Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vom Himmel hoch

Vom Himmel hoch

Titel: Vom Himmel hoch
Autoren: Gerhard Branstner
Vom Netzwerk:
wurde benachrichtigt, und er erklärte sich auch bereit, die Katastrophe abzuwenden. Zu diesem Zwecke nahm er in einer Orbitalstation Quartier, ließ sich verschiedene Materialien und Geräte kommen und machte sich ans Werk. Selbstverständlich berichtete das Fernsehen jetzt ausschließlich von diesem Manne, doch was er tat, blieb aller Welt unerfindlich. Er hantierte stillvergnügt mit den Geräten und Materialien, und als er von einem Fernsehreporter gefragt wurde, worauf das Ganze hinauslaufe, sagte er nur: ›Ich rette das Projekt, damit es endgültig zugrunde geht.‹
    Diese Antwort war gewiß nicht dazu angetan, die Gemüter zu beruhigen. Im Gegenteil meldeten sich jetzt mehr und mehr Stimmen, die forderten, den Mann wieder dahin zu schicken, von wo man ihn geholt hatte. Doch der lächelte nur dazu.
    ›Wenn ihr mich nicht gewähren laßt‹, sagte er, ›dann ist das Projekt auch beim Teufel, aber ohne daß ich es vorher gerettet habe.‹
    Also ließ man ihn gewähren, und als der Meteoritenstrom nahe genug herangekommen war, sandte der Mann eine kürbisgroße Kugel, die er mittlerweile angefertigt hatte, mittels einer winzigen Trägerrakete den Meteoriten entgegen. Und als die Kugel ihr Ziel erreicht hatte, drückte der Mann wie bei der Fernzündung einer Sprengladung auf einen Hebel. Die Kugel leuchtete auf, daß die Sonne verblaßte, und von den Meteoriten war, als die Kugel erlosch und die Sonne wieder schien, nichts mehr zu sehen. Die Welt atmete auf, und der Mann vom Mond wurde gefeiert, als ob er die Menschheit vor dem Untergang errettet habe. Sämtliche Fernsehstationen der Erde stürzten sich auf ihn wie die Fliegen auf den Käse, denn jede wollte ein Exklusivinterview von ihm haben; er mußte auf Massenmeetings und öffentlichen Pressekonferenzen Rede und Antwort stehen und die Fragen der Fachwelt über sich ergehen lassen. Doch viel war nicht aus ihm herauszukriegen. Sobald die Rede auf die Rettungsaktion selbst kam, antwortete er mit einem unergründlichen Schweigen, und nur auf die Frage, welches Hobby er habe, erwiderte er, daß er leidenschaftlich gern Schlauchboot fahre, weshalb er auch nicht beabsichtige, sich wieder auf dem Mond niederzulassen, da Schlauchbootfahren dort nicht möglich sei.
    Über dieses seltsame Verhalten des Mannes hatte man völlig seine Ankündigung vergessen, das Projekt der Sonnenkraftwerke nur zu retten, um es endgültig zugrunde zu richten. Erst als die Akademien der Erde in einer gemeinsamen Session dem Mann vom Mond ›Das grüne Kreuz‹, die höchste Auszeichnung für Verdienste um die Wissenschaft, verleihen wollte, erinnerte er an diese Ankündigung und erklärte: ›Ich habe auf diese Session aller Akademien der Erde gewartet. Allerdings nicht, um eine Ehrung in Empfang zu nehmen, sondern um der versammelten Weltwissenschaft eine peinliche Eröffnung zu machen. Wie Sie wissen, hatte ich seinerzeit gegen das Projekt der Sonnenkraftwerke Einspruch erhoben. Obwohl aber mein Gegenvorschlag nicht etwa nur eine bessere, sondern die absolute Lösung des Energieproblems enthielt, wurde er von Ihnen abgelehnt. Überdies wurde ich auf den Mond versetzt, wo ich außerstande war, die Richtigkeit meines Vorschlags zu demonstrieren, da mir die materiellen Voraussetzungen abgingen. Diese Voraussetzungen erhielt ich erst, als ich das von mir abgelehnte Projekt retten sollte, denn jetzt gab man mir alles, was ich verlangte. So konnte ich ein Beispiel von der Energie geben, die alle anderen Energien überflüssig macht: der Gravitation. Die Kugel nämlich, die ich in die Meteoriten schoß, war eine künstliche Supernova, die trotz ihrer Winzigkeit eine ungeheure Ballung von Schwerkraft darstellte.‹
    Der Mann wartete, bis sich das Raunen im Saal gelegt hatte, und fuhr dann in seiner Erklärung fort.
    ›Wie Sie wissen, wird der größte Teil aller erzeugten Energie dazu benötigt, mit der natürlichen Schwere der Dinge fertig zu werden. Es ist jedoch unsinnig, immer mehr Energie gegen die Schwere zu erzeugen, wenn man die Schwere selbst außer Kraft setzen kann, wie es unsinnig ist, sich gegen den Luftzug einen Schal über den anderen um den Hals zu wickeln, wenn man den Zug selbst beseitigen kann, indem man das Fenster schließt. Die Beherrschung der Gravitation macht aber nicht nur Energie weitgehend überflüssig, sie ermöglicht auch die Freisetzung ungeahnter Energien, wie die künstliche Supernova gezeigt hat. Indem ich also das Projekt der Sonnenkraftwerke vor den
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher