Volles Rohr
fürchterlichste Waffe aus
meinem Arsenal gekommen, eine Waffe von so
verheerender Kraft, daß ich ihren Einsatz nie ernstlich erwogen hatte. In einem billigen Blechsafe in meinem Büro, dessen Kombination nur ich kannte, standen zwölf Flaschen voll 99prozentigem Diaminobutan. Der reine
und unverfälschte Todesgestank, destilliert und
konzentriert dank der Zauberkunst Chemie.
Auf der Fahrt hierher hatte ich mich gefragt, ob es
wirklich eine gute Idee war, ob das Zeug wirklich so schlimm war, wie ich dachte. Jeder Zweifel schwand, als ich die Tür des Safes öffnete. Keine der Flaschen war undicht, aber als ich sie vor einem Monat gefüllt hatte, hatte ich ein paar Tröpfchen auf den Deckeln
verschmiert, und all die Putreszinmoleküle hatten sich seither im Safe getummelt und auf Nüstern gewartet, in die sie springen konnten. Als sie in meine sprangen, wußte ich, daß es eine gute Idee war.
Ich packte die Flaschen in eine Schachtel und tat
zerknülltes Zeitungspapier dazwischen, um Glasbruch zu vermeiden. Plastik wäre sicherer gewesen, aber das Zeug wäre durch die Wände gedrungen.
Dann schnappte ich mir mein Tauchgerät. Ich würde
unter Wasser arbeiten müssen, und wenn das Putreszin auf die Menschheit losgelassen wurde, brauchte ich
sowieso Frischluft in Flaschen. Ich holte den Darth-
Vader-Anzug. Ich klaute jemands SoHo-Kräuterlimonade aus dem Kühlschrank und goß sie bedenkenlos runter.
Sie bestand aus natürlichen Zutaten.
36
Einfach so, aus einem Gefühl heraus, fuhr ich den
längeren Weg zu Basco. Auf der Route 1 nach Chelsea, dann auf den Revere Beach Parkway, der mitten durch
Everett verläuft und die Südgrenze des Reichs von Basco berührt. Als ich die Everett River Bridge vor mir sah, nahm ich das Gas weg und machte das Fernlicht an. Ein einsamer Transporter parkte auf dem Bankett, genau an der Stelle, wo Gomez und ich unseren alten Transporter ausgeschlachtet hatten, nachdem Wyman, der bekloppte Terrorist, ihn einfach hatte stehenlassen.
Von hier konnte man auf die Autobahn kommen oder
durch eine toxische Schlammzone stapfen und sich mit einer Drahtschere den Weg ins
Basco -Gelände
freischneiden oder fünfzig Schritt am Straßenrand laufen, unter der Brücke verschwinden und eine amphibische
Operation gegen Bascos Hafenanlagen starten. Ich schaute über die Schlammzone weg direkt auf die Basco Explorer, die jetzt im Schatten des Hauptwerks lag.
Waren keine fünfhundert Meter. Wenn man hier einen
Wagen auf dem Bankett abstellte, hatte man einen guten Kommandoposten für einen Angriff auf Basco.
Was hatte Wyman im Sinn gehabt, als er unseren
Transporter an dieser Stelle ruinierte? War es eine
Generalprobe gewesen oder eine in die Hose gegangene Aktion? Oder ein echter Unfall, der den Keim zu einer wirklich brisanten Idee gelegt hatte?
Ich würde hier bestimmt nicht parken. Rollte über die Brücke, bis ich für Bascos Leute außer Sicht war, stellte den Transporter auf dem Bankett ab, kletterte die
Böschung runter, unter die Brücke, wobei ich mein
halbes Körpergewicht in Form von diversem Kram mit
mir schleppte. Bart und seine Freunde aus Southie waren schon da und rauchten eine Marihuanazigarette. Ein paar schwarze Obdachlose, die offenbar unter der Brücke
hausten, waren zu ihnen gestoßen. Bart hatte unsere
restlichen Big Macs an sie verteilt.
»Habt ihr nichts von der Drogenkampagne der Regierung der Vereinigten Staaten gehört, Jungs?« fragte ich.
»JUST SAY NO!« Sie fuhren zusammen.
»Willst du 'n Zug?« krächzte Bart, den Reefer in der Hand und mit dem Versuch beschäftigt, die Luft
anzuhalten, während er sprach.
»Nein«, sagte ich. Grass macht mich immer noch
paranoider, als ich schon bin. »Was gesehen?«
»Große Pleite da drüben«, sagte Bart und zeigte in
Richtung Schlammzone. »Da sind vorhin die Cops
aufgekreuzt und haben ein paar Typen verhaftet. Dann ist ein Streifenwagen im Schlamm steckengeblieben.«
»War super«, sagte einer der Obdachlosen. »Die Cops
haben die Typen bitten müssen, daß sie aussteigen und schieben helfen.«
»Also müssen wir uns wegen Smirnoff wohl keine
Gedanken mehr machen«, sagte Bart.
»Das war ein Ablenkungsmanöver«, sagte ich. »Smirnoff ist ein Granatenarschloch, aber er ist nicht doof. Er hat ein paar unbewaffnete Leute mit Drahtscheren
losgeschickt, ganz plump und direkt. Derweil schwimmt irgendwo im Fluß ein Taucher mit dem Sprengstoff. Ein Mann mit Navy-Erfahrung.«
Ich fragte mich, ob
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