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Vivere Militare Est - Leben heißt zu kaempfen

Vivere Militare Est - Leben heißt zu kaempfen

Titel: Vivere Militare Est - Leben heißt zu kaempfen
Autoren: Jennifer Wolf
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Zimmer fotografieren können. Wie schon gesagt, ich habe keinen Sinn für Kunst.
    »Das wissen die Ältesten teilweise selber nicht. Irgendwann hört man glaube ich auf zu zählen.«
    »Aber so ungefähr? Ich meine, hockten die Menschen noch als Affen auf den Bäumen?«
    Melina lachte und schlang einen Arm um meine Schultern. Mit einem Mal wurde sie von einer Sekunde auf die andere todernst. »Nein, diese Vampire gibt es nicht mehr. Die Ältesten mussten ihre Vorfahren beseitigen, denn sie kamen nicht mit dem Wandel der Zeiten klar. Sie stellten eine Gefahr für unsere Art da, sie verrieten uns.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich möchte wirklich nicht darüber reden.«
    »Okay, kein Problem«, sagte ich schnell und ließ meinen Blick durch die Galerie schweifen.
    »Ich war erst fünfzig Jahre alt, als ich Emilian traf. Er war damals bereits sehr, sehr alt.« Da ihre gemeinsame Tochter Emilia, Elias’ Mutter, über zweitausend Jahre alt war, konnte ich mir ein ungefähres Bild machen, wie lange das schon her sein musste.
    »Wie habt ihr euch kennengelernt?«
    »Es war eine Winternacht.« Das Zimmer schien plötzlich abzukühlen und die Sonne versteckte sich hinter einer Wolke, so dass es dunkler wurde. »Ich hatte Streit mit meinen Eltern gehabt und mich zum Nachdenken in den Bergen versteckt. Eingehüllt in Leinen und Felle sah ich hinüber zum Horizont und fragte mich, wie wunderschön er wohl im hellen Tageslicht leuchten würde, als plötzlich eine schwere Hand auf meine Schulter fiel. Ich drehte mich um und sah in die schönsten Augen, die ich jemals gesehen hatte. Emilian stand dort, gekleidet in die teuersten Gewänder und der Wind wehte durch sein im Mondlicht silbern schimmerndes Haar.« Sie lächelte und sah durch ein Fenster hinaus aufs Meer. »Er war so wunderschön und stark. Seine Stimme ließ mich wohlig erschauern, als er mich fragte, was eine Frau wie ich so kurz vor dem Morgengrauen alleine in den Bergen zu suchen hätte. Ich sagte ihm: Ich gedenke das Morgenrot zu erblicken, und rechnete fest damit, dass er mich packen und nach Hause bringen würde, aber er nahm seinen Mantel ab und legte ihn mir über die Schultern.« Sie überkreuzte ihre Arme und rieb sich die Schultern, ganz so als fühle sie heute noch den Stoff seines Mantels auf ihrer Haut. »Er sagte: Nun, dann werde ich Euch - mit Eurem Einverständnis Gesellschaft leisten. Er hob seine Hand beschwichtigend, bevor ich etwas sagen konnte und fügte hinzu: Ich kann Euch hier unmöglich alleine lassen, ohne den Schutz der Nacht. Also willigte ich ein und setzte mich mit ihm auf einen Stein. Gemeinsam verfolgten wir, wie sich die Sonne majestätisch über den Alpen erhob. Damals lebten wir noch im heutigen Europa.«
    »Wow«, staunte ich.
    »Er war schon damals der Oberste der Ältesten, nur war er das genaue Gegenteil von dem, was er heute ist. Erst als ich ihm Emilia schenkte, öffnete er seine Augen und erhörte meine Worte. An diesem Tag verfärbten sich auch seine Augen. Er war zu dem Anführer geworden, der er zu sein bestimmt war.« Emilian war der einzige Vampir, dessen Augen lila und nicht rot waren. Das kam durch das blaue Blut, welches durch seine Adern floss. Auch Elias’ Blut würde eines Tages anfangen sich zu verfärben.
    »Wow.« Ja, ich wiederholte mich.
    »Es würde mich nicht wundern, wenn es bei Elias genauso sein wird. Er ist heute schon viel weiter als Emilian es damals war. Kein Wunder, er wurde auch nicht von Wilden erzogen.«
    »Wann kommt dein Mann eigentlich nach Hause?«
    Sie sah mich mit strahlenden Mohnblumenaugen an. »Heute Abend noch.« Die Vampirin legte eine Hand auf das Glas des Fensters und die Sonne kam wieder hervor. »Ich spüre seine Nähe bereits.«
    Die Tür hinter uns ging auf und Elias kam herein. Mein Freund wurde seinem Vater immer ähnlicher. Mit jedem Lebensjahr sah er mehr aus wie Roman, nur irgendwie noch besser. Er hatte die Augen seiner Mutter, diese liebevoll geformten Ruhepole meines Lebens. »Ah, da seid ihr«, sagte er fröhlich und nahm seine mir mittlerweile so vertraute Position hinter mir ein. Ich lehnte mich gegen seinen Oberkörper, während er seine Hände auf meinen Bauch legte, ganz so, als wolle er sein ungeborenes Kind schützen. »Was habt ihr denn Schönes gemacht?«, wollte er wissen.
    »Ich habe ihr erzählt, wie ich deinen Großvater kennengelernt habe«, antwortete Melina und lächelte ihren Enkel an. Sie liebte ihn abgöttisch und manchmal hatte ich das Gefühl, dass
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