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Vollstreckung - Sturm, A: Vollstreckung

Vollstreckung - Sturm, A: Vollstreckung

Titel: Vollstreckung - Sturm, A: Vollstreckung
Autoren: Andreas M. Sturm
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gesicherte Tür einen Spalt und fragte nach ihrem Begehren.
    »Guten Tag, Frau Arnold. Ich bin Hauptkommissarin Wolf und das ist meine Kollegin Oberkommissarin König. Wir würden Ihnen gern ein paar Fragen über Herrn Lehmann stellen. Dürfen wir hereinkommen?«, sagte Karin zu der Frau und hielt ihren Ausweis an den Spalt.
    Frau Arnold, Karin schätzte sie auf Anfang siebzig, bat die Polizistinnen herein und führte sie in das Wohnzimmer. Vor der obligatorischen Schrankwand nahmen sie in älteren Drehsesseln Platz.
    Die Dame wirkte sehr gepflegt und die große Anzahl Bücher, die in der Schrankwand standen, zeugten von ihrer Belesenheit. Auch jetzt schien sie gerade in ihre Lektüre vertieft gewesen zu sein, da ein aufgeschlagenes Buch auf dem Couchtisch lag. Sie verschmerzte die Störung aber erfreut und fragte neugierig: »Hat Herr Lehmann etwas ausgefressen?«
    »Herr Lehmann ist Opfer eines Verbrechens geworden. Kannten Sie ihn gut?« fragte Karin direkt.
    »Ei Gott! Wie furchtbar. Hier im Haus?« fragte Frau Arnold erschrocken.
    »Nein, Sie können ganz beruhigt sein, es ist nicht im Haus passiert und hier droht auch keine Gefahr.«
    Die alte Dame wurde nach dieser Antwort sichtlich ruhiger: »Es ist furchtbar, was heutzutage alles passiert. Der arme Mann. Wissen Sie schon, wer es getan hat?«
    »Nein, wir ermitteln noch. Können Sie uns etwas zu Herrn Lehmann sagen?«, wiederholte Karin ihre Frage.
    »Jetzt brauche ich einen Kräuterlikör auf den Schreck. Darf ich Ihnen auch einen anbieten?
    »Nein, danke. Wir sind im Dienst. Um auf meine Frage …« Doch da war Frau Arnold schon in der Küche verschwunden und die beiden Beamtinnen hörten Geschirr klappern.
    Sandra sah Karin an und zuckte mit den Schultern. Da kann man nichts machen, da müssen wir durch, sagte ihr Blick.
    Karin seufzte resigniert und wollte sich im Drehstuhl zurücklehnen, aber der knarrte so verdächtig, dass sie blitzartig von ihrem Vorhaben abließ und sich ganz vorsichtig auf der vorderen Sesselkante ausbalancierte.
    Wider Erwarten kam Frau Arnold schon nach kurzer Zeit mit einem Tablett Kaffee und Keksen und einem Kräuterlikör für sich zurück.
    Karin, die keinen Kaffee mochte, nahm einen Anstandsschluck und wiederholte ihre Frage.
    Nachdem sich Frau Arnold durch Kaffee und Alkohol gestärkt hatte, schüttete sie förmlich alle Informationen, die sie über ihren Nachbar besaß, fast ohne Atem zu holen über die beiden Kommissarinnen aus.
    »Der Herr Lehmann ist am 7. Oktober vorigen Jahres eingezogen, das habe ich mir deshalb so genau gemerkt, weil es am ehemaligen Republikgeburtstag war. Solche Daten bleiben eben hängen. Er hat immer gegrüßt, war aber ziemlich kurz angebunden. Besuch hat er nie bekommen und er ist auch nicht arbeiten gegangen. Er war fast immer zu Hause. Ich habe gesehen, dass er jeden Morgen, bevor es hell wurde, durch das Viertel gejoggt ist, immer früh am Morgen. Ich habe mich oft gefragt, warum er so früh aufsteht, wenn er doch nicht auf Arbeit muss. Einkaufen fuhr er mit seinem schwarzen Auto, immer dienstagvormittags, alle zwei Wochen. Das habe ich nur zufällig mitbekommen. Gehört habe ich nie etwas von ihm, obwohl er doch über mir wohnte.«
    Sandra, deren Appetit mit Macht zurückgekehrt war, bediente sich fleißig bei den Keksen.
    »Das freut mich aber, dass Ihnen meine Kekse so schmecken, ich habe sie selbst gebacken«, sagte Frau Arnold zu Sandra, die vergnügt schon fast das ganze Tablett abgeräumt hatte, nur zwei Verlegenheitskekse lagen noch da.
    »Ich hole schnell neue« und schon war sie wieder in der Küche.
    Nachdem sie ein frisch bestücktes Tablett genau vor Sandra gestellt hatte, fuhr sie fort: »Im ehemaligen Waschkeller hat er sich irgendwelche Geräte hingestellt und sein eigener Keller ist voller Getränke. Er hat nicht einmal gefragt, ob ich den Waschkeller auch nutze. Möchten Sie den Keller sehen?«
    Karin und Sandra stürzten schnell ihren Kaffee hinter und stiegen mit Frau Arnold in den Keller.
    Der Kellerraum bot den gleichen Anblick, wie ihn auch Karin aus ihrem Wohnblock gewohnt war, mit dem einen Unterschied, dass bis auf zwei Verschläge alle Kellerboxen leer standen. Irgendwie dokumentierten die leeren Kellerabteile, die an die Eingangsbauten von Grüften erinnerten, noch mehr als die Hausfassade mit den unbelebten Fenstern, den langsamen Tod des Wohnblockes.
    Frau Arnold blieb vor einem verschlossenen Keller stehen und sagte: »Das ist der Keller von Herrn
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