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Von unten gefesselt

Von unten gefesselt

Titel: Von unten gefesselt
Autoren: Clark Kraycek
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Abend, kurz bevor sie mir ihren Rückzug von unserem Deal bekannt gab, ihre Brustwarzen hatte piercen lassen. Meine Partnerin wusste sehr genau, dass ich gepiercte Brustwarzen hocherotisch finde, hatte dies jedoch immer abgelehnt. Für mich war das vollkommen akzeptabel gewesen, ich würde so etwas niemals verlangen, auch nicht von meiner Sklavin. Sie hatte sich nun aber, als ich gerade bei meiner Kajira war, doch piercen lassen und kündigte zudem an, sich einen kleinen Ring mit meinem eingravierten Namen durch eine Schamlippe stechen lassen zu wollen. Damit wollte sie deutlich zeigen, dass sie allein mir gehören würde. Im Zusammenhang mit ihrer Eröffnung kam mir all das plötzlich sehr eigenartig vor, auch wenn es unter anderen Umständen definitiv sehr angenehme Gefühle in mir ausgelöst hätte. So jedoch wirkte es auf mich wie der Versuch, sich aus unserem Deal, den sie selbst mit nicht wenig Aufwand herbeigeführt hatte, freizukaufen.
    Wesentlich einschneidender war die Tatsache, dass ich gleichzeitig erstmalig von der Erkrankung meiner Partnerin erfuhr. Sie eröffnete mir, dass sie schon seit ca. 15 Jahren unter zum Teil schweren Depressionen litt und bereits seit einem knappen Jahr wieder Medikamente dagegen einnahm. Heimlich, damit ich es nicht bemerke. Was für ein Schock! Ich fühlte mich komplett überfahren, als ich all diese Informationen aufnahm. Meine Partnerin ist psychisch krank. Und verheimlicht das vor mir seit langem, verheimlicht sogar die Tatsache, dass die Krankheit sich wieder verschlimmert hatte. Und meine Partnerin wollte, dass ich meine Kajira wieder aufgebe.

    Was ich in diesem Moment als schlimmer empfand vermag ich heute nicht mehr zu sagen. Alles war schlimm. Die Krankheit, die Tatsache, dass sie sie mir verheimlicht hatte und ihr Wunsch, dass ich meine Kajira wieder aufgeben sollte. Zeitweise empfand ich die Krankheit selbst als die schlimmste Information, zum Teil war ich richtiggehend verärgert, dass sie mir ihre Erkrankung so lange verheimlicht hatte, ich war auch entsetzt, dass ich meine Kajira nicht mehr sehen sollte. Und in den folgenden Tagen gewann nun mehr und mehr wieder mein Pflichtgefühl die Oberhand, meine Prinzipien begannen wieder in den Mittelpunkt zu rücken und ich besann mich wieder dessen, was immer mein wichtigster Grundsatz war: Niemals etwas zu tun, was meine Beziehung gefährden würde. Und dennoch hatte ich das undefinierbare Gefühl, dass ich damit einen weiteren Fehler begehen würde.
    Ich erklärte meiner Kajira all das und teilte ihr mit, dass wir uns in Zukunft nicht mehr treffen können würden. Es zerriss mich innerlich beinahe dies zu tun und dieses Empfinden wurde durch die Tatsache verstärkt, dass meine Kajira deutlich ihre Traurigkeit darüber, gleichzeitig aber auch noch vollstes Verständnis zeigte! Und genau genommen war ich ihr exakt in diesem Augenblick wohl näher als je zuvor, genau in diesem Augenblick war die Gefahr für meine bestehende Beziehung am größten - oder um genau zu sein: die Chance auf etwas neues und Einzigartiges am größten. Ich fühlte, dass es nur ganz wenige ganz bestimmte Worte benötigt hätte und meine Entscheidung wäre deutlich für meine Kajira ausgefallen.

    Diese Worte kamen aber nicht und genau genommen war mir auch klar, dass sie nicht kommen würden. Allein schon aufgrund der Tatsache, dass meine Kajira meine Beziehung immer respektiert hatte. Und so verstrich auch diese Chance ungenutzt und wir kamen überein, uns in Zukunft ausschließlich auf schriftlichen Kontakt zu beschränken.

    Diese Form des Kontakts blieb allerdings so intensiv wie sie immer gewesen war. Wir versuchten, uns auf schriftlichem Wege immer noch all die Dinge zu geben, die Bestandteil unserer BDSM-Beziehung sein sollten. Wir schrieben weiter sehr intensiv, ich nannte sie weiterhin „meine Kajira“ und ich war für sie nach wie vor „ihr Herr“. Keiner von uns beiden wollte loslassen, wir wollten uns beide so viel wie möglich von dem erhalten, was uns zueinander geführt und uns verbunden hatte. Und Tag für Tag verspürte ich Trauer darüber, meine Kajira nicht wieder sehen zu können, Trauer darüber, meiner Verantwortung ihr gegenüber nicht gerecht geworden zu sein, sie fallen gelassen zu haben, ihr Schmerz in einer Form zugefügt zu haben, die niemals Bestandteil vom BDSM werden darf. Ich erkannte ihre Enttäuschung und war tieftraurig darüber, die Frau, die mich so eingenommen hatte, derart enttäuscht zu haben.

    Auch
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