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Von Natur aus kreativ

Von Natur aus kreativ

Titel: Von Natur aus kreativ
Autoren: Ernst Poeppel , Beatrice Wagner
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0,3 (Helligkeitsbeurteilung) und 3 (Schmerzintensität) liegt. Die Kreativität der Natur zeigt sich auch darin, einfachste Prinzipien so oft wie möglich einzusetzen.
    Leslie Stevenson: Seven Theories of Human Nature, New York: Oxford University Press 1974.
    Sieben Theorien über die menschliche Natur stellt Leslie Stevenson vor, nämlich jene von Plato, Marx, Freud, Sartre, Skinner, Lorenz und das christliche Menschenbild. Mit Verwunderung habe ich festgestellt, dass diese philosophische Betrachtung der menschlichen Natur die biologischen Wurzeln dessen, wie wir gemeint sind, nicht stärker berücksichtigt (abgesehen von einem Hinweis auf Konrad Lorenz, dessen gedankliche Welt aber eher als Karikatur dargestellt wird). All diese Theorien, die von den Stiefbrüdern und Stiefschwestern in den Geisteswissenschaften entwickelt werden, sind jedoch schlichtweg zu „kopflastig“. Gründe hierfür mögen bestimmte Vorurteile sein, die sich aus unserer Geistesgeschichte ergeben; der Hauptgrund ist aber mangelndes Wissen über die biologischen Grundlagen der menschlichen Natur.
    J ames Surowiecki: Die Weisheit der Vielen. Warum Gruppen klüger sind als Einzelne, München: Goldmann 2007 (zuerst 2004: The Wisdom of Crowds).
    „Für gewöhnlich bedeutet Durchschnitt Mittelmaß“, stellt Surowiecki fest, „bei Entscheidungsfindungen dagegen oft Leistungen von herausragender Qualität. Allem Anschein nach sind wir als Menschen also programmiert, kollektiv klug und weise zu sein.“ Hierzu kann jeder ein einfaches Experiment durchführen: Man frage bei einem Abendessen, welche Temperatur der Raum habe, und jeder schreibt unabhängig voneinander seine Schätzung auf einen Zettel. Aus diesen Angaben bestimmt man den Mittelwert. Man wird feststellen, dass dieser die Raumtemperatur sehr viel besser wiedergibt, als die meisten einzelnen Schätzungen. Allgemein müssen vier Bedingungen erfüllt sein, damit sich die „Weisheit der Massen“ tatsächlich realisieren kann: Meinungsvielfalt (dazu müssen jedem Einzelnen zumindest ein paar Informationen zugänglich sein), Unabhängigkeit, Dezentralisierung und Aggregation (die Möglichkeit also, dass Meinungen aufeinandertreffen).
    Hans-Lukas Teuber: „Perception“, in: John Field (Hrsg.): Handbook of Physiology. Neurophysiology III, Washington: American Physiological Society 1960, S.   1595 – 1668.
    In dieser umfassenden Darstellung von Phänomenen und Problemen der Wahrnehmung entwickelt Teuber unter anderem das Konzept der „corollary discharge“, das dem „Reafferenzprinzip“ entspricht und für die Erklärung menschlichen Verhaltens grundlegend ist. Die Grundidee dieses Prinzips ist recht einfach: Wann immer wir etwas tun – sei es eine kurze Bewegung, eine längere Zeit in Anspruch nehmende Handlung, ein langfristiger Plan, den es zu verwirklichen gilt –, werden zwei parallele Prozesse im Gehirn in Gang gesetzt. Erstens wird die Aktion gestartet (Efferenz), doch gleichzeitig wird zweitens das Programm als Kopie gespeichert (Efferenzkopie). Hierdurch werden zwei Dinge gleichzeitig erledigt: Das Gehirn ist mit einem Monitoring-System ausgestattet, und mit einem weiteren Mechanismus wird festgestellt, wann etwas zum Abschluss gebracht wurde. Im Verlauf der Aktion gibt es Rückmeldungen von den Sinnessystemen (Reafferenz), die jeweils mit der gespeicherten Efferenzkopie verglichen werden; man weiß also, wie weit man schon gekommenist. Und wenn schließlich die Reafferenz der Efferenzkopie entspricht, dann wird ein Signal gegeben, dass etwas zum Abschluss gebracht wurde. Das Gefühl, das sich dann einstellt, ist das, was man Zufriedenheit nennt. Diese Parallelaktion unseres Gehirns ist also eine wesentliche Komponente für die Herstellung und den Erhalt des inneren Gleichgewichts, der Homöostase.
    Niko Tinbergen: Instinktlehre. Vergleichende Erforschung angeborenen Verhaltens, Berlin: Parey 1952.
    Dieses Buch hat die moderne Ethologie entscheidend geprägt; bekanntlich haben Niko Tinbergen und Konrad Lorenz zusammen den Nobelpreis erhalten, der dritte im Bunde war Karl von Frisch mit seinen Entdeckungen über das Navigationsverhalten der Bienen. Auf einen Aspekt im Buch von Tinbergen sei besonders hingewiesen: das Phänomen der Übersprungshandlung. Wenn ein Lebewesen in eine Konflikt-Situation gerät, dann mag es geschehen, dass die aufgestaute Energie sich in ganz anderer Weise äußert; sie springt in einen anderen Handlungskontext. Typisch ist etwa eine Situation, in
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