Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Volles Rohr

Volles Rohr

Titel: Volles Rohr
Autoren: Stephenson Neal
Vom Netzwerk:
mußte sich erst in
    Sicherheit bringen; die Druckwelle konnte einen noch auf Distanz töten. Womit ich etwas Zeit hatte. Sehr
    beruhigend.
    Durch den Sauerstoff war ich ein bißchen leichter als das Wasser und konnte mich kaum auf dem Grund halten.
    Also ließ ich mich aufwärts treiben, bis ich, alle viere von mir gestreckt, am Schiffsboden hing, Gesicht nach unten.
    Wieder ein metallisches Geräusch, sehr nah; so nah, daß ich die Schwingungen durch die Sauerstoffflaschen auf meinem Rücken spürte. Dann kam ein Lic ht auf mich zu.
    Man konnte in diesen verschissenen Gewässern keine
    drei Meter weit sehen. Plötzlich war es weg.
    Unter mir kam noch eins. War nach oben gerichtet.
    Zwei Taucher also. Der eine schwamm auf meiner Höhe; sein Tank klingelte gegen das Schiff. Der andere huschte über den Grund. Der auf meiner Höhe hatte sein Licht ausgemacht, um nicht gesehen zu werden. Der andere
    verfolgte ihn.
    Und nun war der Gejagte Auge in Auge mit mir. Wir
    sahen uns eine Sekunde an. Verdattert. Er trug einen Trockentauchanzug mit Helm, für toxische Gewässer
    geeignet.
    Wie das? Smirnoff konnte nichts von dem Gift wissen, das die Basco Explorer verklappte. Er hatte die Aktion schon vor Monaten geplant. Aber dieser Taucher war
    offenbar informiert. Arbeitete er für Basco?
    Er sank vo n mir weg, weil ihn der andere Taucher beim Knöchel packte und abwärts zog. Er trat und schlug um sich, aber das ist schwierig unter Wasser. Stahl blinkte, und dann schien das Licht durch eine rote Wolke.
    Was sollte ich machen? Ich konnte nur hoffen, daß mich der Killer mit dem Messer nicht gesehen hatte. Anders würde ich ihm nicht entkommen. Wenn einer von den
    Typen ein Kampfschwimmer war, dann der, der noch
    lebte.
    Das Opfer hatte ihm im Todeskampf die Stablampe aus
    der Hand gekickt, und der Lichtstrahl rotierte langsam, während sie sank. Sie trudelte am Kopf des Killers
    vorbei, und ich sah ein weißes Gesicht ohne Helm, lange braune Haare, blaue Augen.
    Tom Akers arbeitete für Smirnoff.
    Was bedeutete, daß der andere tatsächlich ein Taucher von Basco war. Also würde Tom mich vielleicht nicht abstechen. Ich stieß mich vom Schiffsboden ab und ließ mich nach unten sinken. Tom schnappte sich die
    Stablampe, nagelte mich mit dem Lichtstrahl fest,
    blendete mich, stellte fest, wer ich war. Der Rest lag bei ihm.
    Ich na hm undeutlich wahr, daß das Licht schwächer
    wurde. Er hatte es woandershin gerichtet. Als ich wieder klar sehen konnte, wünschte ich mir, ich hätte nichts gesehen. Tom hatte sich wie ein Fötus
    zusammengekrümmt, reiherte, tastete hektisch nach
    seinem rausge flogenen Mundstück.
    Ich schwamm zu ihm und schob es zurück, aber er
    spuckte es mit einem gelben Schwall Kotze wieder aus.
    Er zitterte in meinen Armen, schnappte nach Luft,
    schluckte literweise die entsetzliche schwarze Brühe.
    Dann sah er mich mit anomal geweiteten Pupillen an und hielt zwei Finger hoch. Was zwei oder Frieden oder Sieg bedeuten konnte.
    Als ich ihn östlich vom Schiff, auf der Seite, die nicht beobachtet wurde, nach oben gehievt hatte, war er tot.
    Ich ließ ihn im Wasser liegen und tauchte wieder, um die Mine zu suchen.
    Und ich fand sie - kein Problem, ich mußte mir ja keine Gedanken mehr wegen der anderen Taucher machen -,
    aber sie war nicht das, was ich erwartet hatte. Das war eine echte Mine. Ein grundsolides Stück aus US-Navy-Beständen, am Schiffsboden haftend, nicht ganz am
    richtigen Ort, sondern zehn Meter vom Maschinenraum
    entfernt.
    Vielleicht hatte mir Tom sagen wollen, daß da zwei
    Minen waren. Würde Sinn machen. Zwei Taucher, zwei
    Minen. Ich schwamm weiter und fand die andere genau
    unterm Maschinenraum. Sie war mit einem
    Mülltonnenboden ummantelt. Zwei große Magneten
    hielten sie fest.
    Sie abzustemmen und die Drähte zu finden, die zum
    Zeitgeber führten, war einfach genug. Ich knipste sie durch und ließ die Mine auf Grund sinken.
    Und nun die zweite. Ich schwamm zurück, um sie mir
    genauer anzusehen, und bemerkte etwas, das mir auf den ersten Blick entgangen war: Sie saß zwischen zwei
    Stutzen am Schiffsboden. Da kam wohl das Gift raus.
    Diese Mine hatte ein Taucher von Basco angebracht - im Schutzanzug, weil er wußte, daß das Wasser toxisch war.
    Laughlin war ein säuisches Genie, das mußte man ihm
    lassen. Vergifte den Hafen, kill die PCB-Bakterien,
    versenk die Beweise, schaff dir einen alten, verrosteten Kahn vom Hals, streich die Versicherungssumme ein und schieb das Ganze auf
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher