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Voll auf Zucker

Voll auf Zucker

Titel: Voll auf Zucker
Autoren: Martina Fontana
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erledigen kann? Warum »betanken« wir ihn so oft falsch? Warum muten wir ihm so oft so viel Schlechtes zu? Und weshalb »vergessen« wir immer wieder, um was für ein einzigartiges Wunderwerk es sich bei unserem Körper handelt? Hat er nicht viel mehr Aufmerksamkeit und Pflege verdient als jedes Auto? Schließlich können wir uns, wenn er (wohlmöglich genervt und vorfristig) seinen Dienst quittiert, keinen Ersatz kaufen!
    Wir sind unachtsam. Aber wie konnte es dazu kommen? Werden wir etwa tatsächlich manipuliert?
    Nun, Süßes schmeckt vor allem unglaublich lecker. Ganz simpel. Und außerdem bewirken die Zuckermengen etwas (vermeintlich) Positives in uns, denn sie haben Einfluss auf unseren Gemütszustand. Oft essen wir (und besonders Süßes!), weil es uns entspannt und manchmal sogar richtig glücklich macht. Essen hilft aber auch, wenn es uns schlecht geht. Und gerade wenn wir Frust, Ärger oder Liebeskummer haben, tröstet uns eine Tafel unserer Lieblingsschokolade viel mehr als jedes Tomaten-Vollkornbrot, nicht wahr?
    Schokolade soll ja ein richtiger »Glücklichmacher« sein – das wird zumindest immer wieder gern behauptet. Klingt ja auch gut: Da gibt es geheimnisvolle Stoffe mit unaussprechlichen Namen in der Schokolade, die uns von unserer miesen Stimmung befreien können. Her damit! Leider haben aber Schokoladenforscher (was für ein netter Beruf!) schon vor längerer Zeit herausgefunden, dass es eben nicht die Stoffe wie Serotonin, Tryptophan oder Phenethylamin sind, die das Glücksgefühl beim Beißen in den Schokoriegel auslösen – die enthaltenen Mengen sollen nämlich viel zu gering sein bzw. können vom Körper teilweise gar nicht verwertet werden.
    Sind Sie jetzt enttäuscht? Und fragen Sie sich, warum Sie sich bisher trotzdem immer besser fühlten, nachdem Sie sich ein Täfelchen gegönnt haben? Nun, laut den Erkenntnissen der Schokoladenforscher soll uns das Essen von Schokolade wohl eher froh(er) machen, weil wir sie (tärä, wer hätte das gedacht) einfach gern essen! Und wenn wir etwas gerne und mit Genuss tun, entsteht in uns eben ein wonniges Wohlgefühl. Und mit diesem Wohlgefühl geht es uns einfach gut (na ja, oder zumindest etwas besser als bisher)! Da ist es doch kein Wunder, dass wir so gern und oft zu Süßem (und besonders gern zu Schokolade) greifen, oder?
    Wir manipulieren uns also – bewusst oder unbewusst – mit Zuckrigem. Wir verschaffen uns das ersehnte Wohlgefühl, wir beeinflussen unsere Emotionen, fühlen uns getröstet oder manchmal auch belohnt. Und praktizieren wir das öfter, passiert in unserem Gehirn etwas Spannendes: das Trösten und/oder Belohnen wird als Gewohnheit gespeichert! Essen wir dann wieder Schokolade, springt das sogenannte Belohnungszentrum im Gehirn an, weil es ja in diesem Moment »weiß«: »Jetzt ist wieder eine besondere Situation!« Dann werden die zu diesem Zentrum gehörenden Gehirnzellen richtig aktiv und schütten den Botenstoff Dopamin aus. Und genau dieser löst dann das Glücksgefühl bzw. die Euphorie aus. Es liegt also definitiv nicht an den Stoffen, die die Schokolade enthält, sondern wir selber provozieren (unbewusst) die »Drogenproduktion« in uns!
    Interessanterweise können Sie Ihren Dopamin-Kick genauso gut anregen, wenn Sie in emotionalen Situationen zum Beispiel immer wieder zu Wiener Würstchen oder stark riechendem Schimmelkäse greifen würden. Soll heißen: Sie könnten Ihr Belohnungssystem auch »zuckerfrei« aktivieren und trainieren. Wenn Sie denn wollten. Doch die meisten Menschen essen sich nun mal lieber mit Süßem »glücklich« statt mit Wiener Würstchen.
    Wir verfügen also über eine körpereigene »Drogenproduktion«, die wir nur allzu gern ankurbeln. Aber würden wir uns auch so häufig mit Schokolade und anderen Süßigkeiten trösten, wenn wir nicht überall vom riesigen Angebot und der dazugehörigen Werbung erschlagen werden würden? Ist die »Fremd-Manipulation« durch die Lebensmittelindustrie nicht noch viel größer als unsere »Eigen-Manipulation«?
    Unser Appetit wird durch die vielen äußeren Reize unablässlich angeregt, wir greifen viel zu oft zu und sitzen bald in der Falle, die mit Genuss oder wonnigem Wohlgefühl nicht mehr viel zu tun hat. Es scheint, als würde unser Körper tatsächlich nach Zucker gieren. Wie nach einer Droge.
    Zucker-Amnesie?
    Obwohl wir wissen, dass uns viel Zucker schadet, greifen wir zu, wenn wir »unbedingt« etwas Süßes brauchen. Wir schieben alle Bedenken
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