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Vom Himmel hoch

Vom Himmel hoch

Titel: Vom Himmel hoch
Autoren: Gerhard Branstner
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nicht auch in den gesellschaftlichen Beziehungen der Fall sein?«
    »Jedenfalls da«, sagte Kraftschyk, »wo der Harmonie nichts mehr im Wege steht.«
    »Da müssen wir ja jeden Tag damit rechnen, daß das Matriarchat über uns kommt!« rief Fontanelli erschrocken aus.
    »Und was erschreckt dich daran?« fragte Stroganoff.
    »Ich habe die Erfahrung gemacht«, erklärte der Automatendoktor, »daß Frauen ein zänkisches Volk sind, vor allem untereinander.«
    »Das mag sein«, entgegnete Kraftschyk. »Aber nur unter der Voraussetzung, daß die Frau noch nicht wirklich gleichberechtigt ist. Da reagiert sie ihre Unausgeglichenheit gegen ihresgleichen ab. Gerade das Matriarchat aber hebt diese Voraussetzung auf.«
    »Das klingt logisch«, gestand Fontanelli, »trotzdem würde ich eine Weiberherrschaft nicht hinnehmen.«
    »Denk an den Tiefschlaf«, sagte Stroganoff, »unter zehn Jahren kämst du nicht davon.«
    Diese Aussicht verschlug Fontanelli die Sprache, und Kraftschyk erbot sich, derweilen seine Geschichte zu erzählen.
    »Sie heißt«, begann er, »so ihr nichts dagegen habt,
     
     
    Vom Himmel hoch
     
    und handelt von dem größten Schildbürgerstreich, den die Menschheit jemals vollbracht hat. Und wie das bei solchen Streichen so geht, machten zunächst alle eifrig mit, am Ende aber wollten alle schon von Anfang an dagegen gewesen sein. In Wirklichkeit aber war nur einer dagegen gewesen, aber den hatte man rechtzeitig auf den Mond geschickt.
    Die Geschichte begann mit einem die gesamte Menschheit erregenden Projekt. Da die Energieversorgung der Erde zu einem ernsten Problem geworden war, hatte man eine internationale Session einberufen, die nach langer Debatte vorschlug, ein System von Sonnenkraftwerken außerhalb der Erdatmosphäre zu errichten und die dort aufgefangene Energie mittels Laserstrahlen verlustlos durch die Atmosphäre zur Erde zu leiten. Auf diese Weise konnte die Energieversorgung mit einem Schlage auf unabsehbare Zeit gesichert werden. Ihr könnt euch denken, daß solch ein weltumspannendes Unternehmen alle Menschen begeisterte. Nur einer hob den Finger und machte den Vorschlag, statt der Laserstrahlen metallischen Wasserstoff als Transporter einzusetzen.«
    »Und der wurde auf den Mond geschickt«, warf Stroganoff ein.
    »Nein, der nicht«, erklärte Kraftschyk. »Sein Vorschlag wurde geprüft und angenommen, und der Mann selbst erhielt den Auftrag, die Unterlagen für diesen Teil des Projekts auszuarbeiten. Nachdem nun diese und die übrigen Unterlagen angefertigt und auch die technischen Mittel bereitgestellt waren, begann die Arbeit an diesem gewaltigen Unternehmen, dem größten, das die Menschheit bis dahin in Angriff genommen hatte. Die Fernsehstationen warfen ihre Programme über den Haufen und berichteten von nichts anderem, was ihnen aber nicht übelgenommen wurde, weshalb die Programmgestalter noch heute dieser Zeit als der goldenen nachtrauern.
    Das Projekt machte indessen gute Fortschritte, erlebte aber auch dramatische Zwischenfälle. Und der dramatischste trat ein, als es unmittelbar vor seiner Fertigstellung stand. Zu diesem Zeitpunkt nämlich wurde ein ungewöhnlich mächtiger Meteoritenstrom gemeldet, der sich, wie die Berechnungen ergaben, genau auf das Zentrum des Projekts zu bewegte. Natürlich war man auf Meteoriten gefaßt gewesen, nicht aber auf eine solche, bisher noch nie beobachtete Konzentration. Mit den konventionellen Abwehrmitteln war da nichts zu machen, und unkonventionelle zu entwickeln reichte die Zeit nicht aus, da der Meteoritenstrom nur noch wenige Tage entfernt war. Wenn kein Wunder geschah, würde die Menschheit, statt die Vollendung des bisher größten Unternehmens feiern zu können, die bisher größte Katastrophe zu betrauern haben. Da hob der Mann, der den metallischen Wasserstoff vorgeschlagen hatte, wieder den Finger. Doch als man ihn fragte, ob er eine Idee habe, schüttelte er den Kopf, streckte abermals den Finger gen Himmel und sagte: ›Der da oben, der könnte uns helfen.‹
    Die Leute glaubten, der Mann habe angesichts der drohenden Gefahr den Verstand verloren. Aber sie hatten sich geirrt, denn er erklärte ihnen, daß da oben, nämlich auf dem Mond, einer sei, der über das Mittel verfüge, die Katastrophe abzuwehren. Dieser eine aber war eben der Mann, der als einziger von Anfang an seine Stimme gegen das Projekt erhoben hatte. Und nun sollte er der einzige sein, der es retten konnte. Das war peinlich, aber nicht zu ändern. Der Mann
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