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Voll auf Zucker

Voll auf Zucker

Titel: Voll auf Zucker
Autoren: Martina Fontana
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beiseite und genießen den Dopamin-Kick, der uns für den Moment glücklich macht. Dass uns die wachsenden Fettpolster (langfristig gesehen) jedoch alles andere als happy machen, verdrängen wir einfach. Offenbar scheint der Zucker direkten Einfluss auf unser Erinnerungsvermögen zu haben – kaum stecken wir etwas Süßes in den Mund, leiden wir unter schwerer »Vergesslichkeit«.
    Opium fürs Volk: Ist Zucker tatsächlich eine Droge?
    Alles, was uns Menschen Genuss bereitet, kann uns auch süchtig machen. Ob Sex, Alkohol, Nikotin, Drogen, Medikamente, Nahrung – aktivieren wir durch unsere »Droge« unser Belohnungssystem im Gehirn, können wir bald nicht mehr davon lassen. Und wir wollen immer mehr. Viele Süchte (auch die Esssucht) sind bekanntermaßen anerkannte Krankheiten.
    Lange Zeit wehrte sich die Wissenschaft allerdings dagegen anzuerkennen, dass auch Zucker süchtig machen kann. Und das, obwohl es offensichtlich (!) immer mehr Menschen gibt, die an ihrer Gier nach Süßem verzweifeln. Die an keinem Stück Kuchen und keiner Tafel Schokolade vorbeigehen können und die immer größere Mengen Süßes essen müssen! Viele von ihnen sind überzeugt davon, dass sie zuckersüchtig sind – sie spüren nämlich suchttypische physische und psychische Abhängigkeitssymptome. Glücklicherweise scheint sich langsam herumzusprechen, dass unser Gehirn auf regelmäßigen Zuckerkonsum ähnlich reagiert, wie wenn wir von Medikamenten, Alkohol oder anderen Süchtigmachern abhängig wären. Und damit ist klar: Wir essen immer mehr Zucker, weil wir regelrecht süchtig danach sind!
    Wenn Zucker also süchtig machen kann und wir bereits ein Volk von Zuckersüchtigen sind (denken Sie an die 40 kg Zucker pro Kopf!) – warum geht kein großer Aufschrei durch das Land, weshalb kräht kaum ein Hahn nach dieser bahnbrechenden Erkenntnis? Ist es nicht für die Betroffenen immens wichtig zu wissen, dass sie süchtig sind und dass es eben nichts mit mangelnder Willenskraft zu tun hat, wenn sie es nicht schaffen, vom Zucker loszukommen? Warum nur wird die Forschung und Aufklärung zum Thema Zuckersucht nicht viel stärker vorangetrieben, weshalb ist Zucker noch immer eine »unerkannte Droge«? Nun, vielleicht gibt es gute Gründe dafür, die sich uns bisher einfach noch nicht erschlossen haben.
    Fakt ist: Es gibt eine Branche, die sehr von unserer Sucht nach Süßem profitiert: die Lebensmittelindustrie! Unabhängig von allen kritischen Meldungen lässt sie das weiße süße Gift in immer größeren Mengen auf uns herabrieseln, sorgt für immerwährenden Nachschub und unterstützt uns so (ziemlich eigennützig) in unserer Sucht. Die Industrie blockt die Kritik ab: Es ist doch nicht verboten, zuckerhaltige Produkte zu verkaufen! Dass die wenigsten von uns begeistert (und freiwillig) süchtig sind, hält die Lebensmittelindustrie für irrelevant. Und dass der allergrößte Teil auf diese Sucht vermutlich liebend gern (und sofort!) verzichten würde, ist eine Tatsache, der die Industrie ungern ins Auge blickt, weil ein Zugeständnis in dieser Richtung für sie mit erheblichen Einnahmebußen verbunden wäre.
    Wir werden also abhängig gemacht, und wir sollen es offenbar auch bleiben. So reiht sich die Zuckersucht ein in die sogenannten legalen, etablierten Abhängigkeiten unserer Gesellschaft (ohne selbst – zumindest offiziell – eine Sucht zu sein). Sie gesellt sich zu suchtfördernden und dennoch legalen Substanzen wie Alkohol, Nikotin, Koffein und anderen, deren Einnahme nicht strafbar ist. Und dessen Entzug zwar jeweils schwer, aber durchaus möglich sein soll. (Nun ja, manch Betroffener hat dazu unter Umständen eine andere Meinung.) Bestimmt kennen Sie auch Menschen, die sich von heute auf morgen das Rauchen abgewöhnt haben. Oder Leute, die »ab sofort« keinen Tropfen Alkohol mehr getrunken haben. Ja, es gibt sie (und die Betroffenen können darauf sehr stolz sein!).
    Aber, mal ehrlich, wie viele Menschen kennen Sie, die zum neunten Mal versuchen, vom verhassten Glimmstängel loszukommen, oder die sich zum 25. Mal schwören, ab morgen kein Glas Wein mehr anzurühren? Bestimmt gibt es auch in Ihrem Bekanntenkreis viel weniger Menschen, die es erfolgreich (und dauerhaft!) geschafft haben, ihre Sucht zu bekämpfen, als solche, die wieder und wieder scheitern, die verzweifeln und sich für außerordentlich willensschwach halten?! Und wie viele Menschen kennen Sie, die ihre 35. Diät planen, ihr Leben ab morgen (oder nächsten
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