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Von Natur aus kreativ

Von Natur aus kreativ

Titel: Von Natur aus kreativ
Autoren: Ernst Poeppel , Beatrice Wagner
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für die wissenschaftliche Beschreibung unseres Selbst, wenn man so will: unserer Selbst-Analyse.
    Erwin Schrödinger: Was ist ein Naturgesetz? Beiträge zum naturwissenschaftlichen Weltbild, München: Oldenbourg 1962.
    Schrödinger analysiert, wie wir denken, und geht dazu weit in die Antike zurück. Es fällt beim Vergleich zwischen der Physik und den Lebenswissenschaften auf, dass wir im Grunde eine falsche Bewertung vornehmen, wenn wir von der Physik als der „Paradedisziplin“ der Naturwissenschaften sprechen. Die Physiker, falls Physiker dies lesen sollten, werden vielleicht entsetzt sein, wenn man sagt, dass viele Schriften der Physik eher geisteswissenschaftlich sind und die Lebenswissenschaften die eigentlichen Naturwissenschaften repräsentieren. In den Texten von Physikern wie Galilei, Newton, von Helmholtz, Mach, Einstein, Bohr, Heisenberg, Schrödinger, von Weizsäcker, Feynman, Wheeler und einigen mehr geht es in erster Linie um dieAnalyse der Denkwerkzeuge und wie man mit diesen messend die Natur verstehen kann. Denn wenn wie in der Quantenmechanik der Messprozess analysiert wird, wird eine Außenperspektive gegenüber dem Objekt eingenommen. Dabei wird die Natur vom Subjekt her analysiert. Somit müssen notwendigerweise subjektive Vorgänge im Gehirn des Betrachters berücksichtigt werden, da diese die Art der Analyse beeinflussen. In den Lebenswissenschaften geht es um die Natur selbst. Das wichtigste Beispiel ist Darwin, der in die generativen Prinzipien der Natur einzudringen suchte, also aus der Natur selbst heraus dachte, als deren Teil er sich sah. In einem solchen Rahmen, der vielen befremdlich erscheinen mag, kann man sagen, dass die Physik eine idealistische, die Lebenswissenschaften eine realistische Denkweise repräsentieren.
    Raoul Schrott & Arthur Jacobs: Gehirn und Gedicht. Wie wir unsere Wirklichkeiten konstruieren, München: Hanser 2011.
    Was ist er nun eigentlich, Raoul Schrott, ein Dichter, Übersetzer, Sachbuchautor, Romanschriftsteller, Komparatist? Zunächst einmal ist er vor allem er selbst, dem diese Kategorisierungen wohl ziemlich gleichgültig sind, und er zeichnet sich aus durch eine herausragende Kreativität. In diesem Buch, das eigentlich zwei Bücher sind, wird man von Arthur Jacobs mit großer Sachkunde in Ergebnisse der modernen Psychologie und der kognitiven Neurowissenschaften eingeführt, und Raoul Schrott erläutert, was es mit der menschlichen Sprache auf sich hat und wie diese in Gedichten lebt.
    Burrhus F. Skinner: About Behaviourism. London: Cape 1974 .
    Skinner wird von psychologischen Forschern in manchen Kreisen gerne unterschätzt. Immerhin zählt er zu den Gründern der modernen Verhaltenstherapie, ohne die moderne Psychotherapie nicht vorstellbar ist, und seine Überlegungen zum operanten Konditionieren bei evolutionären Prozessen, die er in seinem Aufsatz „Selection by Consequences“ von 1981 ausführt (SCIENCE 213, S. 501–504), sind außerordentlich anregend. Man kann aus seinen Überlegungen auch ableiten, warum evolutionäre Prozesse so schnell ablaufen konnten. Denn es mag viele erstaunen, wie sich die Vielfalt des Lebendigen in den nur vier Milliarden Jahren und bei mehrzelligen Organismen in den letzten etwa 800 Millionen Jahren entfalten konnte. WennOrganismen lernfähig sind, dann haben jene einen selektiven Vorteil, die besser lernen können, indem sie beispielsweise günstigere Umgebungen aufsuchen. Bessere Lernfähigkeit ist also mit evolutionärer Kreativität verbunden – und warum sollte dies nicht auch für die kreativen Potenziale des Menschen gelten?
    Stanley S. Stevens: Psychophysics. Introduction to Its Perceptual, Neural and Social Prospects, New York: Wiley 1975.
    Aus der psychologischen Forschung wurden nur wenig mathematische Gesetze abgeleitet. Eines davon ist das sogenannte Potenzgesetz, das die Beziehung zwischen der Stärke physikalischer Reize und der Intensität einer subjektiven Empfindung beschreibt; Stevens hat auf diesem Gebiet die wichtigsten Beiträge geleistet. Dieses Gesetz beschreibt ein „Wunder der Natur“: Wann immer man etwas hinsichtlich seiner Intensität bewerten kann, dann entspricht der Logarithmus der subjektiven Intensität der Wahrnehmung dem Logarithmus der objektiven Intensität multipliziert mit einem für das Wahrnehmungssystem typischen Faktor. Der Unterschied der wissenschaftlichen Beschreibung von subjektiven Erfahrungen ist also nur in der Größe dieses Faktors gegeben, der zwischen
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