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Von Natur aus kreativ

Von Natur aus kreativ

Titel: Von Natur aus kreativ
Autoren: Ernst Poeppel , Beatrice Wagner
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Wissenschaft zur Erklärung des menschlichen Erlebens oder Verhaltens ist sie eigentlich nicht. Verglichen mit Physik, Chemie oder Biologie sind wir eine „Wissenschaft des Werdens“. Deshalb ist es eine wichtige Herausforderung, gültige Klassifikationen zu entwickeln, vielleicht sogar eine allgemein verbindliche Taxonomie zu schaffen. Im Augenblick ist es noch ganz anders: Manche Modelle, an denen wiruns orientieren, kommen aus der Linguistik, andere aus der traditionellen Philosophie, wieder andere aus der Physik (daraus wurde dann die „Psychophysik“), weitere aus der Verhaltensforschung oder aus Alltagsbeobachtungen, schließlich solche aus der Neurologie und Psychiatrie und – von mir bevorzugt – aus der Neuropsychologie; und jedes Modell transportiert seine eigenen Vorurteile. Das ist alles sehr spannend, aber auch sehr unverbindlich. Trotzdem scheint es die wenigsten Forscher in der Psychologie oder Hirnforschung zu stören, denn es gibt genug Details, die es zu erforschen gilt und an denen man sich erfreuen kann.
    Ernst Pöppel & Beatrice Wagner: Je älter desto besser, München: Gräfe und Unzer 2010.
    Es ist keine neue Einsicht, dass das Älterwerden auch Vorteile mit sich bringt. Vor etwa 2000 Jahren hat der römische Staatsmann und Philosoph Cicero in einem seiner wichtigsten Texte („Cato maior de senectute“) einen Vorteil des Alters beschrieben, den vielleicht heute nicht jeder unterschreiben mag: dass wir nämlich nicht mehr unseren sexuellen Bedürfnissen ausgeliefert sind. Moderne Studien zeigen, dass dies für viele gilt, aber sicher nicht für alle. In diesem Buch beschreiben wir in zehn Kapiteln, unterstützt durch aufschlussreiche Gespräche mit Frauen und Männern unterschiedlichen Alters, welche Chancen sich im Alter, in der „Generation plus“, für jeden auftun. Dafür gibt es allerdings eine Bedingung: Man muss den Willen aufbringen, sein Leben selber zu leben, man muss Verantwortung für sich selbst übernehmen. Dann kann man immer noch lernen, etwas Neues beginnen, die Gegenwart genießen, mit seinem Scheitern fertigwerden, denn natürlich gehört das Scheitern auch zum Leben und zum Älterwerden. Wir leben in einer Zeit, in der das Alter im Wesentlichen unter dem Gesichtspunkt das Abbaus, der Krankheit, des endgültigen Verfalls gesehen wird. Natürlich bringt das Alter viele Risiken mit sich, doch die Mehrzahl der Menschen ist bis in das hohe Alter gesund. Und manche erlangen im Alter sogar Weisheit, wobei man natürlich nicht versuchen sollte zu definieren, was Weisheit ist.
    Tomás Radil: „Zeit in Auschwitz – Zeit nach Auschwitz“, in: Ernst Pöppel & Max Kerner (Hrsg.): Zeit und Mensch, Aachen: Thouet 1996, S.   65 – 75.
    Der tschechische Neurowissenschaftler Tomás Radil war als Jugendlicher in Auschwitz. „Zeit in Auschwitz – Zeit nach Auschwitz“ ist der erschütterndeBericht über die Lebensbedingungen im Lager, und es ist die Schilderung eines Lebens danach, in dem ein Forscher wichtige Beiträge zum Verständnis des menschlichen Gehirns geleistet hat. Außerordentlich wichtig sind die Hinweise über ethische Prinzipien des Lagerlebens. Trotz der grauenvollen Bedingungen bewahrte die „Goldene Regel“ ihre Gültigkeit, wie sie philosophisch im kategorischen Imperativ von Immanuel Kant formuliert wurde. Eine weitere Einsicht Radils: Vergeben ist nicht möglich; man sollte sich hier keinen Illusionen hingeben. Was aber im weiteren und neuen Zusammenleben nach einer solchen Katastrophe möglich ist, das ist die Versöhnung, die „reconciliation“, wie sie auch politisch tatsächlich verwirklicht wurde.
    David M. Raup: Extinction. Bad Genes or Bad Luck? New York: Norton & Co. 1991 .
    In Raups Buch erfährt man unter anderem, dass die durchschnittliche Lebenserwartung von Arten nur etwa vier Millionen Jahre beträgt, dass also die meisten jemals entstandenen Arten auf dieser Erde schon wieder ausgestorben sind. Wäre es unter dem Gesichtspunkt der Evolution dann eine solche Katastrophe, wenn die Menschheit als Ganzes wieder von der Erde verschwinden würde? Denn schließlich gibt es uns ja schon einige Zeit. Durch das Verschwinden der Menschen auf diesem Globus würde in der biologischen Evolution eine unglaubliche Kreativität freigesetzt werden. Wenn wir also Spielball anderer Mächte wären, und vielleicht sind wir es ja sogar, dann könnte es im Interesse dieser Mächte liegen, die Menschen recht bald wieder aussterben zu lassen. Und dann wären alle
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