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Vom Ego zum Selbst: Grundlinien eines spirituellen Menschenbildes

Vom Ego zum Selbst: Grundlinien eines spirituellen Menschenbildes

Titel: Vom Ego zum Selbst: Grundlinien eines spirituellen Menschenbildes
Autoren: Sylvester Walch
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abzulegen und zu überprüfen, ob man wahrhaftig im Einklang mit dem universalen Selbst handelt.
    Folgende Fragen können dabei Klarheit schaffen. Wird durch meine Aktivitäten meine spirituelle Praxis sichtbar? Opfere ich mein Tun einem größeren Ganzen? Vermehrt sich durch meinen Beitrag die Liebe in der Welt? So wird auch gewährleistet, dass in mein Mitgefühl alle Lebewesen einbezogen sind und die Gnade des All-Einen die individuelle Begrenztheit aufbricht. Das Besondere kommt aus dem Universellen und bleibt stets darauf bezogen. In der Unendlichkeit der Wesensnatur ist alles miteinander verbunden und füreinander da.
Übung: Halten Sie für einen Moment inne. Dann stellen Sie sich bitte vor, wie Sie Ihr Leben bewusst und spirituell gestalten könnten.
    Eine Vision von einem segensreichen Leben kann uns auf dem Weg zur Ganzheit voranbringen, denn Vorstellungen können Kräfte freisetzen. Erlauben Sie mir deshalb auch, meine Utopie zu schildern:
    Jeder Tag beginnt mit einer stillen Meditation von dreißig Minuten. Auch wenn der Weg des Lebens steinig sein kann, wird durch die Stille klar, dass man in jedem Augenblick mit dem Strom der größeren Ordnung verbunden ist. Ich fühle mich diesem universalen Wirklichkeitsgrund zugehörig, kann aus dieser Kraftquelle des Lebens schöpfen und werde vom Seinsganzen getragen. Das universale Selbst ist immer da; es nimmt mir jegliche Angst, lässt aber Stärke und Mut wachsen. Grundsätzlich kann ich dem Leben, so wie es ist, vertrauen, denn durch alles, was geschieht, kann ich wachsen. Konflikten und Problemen weiche ich nicht aus, sondern stelle mich, da sie mir wie ein Spiegel zeigen, wo ich in meiner Entwicklung stehe. Das gibt mir auch den Mut, mich mit meinen Schattenseiten und Ego-Anteilen aufrichtig zu konfrontieren. Eine offensive Klärung von Unstimmigkeiten erweitert meinen Horizont und meine Kompetenzen. Dabei übernehme ich beherzt Verantwortung für mein Leben und gebe nicht anderen die Schuld für Widrigkeiten, denn das Schicksal liegt in meinen Händen. Gestaltend nehme ich Einfluss auf das »In-der-Welt-Sein« aller, um auch anderen Menschen zu einem Leben in Würde und Freiheit zu verhelfen. In jeder Lebenssituation bin ich bereit, zu lernen und mich zu verändern. Ich achte meine Gefühle, inneren Bilder und Resonanzen. Ich erlaube mir, sie offen zu zeigen. Nähe und Distanz reguliere ich so, dass ich mich und die anderen in ihren Eigenarten annehmen lerne. Indem ich das Anderssein akzeptiere, riskiere ich, Unsicherheiten zuzulassen und Vorurteile aufzugeben.
    In einer Partnerschaft müssen überfordernde Projektionen und Sehnsüchte, die nicht zu erfüllen sind, durch gemeinsame Gespräche bewusst werden. Die Aufgabe ist, sich nicht gegenseitig verändern zu wollen, sondern an sich selbst zu arbeiten, um den gemeinsamen Seinsgrund würdigen zu können. Der Partner braucht sich dann nicht mir anzupassen, sondern kann seinen eigenen Weg gehen. Dabei gibt es Strecken, die man gemeinsam zurücklegt und auf denen man sich gegenseitig unterstützt. Liebe und Sexualität gehen ohne Erwartungsdruck ineinander über. Kindern gegenüber strahlt man natürliche Autorität aus, ist deren Lehrer, Freund und Wegbegleiter, bis sie selbst ihr Leben in die Hand nehmen können. Die Herzensgüte dehnt sich auch auf fremde Menschen aus, denn durch die Entdeckung des universalen Selbst in sich sieht man es auch in den anderen leuchten. Ich respektiere und würdige das Göttliche im Du. Ich fühle, freue und leide mit anderen Menschen, auch wenn sie mir nicht nahestehen. Die feinen Schwingungen, die von der spirituellen Liebe ausgehen, zeigen sich in einem freundlichen Lächeln.
    Über die Verfeinerung der Sinne kann ich die Schönheit der Natur und Schöpfung genießen. Aufmerksam und konzentriert auf den Augenblick, erfährt mein Sein und Tun eine Dimension der Tiefe, in der die alltäglichen Polaritäten zu einer neuen Ordnung finden. Der Lebensstil wird ruhig, einfach und moderat. Bewusst und ohne Anhaftung gehe ich mit Arbeit, Essen, Trinken, Schlafen, Sexualität und Sinnesfreuden um. Dabei achte ich, entsprechend meinem Alter, dass Körper, Geist und Seele in guter Verfassung bleiben und eine Einheit bilden. Das Augenmerk liegt dabei auf der Stärkung von Konzentration, Ausdauer und Kraft. Achtsam beziehe ich den Kontext der anderen mit ein, wenn ich zu ihnen spreche. Da ich weiß, dass auch meine Gedanken Wirkungen haben, überprüfe ich immer wieder, ob sie den
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