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Voll auf Zucker

Voll auf Zucker

Titel: Voll auf Zucker
Autoren: Martina Fontana
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Montag) wieder einmal völlig auf den Kopf stellen wollen und sich zwei Tage später doch wieder mit einer Tafel Schokolade in der Hand auf der Couch wiederfinden?
    Ach, das kommt Ihnen bekannt vor? Und auch Sie sind dann mal wieder völlig verzweifelt und sauer auf sich, weil Sie so vermeintlich willensschwach sind? Vergessen Sie’s, Sie sind nicht willensschwächer als andere, sondern Sie leben nur Ihre Mitgliedschaft im Club der Zuckersüchtigen aus! Und der Vorsitzende dieses Clubs hat absolut kein Interesse daran, Ihre Kündigung zu akzeptieren, leider.
    Das wirklich Schlimme ist, dass wir unseren Zuckerteufel nicht einfach aushungern können, denn wir müssen ja essen, um unseren Körper zu ernähren und nicht zu verhungern! Und da die meisten von uns das essen, was ihnen schmeckt und was (Lebensmittelindustrie sei Dank!) leicht zu bekommen ist, erliegen wir immer wieder der Verlockung, nehmen immer weiter Zucker in rauen Mengen zu uns und haben keine Chance, uns zu entgiften und von der Sucht zu befreien. Ein wahrer Zuckerteufelskreis!
    Zucker ist keine verbotene Substanz, und sie wird vermutlich auch nie eine werden. Er kann überall nach Belieben beigemengt werden, als Füllstoff, Geschmacksträger und Kalorienspender. Er wird uns weiterhin (vermeintlichen) Genuss bereiten, unser Belohnungszentrum aktivieren und uns auf diese Weise abhängig und zu willenlosen Konsumenten machen. Und wie reagieren wir Zuckersüchtigen? Wie alle Abhängigen – wir wollen immer mehr von unserem »Glücklichmacher«.
    Wir wollen immer mehr, und wir werden immer mehr: Noch gibt es keine »Zuckersüchtigen-Statistik«, aber es fällt nicht sonderlich schwer, einen Zusammenhang zwischen der Zahl der Übergewichtigen (und Fettleibigen) und dem extremen Zuckerkonsum herzustellen. Rechnet man noch diejenigen hinzu, die trotz Zuckersucht schlank bleiben (die Glücklichen!), dürfte es wohl inzwischen Millionen Zuckersüchtige allein in Deutschland geben.
    Erschreckend, oder? Könnte Zucker gar das »neue« Opium fürs Volk werden? Nun, zumindest scheint es gewisse Parallelen zur weltweit grassierenden Opiumsucht vor knapp 200 Jahren zu geben. Wussten Sie, dass es damals auf der ganzen Welt rund 400 Millionen opiumabhängige Menschen gab? Und dass sogar Kriege um die Vormachtstellung (und damit um die großen Verdienste) geführt wurden? Die Menschen wurden systematisch von Opium abhängig gemacht und litten dann unter den physischen und psychischen Langzeitschäden. Und nicht wenige verelendeten sozial, weil sie nur noch für die Droge lebten. Erst als das Opium Anfang des 20. Jahrhunderts offiziell geächtet wurde (und entsprechende Gesetze verabschiedet wurden), sank die Zahl der Abhängigen langsam wieder.
    Fällt Ihnen etwas auf? Ja, genau: Zucker wird ebenfalls im großen Stil gehandelt, auch er manipuliert uns, macht uns krank, abhängig und lässt uns manchmal sogar ziemlich vom rechten Weg abkommen. Er scheint tatsächlich echte »Volksdrogen-Qualitäten« zu besitzen!
    Katharina , 21 Jahre
    Ich denke, dass ich seit meinem 14. Lebensjahr zuckersüchtig bin. Viele Jahre lang kreisten meine Gedanken den ganzen Tag nur darum, wie ich an Süßigkeiten kommen konnte. In der Schule hatte ich große Konzentrationsschwierigkeiten, die ich versuchte, mit »Nervennahrung« zu behandeln. Ich aß kaum noch andere Lebensmittel, meine Pausenbrote warf ich meistens weg. Bald investierte ich mein gesamtes Taschengeld in Süßkram. Leider reichte das Geld irgendwann nicht mehr, um meinen Bedarf an Zucker zu stillen, und so fing ich an, im Supermarkt zu stehlen. Ich schämte mich schrecklich, aber die Sucht war einfach stärker. Eines Tages wurde ich mit einer Großpackung Schokoriegel erwischt – nie werde ich das fassungslose Gesicht meiner Mutter vergessen, als sie mich abholen musste. Sie hatte von meiner Zuckersucht absolut nichts geahnt.
    Vermutlich wird Zucker niemals offiziell geächtet werden, obwohl seine schädigende Wirkung durchaus bekannt ist. Wir sind also auf uns selbst gestellt, wenn wir herausfinden wollen, ob wir tatsächlich süchtig sind und wie wir diese unsägliche Abhängigkeit wieder beenden können.
    Typische Suchtkriterien
Starkes, oft unüberwindbares Verlangen, die Substanz einzunehmen
Schwierigkeiten, die Einnahme zu kontrollieren (was den Beginn, die Beendigung und die Menge des Konsums betrifft)
Körperliche Entzugssymptome
Konsum immer größerer Mengen, damit die gewünschte Wirkung eintritt
Fortschreitende
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