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Vom Ego zum Selbst: Grundlinien eines spirituellen Menschenbildes

Vom Ego zum Selbst: Grundlinien eines spirituellen Menschenbildes

Titel: Vom Ego zum Selbst: Grundlinien eines spirituellen Menschenbildes
Autoren: Sylvester Walch
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geschilderten Einsichten nicht nur gedanklich herausgearbeitet wurden, sondern auf Erlebtes verweisen. Wer auf sein Leben zurückblickt, kann erkennen, wie sich unterschiedliche Lebensstränge sinnvoll ergänzen, als habe eine unsichtbare Regie mitgewirkt. So lässt sich erahnen, dass, trotz vieler Hindernisse, jedem Leben eine Bestimmung innewohnt, die sich allmählich herausschält. Eine ganzheitliche Entwicklung muss immer verschiedene Ebenen beinhalten, in denen sich seelische Heilung und spirituelle Fortschritte ergänzen. Dabei sollten wir uns kleine Ziele stecken, die Triebkräfte der menschlichen Natur nicht unterschätzen und Krisen als notwendige Transformationsdrehpunkte anerkennen. Die vorgestellten Übungen sollen den inneren Prozess unterstützen und die Inhalte durch die persönliche Erfahrung nachvollziehbar machen.
    Das Bewusstsein ist fähig, seine bisherigen Grenzen auszudehnen – in die Breite und in die Tiefe. Das lässt uns gewahr werden, dass die individuelle Persönlichkeit von einer Wesensnatur getragen ist, die über Biographie, Zeit und Raum hinausgeht. Durch intensive Prozessarbeit, veränderte Bewusstseinszustände und spirituelle Übungen können wir in diesen Bereich gelangen, von dem enorme Impulse ausgehen, und erkennen, wer wir wirklich sind. Erst wenn wir uns aufmachen – im doppelten Sinne –, erspüren wir, dass wir von einer feinstofflichen Welt umgeben sind, die uns durchdringt und trägt. So ist der Körper nicht mehr alleine ein biologisch-physikalischer Ort, sondern stets verbunden mit der Kraft des Göttlichen und der Weite des All-Einen. In jedem Menschen will der göttliche Funke leuchten. Er wartet nur darauf, entzündet zu werden, um unserem Leben den Geschmack des universalen Seins zu bringen. Die innere Weisheit wirkt in uns und begleitet uns, in guten und in schlechten Tagen, um unserem psychospirituellen Wachstum zu dienen.
    Dabei vollzieht sich ein Prozess, der mit der bekannten Wendung »Stirb und werde« am besten charakterisiert werden kann. Wenn wir das Ego abbauen, alte einengende Muster lösen und die Ich-Persönlichkeit transzendieren, werden wir zu unserer wahren Natur durchdringen. Dieser Prozess wird oft von starken Erschütterungen begleitet, die nur bewältigt werden können, wenn wir gut gerüstet sind. Die inneren Fundamente müssen eine neue Ordnung finden, um diesen Kräften standhalten zu können. Mit einem gut funktionierenden Ich, mit Wahrhaftigkeit und Disziplin können wir unbeschadet die Grenzen öffnen und uns dem weiteren Geschehen vertrauensvoll überlassen. Dabei müssen wir auch loslassen lernen, um dem Selbst oder der inneren Weisheit zum Durchbruch zu verhelfen. Durch den Tod des Ego entstehen neue Seinsqualitäten, die unser Leben außerordentlich befruchten.
    Ganz zu werden gelingt jedoch nur, wenn wir möglichst alle Bereiche des Menschseins bewusst entwickeln. Dazu gehört, dass wir uns mit kränkenden Lebenserfahrungen auseinandersetzen, Ängste abbauen, Gefühle zulassen und das Leben, so wie es ist, annehmen. Die wiedergewonnene Lebendigkeit und die daraus erwachsene Risikobereitschaft befähigen uns dann, unsere Existenz in größeren Zusammenhängen zu begreifen. Dabei begegnen uns auch fremde Welten, kollektive Archetypen und außergewöhnliche Energiepotenziale, die für uns, wie selbstverständlich, verfügbar werden. Wir erleben uns auch nicht mehr als isolierte Persönlichkeit, sondern mit allem verbunden.
    Die Aufrechterhaltung einer in dieser Weite begründeten Seinsweise kann nur glücken, wenn wir bewusst und achtsam durchs Leben gehen. Die spirituelle Praxis bereitet dafür den Boden. Nur wer regelmäßig und nachhaltig übt und sich auf die schrittweise Erneuerung einlässt, wird öffnende Erfahrungen in den Alltag einfließen lassen können. Die Grundübung aller spirituellen Richtungen ist die Meditation, denn erst durch die Stille werden wir transparent. Das Loslassen von Gedanken, Empfindungen und inneren Konzepten transzendiert die engen Grenzen des Bewusstseins und schafft Freiräume, in denen die universellen Kräfte wirksam werden. Die Stabilisierung eines achtsamen und mitfühlenden Lebensstils gelingt nur, wenn wir bewusst das Spirituelle in unserem Alltag verankern. Manchmal helfen uns Krisen und Hindernisse, von der Oberflächlichkeit wieder in die Tiefe zurückzukommen und Prioritäten neu zu ordnen. Dann bemerken wir auch, dass schwierige Umstände nicht Feinde des Menschen sind, sondern helfende
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