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Vom Wahn zur Tat

Vom Wahn zur Tat

Titel: Vom Wahn zur Tat
Autoren: Thomas Stompe
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eine oft ausgeprägte Behandlungsresistenz charakterisiert. Die Behandlung psychisch kranker Rechtsbrecher ist zu einem wesentlichen Teil Risikomanagement. Risikomanagement ist das richtige Erkennen der relevanten Risikofaktoren zum richtigen Zeitpunkt und deren angemessene Behebung oder deren Ausgleich durch protektive Faktoren.
    In den letzten zwanzig Jahren fand in der angloamerikanischen Forensischen Psychiatrie ein Umbruch in der Behandlung psychisch kranker Rechtsbrecher statt, der in Österreich mit Verspätung rezipiert wurde. Diese Neuerungen beruhen auf den folgenden Prinzipien: Im ersten Schritt erfolgt eine differenzierte Analyse und Aufschlüsselung der therapeutisch beeinflussbaren Defizite sowie der positiven, protektiv wirksamen Ressourcen. In der eigentlichen Behandlung werden manualisierte, zumeist kognitiv-verhaltenstherapeutisch orientierte Therapieprogramme eingesetzt, die besonders den Lernstil und die häufig mangelhaft ausgeprägte Reflexionsfähigkeit der Patienten berücksichtigen. Dabei liegt der Schwerpunkt auf multimodalen Behandlungskonzepten. In themen- und störungsspezifischen Gesprächsgruppen werden Kenntnisse vermittelt und neue, gewaltfreie Handlungsalternativen in Rollenspielen erprobt. Um zukünftige Delinquenz verhindern zu können, müssen diese therapeutischen Interventionen bei psychisch kranken Rechtsbrechern intensiv, hochstrukturiert, umfassend und lang dauernd sein. Der Behandlungserfolg muss regelmäßig evaluiert und der Behandlungsplan gegebenenfalls adaptiert werden.
    In der Justizanstalt Göllersdorf wird eine Vielfalt an Therapiegruppen angeboten. Der Therapieplan wird von den Oberärzten gemeinsam mit dem Stationspersonal erstellt. Einen großen Stellenwert, vor allem für Personen mit einer Grunderkrankung aus dem schizophrenen Formenkreis, haben psychoedukative Gruppen. Ziel ist hier die Aufklärung über und Auseinandersetzung mit der Erkrankung zur Steigerung der Behandlungscompliance und damit der Verringerung der Rückfallsrate. Die psychoedukative Gruppe soll Krankheitskonzepte und Bewältigungsstrategien vermitteln bzw. die Kommunikation zu den Angehörigen nach außen verbessern. Die Verbesserung der Compliance soll das Annehmen geeigneter Therapiekonzepte fördern sowie die Medikamenteneinnahme garantieren.
    Für schizophrene Patienten mit kognitiven und/oder kommunikativen und/oder emotionalen Defiziten sowie Einschränkungen in der Wahl ihrer Problemlösestile gibt es Gruppen zum Training kognitiver und metakognitiver Defizite. Dabei sollen Denkverzerrungen bewusst gemacht, eingefahrene Problemlösestile kritisch reflektiert werden. Das dafür entwickelte Programm ist in acht Module gegliedert und umfasst Themenbereiche wie Zuschreibungsstil, korrekte Objekterkennung, Vermeidung voreiligen Schlussfolgerns, Korrigierbarkeit festgefahrener Vorstellungen, die Fähigkeit zum Bezugssystemwechsel und die Selbstwertstabilisierung.
    Das Integrierte Psychologische Therapieprogramm (IPT) wird ebenfalls bei schizophrenen Patienten mit Einschränkungen im kognitiven und sozialen Bereich eingesetzt. Vermittelt werden darin verschiedene Modellvorstellungen zur Schizophrenie. Das Therapieprogramm besteht aus fünf Unterprogrammen, welche auf die für eine Schizophrenie typischen Störungen der Aufmerksamkeit, der Wahrnehmung und des Denkens abzielen und Einschränkungen im gesamten Sozialverhalten kompensieren sollen. Die Unterprogramme beinhalten Themenbereiche wie kognitive Differenzierung, soziale Wahrnehmung, verbale Kommunikation, soziale Fertigkeiten und interpersonales Problemlösen.
    Patienten mit Störungen aus dem schizophrenen Formenkreis, die starke emotionale Verarbeitungsdefizite aufweisen, durchlaufen eine emotionsfokussierte Therapiegruppe (Training emotionaler Kompetenzen). Dieses Training der emotionalen Intelligenz hat die Verbesserung emotionaler Informationsverarbeitungsprozesse zum Ziel. Trainiert wird die emotionale Selbst- und Fremdwahrnehmung sowie die emotionale Perspektivenübernahme. Erworben werden soll ein rascheres Verstehen emotional aufgeladener sozialer Situationen, die Eigenfähigkeit zur Stimmungsregulation soll verbessert werden.
    Die meisten Maßnahmenpatienten zeigen schwerwiegende Einschränkungen im sozial-kommunikativen Bereich. Ziel der sozialen Kompetenzgruppe ist die Vermittlung sozialer Fertigkeiten, sozial-kommunikativer Kompetenzen bzw. prinzipiell die Verbesserung grundlegender Fertigkeiten im Umgang mit anderen
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