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Vom Ego zum Selbst: Grundlinien eines spirituellen Menschenbildes

Vom Ego zum Selbst: Grundlinien eines spirituellen Menschenbildes

Titel: Vom Ego zum Selbst: Grundlinien eines spirituellen Menschenbildes
Autoren: Sylvester Walch
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können die tieferen Töne des All-Einen hörbar werden. Die Atmosphäre dieses Rhythmus lässt Achtsamkeit, Liebe und Mitgefühl gedeihen.

    Da es unterschiedlichste, teils kulturabhängige Meditationstechniken gibt, soll nun eine einfache Übungsform dargestellt werden, die für jeden praktizierbar ist. Wer zu meditieren beginnt, wird am Anfang auf größere Schwierigkeiten stoßen. Das freischwebende Hineinhören in die Stille kann durch die Unstrukturiertheit zu erhöhten körperlichen Spannungen wie zu einem verstärkten Gedankenfluss führen. Gerade dann, wenn wir ruhig werden wollen, wird es zunächst lauter. Das ist normal, denn wenn wir innehalten, beginnen wir erst zu hören, wie viele Geräusche in uns sind. Es ist ein gutes Zeichen, denn es bedeutet, dass die Sinne wach werden. Man muss also geduldig sein und in kleinen Schritten vorgehen. Da es sich bei der Meditation sowieso nicht um eine vorübergehende Übung handelt und ein ehrgeiziges Machen eher hinderlich ist, kann man ruhig langsam beginnen. Die kontinuierliche Durchführung der stillen Meditation kann durch einige Vorkehrungen erleichtert werden.
    Wenn Sie zu Hause meditieren, bereiten Sie sich einen angenehmen Platz oder eine schöne Ecke in der Wohnung dafür vor. Man braucht nicht viel, vielleicht ein Sitzkissen und einen kleinen Teppich darunter. Um einen ansprechenden Ort der Stille zu gestalten, könnten auch eine Kerze, Blumen, ein entsprechendes Bild oder spirituelle Gegenstände hinzukommen. Viele Meditierende wissen, dass ein Tag, der mit Meditation beginnt, ein gewonnener Tag ist, weil sich die Meditationsenergie in die Arbeit hineinverlagert. Die daraus hervorgegangenen Inspirationen haben mich beim Schreiben dieses Buches hervorragend unterstützt. Natürlich ist es genauso sinnvoll, abends zu meditieren, weil unbewusste Tagesreste besser integriert werden und der Schlaf erfrischender wird.
    Von großer Bedeutung ist das richtige Zeitmaß. Für Menschen, die mit dem Meditieren beginnen, sind zwanzig Minuten sehr gut geeignet; später kann man die Meditationszeit durchaus auf dreißig oder fünfundvierzig Minuten ausdehnen. Es ist wichtig, gerade am Anfang nicht zu viel zu wollen, denn das führt meistens zu Frustrationen. Wer beispielsweise mehrere Jahre täglich zwanzig Minuten meditiert, wird große Früchte ernten.
    Dann ist es hilfreich, eine Körperhaltung einzunehmen, die gleichzeitig wach und entspannt ist. Es braucht oft einige Versuche, bis man die richtige Position gefunden hat. Wer Schwierigkeiten hat, auf dem Boden zu sitzen, kann sich auch auf einen Stuhl setzen oder gar auf dem Rücken liegend meditieren. Wer im Schneidersitz meditiert, sollte unter das Gesäß ein Kissen legen, um die Kniegelenke zu entlasten. Gleiches gilt für jene, die gerne auf den Fersen sitzen. Nehmen Sie einfach ein Kissen oder einen Hocker als Unterstützung. Die Wirbelsäule sollte sich über dem Becken zentrieren und aufrichten. Wenn man den Oberkörper zunächst nach vorne und hinten beugt, kann man die optimale Position aufspüren. Mit der Vorstellung, dass man nach unten fest wie ein Berg gegründet ist und gleichzeitig am Scheitel leicht nach oben gezogen wird, kann man sich leichter in eine stabile, komfortable und offene Meditationshaltung bringen. Der Kopf ist gerade, die Arme sind locker, und die Hände liegen entspannt auf den Knien oder im Schoß. Dabei kann man Daumen und Zeigefinger zusammenführen, das hält, so meinen die Yogis, die Energie im Leibraum. Lassen Sie den Atem ruhig und frei fließen. Die Augen können geschlossen oder halb offen sein, gerade so, wie es für Sie angenehm ist.
    Dann lassen Sie sich nach innen fallen. Gedanken, Empfindungen, Spannungen oder innere Bilder werden zwar registriert, aber nicht weiterverfolgt. Einfach nur sein lassen, was ist: nichts damit tun, nichts festhalten oder ergreifen. Dann wird alles kommen und wieder gehen wie Wolken am Himmel. Wenn Sie dennoch von Eindrücken überflutet werden, dann stellen Sie sich vor, wie Sie einen halben Schritt zurücktreten und lediglich ihr Aufsteigen und Absteigen beobachten. Dabei bemerken Sie, dass nichts bleibt oder von Dauer ist. Dabei können sich Wellen von Erregung, die durch ungelöste psychische Konflikte verursacht werden, und Perioden tiefen Friedens abwechseln.
    Um sich wieder zu zentrieren, kann man die Aufmerksamkeit auf den Atem lenken, innerlich ein Mantra wiederholen oder ein Gebet sprechen. Die Konzentration auf ein Objekt hat den
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