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Voodoo Holmes: Botschafter der Nacht

Voodoo Holmes: Botschafter der Nacht

Titel: Voodoo Holmes: Botschafter der Nacht
Autoren: Berndt Rieger
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pompösen Ton hören. Aber er wusste selbst nichts Genaues, hatte sich von Holmes alarmieren lassen, ohne irgendwelche Fakten zu hören und war nun selbst ziemlich verunsichert. Aber er vertraute seinem Freund.
    „ Es ist eine Drogengeschichte“, sagte Holmes vage.
    „ Egon?“ fragte der Hofmarschall. „Unmöglich.“
    „ Wir wissen, dass seine Herrin im Wu Chu in Soho verkehrte“, sagte Holmes.
    „ Wobei handelt es sich da?“
    „ Um eine Opiumhöhle.“
    „ Oder sie liebte einfach die asiatische Küche?“ fragte der Hofmarschall und zog dabei ironisch eine Braue hoch.
    Da ging die Tür auf und der Bediente trat herein. Er schüttelte den Kopf.
    „ Er ist nicht in seinem Zimmer?“
    „ Nein, Sir.“
    „ Hat er seinen freien Tag?“
    „ Nein, Sir. Er war eigentlich Lady Ann als Stallbursche zugeteilt worden, Sir.“
    „ Ja, das stimmt. Aber er ist nicht zum Dienst erscheinen?“
    „ Nein, Sir.“
    „ Nun, wo könnte der Mann sein?“ fragte der Hofmarschall in den Raum.
    „ Wenn Sie erlauben würden“, sagte Holmes, „ich glaube, dass er sich in den privaten Gemächern Ihrer Majestät aufhalten könnte.“
    „ Warum sollte er das tun?“ rief der Hofmarschall völlig konsterniert. „Das ist unmöglich. Er kann dort gar nicht hingelangen, ohne gesehen zu werden. Der Souverän umgibt sich nur mit den nächsten Personen und würde es niemals akzeptieren, wenn sich ihr der Leibdiener einer Gräfin nähern würde.“
    „ Gleichwohl muss er dort sein“, sagte Holmes mit Nachdruck.
    „ Was macht Sie so sicher?“
    „ Ich habe meine Gründe“, sagte Holmes.
    „ Und die können Sie mir nicht verraten?“
    „ Nein Sir. Staatsgeheimnis“, behauptete Holmes. Darauf wusste keiner etwas zu sagen. Und er, war er sich sicher? Er war es. Doch was machte ihn sicher? Es war jetzt nicht die Zeit, darüber nachzudenken, aber Holmes spürte aufgrund der Erfahrungen der vergangenen Nacht, dass von den Träumen eine große Gefahr ausging, und dass die Träume Egons der seiner Herrin ähneln würden. In diesen Träumen gab es die Elemente des Schlosses. Das war Buckingham Palace. Dann der Prinzessin: Das war die Königin in ihren Privatgemächern. Im Märchen wurde sie im Bett gefunden. Das Bett war der Ort gewesen, in dem der Wolf sie verschlungen hatte. Und dass der Wolf dort bereits lauerte, sagte ihm ein Gefühl, das er nicht näher erklären konnte. Folgende Kette von Assoziationen aber bestand: Die Bibel – das Schafsblut – eine Kutsche – Feuer – ein brennendes Pferd.
    Während Holmes darüber nachdachte, war auch der Hofmarschall zu einem Entschluss gekommen. Er stand auf und sagte: „Bitte folgen Sie mir, meine Herren.“
    Es ging einen Gang hinunter und eine Treppe hinab und durch einen Saal in einen anderen Gang und zwei Treppen hoch und dann kam man an eine prächtige goldverzierte Tür, vor der ein vierschrötiger Mann in Livree stand.
    „ Henry“, sagte der Hofmarschall, „ist heute jemand hier durchgekommen?“
    „ Nein, Sir.“
    „ Von Seiten des Personals?“
    „ Nein, Sir.“
    Der Hofmarschall wandte sich um. „Sie sehen, dass die Privatgemächer unberührt geblieben sind.“
    „ Wie kommt das Frühstück hinein?“ fragte Holmes.
    „ Durch einen kleinen Aufzug in der Küche.“
    „ Wie groß ist dieser Aufzug?“
    „ Nun, er ist sehr klein.“
    „ Wo ist er?“
    Der Hofmarschall wies die Wache an, sie durchzulassen und dann kam man auf einen Gang und bog um ein Eck und fand dort eine Öffnung in der Wand. Der Hofmarschall schob ein Türchen zur Seite und zeigte in das Innere. Es war der besagte Aufzug, ein Mechanismus nach dem Muster eines Flaschenzugs. Der Aufzug war nicht leer, sondern es stand ein Tablett darauf mit einem Glas, in dem sich eine dunkle Flüssigkeit befand.
    „ Was ist das?“ fragte Holmes.
    „ Das ist ...“ zögerte der Hofmarschall und wandte sich dann an die Reihe der Dienstboten, die sich lautlos an der Wand aufgereiht hatten: „Was ist das in dem Glas?“
    Zuerst erhielt er keine Antwort, aber dann sagte einer: „Vielleicht ist es Tomatensaft, Sir.“
    „ Wer hat das hierher gestellt?“
    Er bekam keine Antwort. Voodoo trat auf das Glas zu und roch daran. „Meine Vermutung: Das ist Blut, vom Schaf, Sir.“
    Maddox trat vor: „Oder es ist Gift. Ich denke, wir nehmen es vorerst einmal zu den Beweismitteln.“
    Er überreichte das Glas einem der Beamten, der es in die Hand nahm, aber auch nicht genau wusste, was er jetzt damit anfangen sollte.
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