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Vom Wahn zur Tat

Vom Wahn zur Tat

Titel: Vom Wahn zur Tat
Autoren: Thomas Stompe
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Menschen. Im Training soll gelernt werden, wie man eigene Rechte gewaltlos durchsetzt, wie tragfähige Beziehungen gestaltet werden können und vor allem, wie man mit wem über die psychische Beeinträchtigung reden kann. Patienten, die in ihrer Vorgeschichte eine Alkohol- oder Drogenproblematik aufweisen, werden der Alkohol- und/oder der Drogengruppe zugewiesen. Hier erfolgt die Bearbeitung der Suchtproblematik. Einsichten in die Zusammenhänge zwischen der Sucht und der Begehung des Delikts sollen vermittelt werden.
    Nur bedingt gruppenfähige Insassen werden in begleitende Therapien (Ergotherapie, Musiktherapie) integriert, die eine geringere Gruppenkompetenz erfordern. Patienten mit kognitiven Defiziten werden durch relativ einfache Übungen am Computer gefördert. Nicht gruppentaugliche Patienten – zumeist handelt es sich um Personen mit schweren Persönlichkeitsstörungen, die Gruppenprozesse nachhaltig stören – werden nach Maßgabe der personellen Ressourcen einzeltherapeutisch behandelt.
    Während ähnliche Therapiegruppen auch in der Allgemeinpsychiatrie angeboten werden, sind die sogenannten deliktbezogenen Gruppen eine Besonderheit der Behandlung in der Forensischen Psychiatrie. Zielgruppe der gewaltfokussierenden Therapiegruppe sind Patienten, die ein Gewaltdelikt wie Mord, Totschlag, Körperverletzung, Raub oder gefährliche Drohung begangen haben. Die Teilnehmer sollen danach in der Lage sein, einen Zusammenhang zwischen der eigenen Persönlichkeit und der Einstellung zu Gewalt bzw. der Ausübung von Gewalt zu erkennen, Verantwortung für das eigene Handeln zu übernehmen sowie zu lernen, die Machtausübung über andere Personen zu vermeiden. Ein speziell für Sexualstraftäter entwickeltes Behandlungskonzept ist das Sexual Offender Treatment Program (SOTP). Dabei sollen Missbrauchsabläufe erkannt und durchbrochen, einschlägige Verhaltensmuster aufgedeckt und in Zukunft vermieden werden.
    Wie bereits gezeigt, wachsen viele der im Maßnahmenvollzug betreuten Patienten in wenig förderlichen sozialen Verhältnissen auf. Aufgrund dieser Konstellation zeigen viele von ihnen Defizite im respektvollen Umgang mit anderen, aber auch mit sich selbst. Moralische Sensibilität und Kompetenz sind oft wenig entwickelt, der Umgang mit den Mitpatienten ist nicht selten ausbeuterisch. Hier kommt einem pro-sozialen Stationsklima eine ganz wesentliche Vorbildwirkung zu. Die oft neue Erfahrung, mit seinen Problemen und Defiziten akzeptiert und respektiert zu werden, ist in ihrem therapeutischen Wert nicht zu unterschätzen. In den einmal wöchentlich abgehaltenen Stationsrunden werden aktuelle Probleme angesprochen. Darüber hinaus sollen auf den Wohnstationen Alltagsfertigkeiten erworben werden, die dem Untergebrachten die Reintegration nach der Entlassung erleichtern.
    Die Pharmakotherapie folgt in der Forensischen Psychiatrie grundsätzlich dem State of the Art der übrigen Psychiatrie. Allerdings verlangen die besonderen Eigenschaften der forensischen Klientel andere Schwerpunktsetzungen: Forensische Patienten sind zumeist durch eine erhebliche Komorbidität (Persönlichkeitsstörungen, multipler Substanzmissbrauch) belastet. Daraus ergibt sich einerseits, dass die Mitbehandlung dieser Störungsbilder manchmal höhere Medikamentendosierungen erfordert, andererseits der Einsatz von suchterzeugenden Medikamenten wie Tranquilizer zu vermeiden ist. Die Tatsache, dass psychisch kranke Rechtsbrecher im Vorfeld des Delikts häufig medikamentös non-compliant waren, erfordert neben intensiven psycho-edukativen Maßnahmen den Einsatz von Medikamenten, die entweder intramuskulär appliziert werden können (antipsychotische Depotpräparate) oder deren orale Einnahme durch Blutspiegelbestimmungen routinemäßig, preisgünstig und sicher kontrollierbar ist.
    Zur Qualitätssicherung müssen die therapeutischen Maßnahmen evaluiert werden. Zielkomponenten sind die vier vor Behandlungsbeginn erstellten Profile. Die Evaluierung des Globaleindrucks der Therapie erfolgt durch die Verhaltensbeobachtung auf den Wohnstationen. Wie geht der Patient mit den anderen Insassen und dem Pflegepersonal um? Wie ist das Arbeits- und Freizeitverhalten? Kann er sich an Abmachungen halten? Wie krankheitseinsichtig und compliant ist er? Gibt es aggressive Vorfälle oder andere Hinweise auf ein Fortbestehen der spezifischen Gefährlichkeit? Was hat sich beim Täter geändert? Wodurch ist die Änderung sichtbar? Wie stabil sind die Änderungen? Was
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