, wie Mädchen kichern, die sich verstecken. So harmlos, dass er sich beinahe bewegt und seine Reserve aufgegeben hätte. Doch er beschloss zu warten, und wusste nicht genau, warum. Da kicherte es wieder, und dann war es wieder so still, dass man nichts mehr hörte, bis eine Stimme sagte: „Du atmest. Und wenn du atmest, dann ist das der Fall, weil du lebst. Und nachdem wir hier alle nicht am Leben sind, bist du ein Fremder. Also sag uns, wer bist du? Zeige dich. Wir versprechen dir hoch und heilig, dass wir dich nicht töten werden.“
    „ Oder vielleicht doch?“ sagte die Stimme, die gerade vorhin noch gekichert hatte. „Ich finde es ziemlich ungerecht, dass du atmest, Mr. Holmes.“
    „ Woher kennst du seinen Namen?“ fragte eine dritte Stimme, die einem Jüngling gehören mochte.
    „ Er war doch der auf dem Sessel“, antwortete der andere.
    „ Der war das? Aber er hat nicht geschlafen. Wenn er geschlafen hätte, hätte ich es gewusst, weil dann der Schädel offen ist, und man kann hineinstopfen, was man will.“
    „ Aber sie spucken es aus. Sie spucken es
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