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Voll das Leben (German Edition)

Voll das Leben (German Edition)

Titel: Voll das Leben (German Edition)
Autoren: Sandra Gernt
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klopfte wie verrückt, dabei war es doch gar keine so große Sache, warum er hier war! Mit zittrigen Fingern holte er den Geldumschlag hervor und hielt ihn Nick entgegen.
    „Das restliche Geld“, presste er hervor. „Es tut mir leid – entschuldige – ich wollte es nicht stehlen. Ich war nicht klar in dieser Nacht.“
    Das Flurlicht erlosch mit einem lauten Klick. Jan war dankbar dafür, seine Wangen brannten und es war schwer, in Nicks Gesicht zu blicken.
    „Ist okay. Wirklich, ich hab nicht einmal gewusst, dass du es genommen hattest. Deshalb war ich nicht bei Ferrit.“ Das Licht ging wieder an und offenbarte, dass Nick genauso verlegen zu sein schien wie er selbst.
    „Kommst du – komm doch mit hoch, hier kann man nicht vernünftig reden.“ Nick sah ängstlich aus – war es ihm so wichtig?
    Ich glaube, ich hab ihn nie gekannt. Das ist nicht der Niklas Wöhrner, der von Petitionen gegen schwule Lehrer und Todesstrafe für Homosexualität gefaselt hat!
    Jan schluckte und folgte ihm beklommen, obwohl er von dieser Idee nicht wirklich überzeugt war. Das letzte Mal hatte es ähnlich begonnen, auch da war Nick so merkwürdig freundlich und beinahe schüchtern gewesen.
    Eine halbe Minute später standen sie sich im Wohnungsflur gegenüber. Nick stellte seine Arbeitstasche ab, behielt aber den eleganten dunklen Blazer und seine teuren Lederschuhe an. Anscheinend hatten sie heute ein wichtiges Meeting gehabt. Oder kam er gerade von einem Date? Jan kam sich so schäbig in seiner schlichten Jeans-mit-Shirt-Kluft vor …
    „Hm, komm rein“, murmelte Nick, ohne die Tür zu schließen. Man sah ihm an, dass er mit sich selbst rang, um was auch immer. Vielleicht wusste er nicht, wie er ihn wieder loswerden sollte, ohne unhöflich zu sein?
    „Danke“, platzte Jan heraus, entschlossen, den Moment zu nutzen. „Danke, dass du mich von dieser Brücke geholt hast. Du hast mir wirklich das Leben gerettet.“
    Nick zerknüllte den Umschlag zwischen den Fingern und nickte, ohne ihn anzusehen. Was ein Jammer war, stellte Jan unvermittelt fest. Er wollte in diesen blauen Augen ertrinken, er wollte sich an ihn klammern und ihn küssen, fühlen, schmecken …
    Himmel hilf!
    Wo kam denn das jetzt bloß her?
    Das letzte Mal ist wirklich zu lange her, wenn ich ausgerechnet auf ihn anspringe!
    Jan versuchte, seine Platznot in der Jeans zu ignorieren. Nicht beachten, sonst merkte Nick womöglich noch etwas und erinnerte sich schlagartig an Jans Präferenzen.
    „Ich geh dann mal“, murmelte er, bemüht, sich möglichst natürlich zu bewegen.
    „Nein!“ Abrupt warf Nick die Tür zu und stellte sich mit verschränkten Armen davor. Einen Moment später lachte er verlegen, fuhr sich mit der Hand durch die Haare und lehnte sich etwas lockerer an die Tür. Nicht mehr so, als würde er Jan zur Not mit Gewalt am Weggehen hindern. Dann schien er Jans alarmierten Gesichtesausdruck zu bemerken und riss sich sichtlich zusammen.
    „Hör zu, ich will dein Geld nicht. Ich verdiene mehr als ich ausgeben kann, während du ganz offensichtlich am Hungertuch nagst – du hast dir jede Münze vom Mund abgespart, nicht wahr? Wie viel ist das – egal. Ich hatte Ferrit gebeten, dir das zu sagen. Eben, dass ich es nicht haben will.“
    Er wollte ihm den Umschlag zurückgeben, doch Jan schüttelte vehement den Kopf.
    „Behalte es, es ist deins. Ich habe es dir gestohlen, und es spielt keine Rolle, wie viel du besitzt.“
    Nick riss den Umschlag auf und blickte hinein. Dann lächelte er plötzlich.
    „Okay. Da es mein Geld ist, kann ich damit machen, was ich will. Ich lade dich davon zum Essen ein.“
    Überrascht blinzelte Jan, unsicher, ob das als Scherz gemeint war.
    „Na komm, hast du Lust? Also, Hunger hast du garantiert, du bist etwas abgemagert seit dem letzten Mal.“
    Nick schien zu seiner normalen lockeren Art zurückgefunden zu haben, was deutlich besser war als diese unsichere, regelrecht scheue Seite, die er ihm präsentiert hatte. Da sich weiterhin weder Wut noch Verachtung zeigte, entspannte sich Jan ein wenig und nickte ihm zu. Er hatte Hunger, und wie! Irgendwie schien er Birgül verärgert zu haben, die ihn sonst beinahe täglich mit Essen beschenkte. Vermutlich hatte sie mitbekommen, dass er Geld gestohlen hatte.
    Nick grinste und boxte ihm leicht gegen die Schulter.
    „Worauf hast du Lust? Es gibt hier in der Nähe einen hervorragenden Italiener.“
    Der Gedanke an eine Lasagne ließ ihm das Wasser im Mund zusammenlaufen. Er
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