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Vollstreckung - Sturm, A: Vollstreckung

Vollstreckung - Sturm, A: Vollstreckung

Titel: Vollstreckung - Sturm, A: Vollstreckung
Autoren: Andreas M. Sturm
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Handgelenk ganz zu schweigen. Und die
Sig Sauer
bekommt man auch nicht beim Pfennigfuchser. Doch die Karre hier ist ein Fall für die Abwrackprämie, überall Roststellen und ich schätze mindestens fünfzehn Jahre alt.«
    Sandra nickte zustimmend: »Irgendetwas ist faul an unserem Opfer, darauf deutet eindeutig der Besitz der Schusswaffe hin. Ich will auf der Stelle aussehen wie vierunddreißig, wenn der einen Waffenschein hatte.«
    »Okay, reden wir mit den Zeugen«, sagte Karin. »Am besten wir beginnen mit dem Rentner, der den Toten entdeckt hat.«
    Viel wusste der leider nicht. Im Krieg sei er gewesen, deshalb hätte ihn der Anblick auch nicht aus dem Gleichgewicht geworfen. Er wollte das schöne Wetter nutzen, um das Auto zu waschen. Der Golf stand vor der Einfahrt zur Waschbox, als er kam. Ungefähr 20 Minuten hatte er gewartet, bis er nachsehen ging und dann sah er die Bescherung. Er besitze kein Handy, deshalb sei er in den Verkaufsraum gegangen und habe von dort die Polizei gerufen. Die Verkäuferin sei gleich nachschauen gegangen, aber nicht zurückgekehrt. Er fand sie neben dem Auto, liegend.
    Karin vergewisserte sich noch einmal, dass seine Personalien erfasst waren, dann ging sie weiter in den Verkaufsraum. In einem hinteren Zimmer saß die Verkäuferin, kalkweiß im Gesicht, und versuchte mit zitternden Händen Wasser zu trinken. Auch hier war die Ausbeute an Informationen sehr mager. Sie konnte sich an keinen einzelnen Kunden erinnern, da heute sehr viel Betrieb herrschte.
    Nachdem Karin sich mit zwei Sandwiches versorgt hatte, ging sie zusammen mit Sandra zum Dienstwagen. »Das war nicht gerade üppig, was wir da erfahren haben. Es wäre auch zu schön gewesen. Wenn ich gegessen habe, fahren wir los. Du hast wohl keinen Hunger?«
    »Nein. Ich habe spät und reichlich gefrühstückt und nach dem Stillleben hier verspüre ich ehrlich gesagt auch nicht so den großen Appetit.«
    »Kann ich verstehen. Appetit habe ich auch keinen, aber wenn ich jetzt nichts esse, falle ich um. Aber was mich interessieren würde, du hast den Anblick hier sehr gut verkraftet, wie kommt das? Bei deinem Computer-Arbeitsplatz konntest du dich an solche Anblicke doch nicht gewöhnen.«
    Sandras freundliches Gesicht wurde traurig: »Ich habe schon Schlimmeres gesehen. Leider. Manche Opfer von Internetbetrug haben enorme Summen, oft sogar die Existenzgrundlage verloren. Ich war an Schauplätzen, wo Suizide begangen wurden, an Eisenbahngleisen, wo die Einzelteile der Toten über eine lange Strecke verteilt waren und ich stand an Badewannen mit von Blut rot gefärbtem Wasser, wenn Menschen ihre Adern geöffnet hatten.«
    Diese Erinnerungen nahmen Sandra mit. Ihre Stimme wurde rauer, als sie weitersprach: »Der für mich persönlichste Fall ist der einer Sechzehnjährigen. Das Mädchen stammt aus einer Hartz IV Familie, sie ist sehr intelligent und ihr Wunsch war ein Notebook. Also jobbte sie als Zeitungsausträgerin, um sich das Geld dafür zu beschaffen. Dann ersteigerte sie im Internet so ein Teil. Das Notebook bekam sie nie. Der Betrüger besaß sogar die Frechheit, seine Opfer anzurufen und sie wegen ihrer Leichtgläubigkeit zu verhöhnen. Er rief auch das Mädchen an. Sie war sowieso schon am Boden und dieser unverschämte Kerl gab ihr auch noch den letzten Stoß. Ich ermittelte in diesem Fall und nach einem Anruf bei dem Mädchen überkam mich ein komisches Gefühl, so fuhr ich noch bei ihr vorbei. Ich wusste, dass sie allein zu Hause war. Sie öffnete nicht, also verschaffte ich mir gewaltsam Zutritt. Ich kam in letzter Minute, um das Schlimmste zu verhindern.«
    Während Sandra schwieg und ihren Gedanken nachhing, überlegte Karin, ob es Sandra wohl stören könnte, dass sie während dieser schwermütigen Erzählung aß. Aber Karin hatte Hunger und dieses Gefühl besiegte ihre Höflichkeit. Und obwohl sie die Reaktion ihrer neuen Partnerin nicht einschätzen konnte, mampfte sie wacker weiter.
    Sandra schien sich auch nicht an Karins Mahlzeit zu stoßen, denn sie sprach mit leiser Stimme weiter: »Ich besorgte ihr später eine Stelle bei einem Computerhersteller, wo sie nebenbei jobbt und sich zum Großhandelspreis nun auch einen Superrechner selbst zusammengebaut hat. Den Täter konnten wir dingfest machen, aber seine Strafe ist, gemessen an dem angerichteten moralischen Schaden, äußerst gering.«
    Sandra machte eine Pause und sah eine Weile nachdenklich zum Autofenster hinaus, dann gab sie sich einen Ruck und sagte:
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