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Visite bei Vollmond

Visite bei Vollmond

Titel: Visite bei Vollmond
Autoren: Cassie Alexander
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Vampire
aufkreuzten.
    Â»Wirklich, Mom, es wäre
einfacher …«
    Â»Sag ihr, dass wir morgen so
gegen elf da sind«, hörte ich im Hintergrund einen Mann brüllen.
    Â»Wir werden am späten Vormittag
da sein. So können wir den schlimmsten Stau umgehen«, gab meine Mutter brav
weiter.
    Â»Mom, ich schwöre dir: Ich
werde mich nicht einmal an dieses Gespräch erinnern, wenn ich aufwache.«
    Â»Dann schreib es dir doch auf,
Süße. Hab dich lieb!« Damit legte sie auf, bevor ich weiter protestieren
konnte.
    Ich blieb noch dreißig Sekunden
wach, um den Wecker neu zu stellen – und während denen mir meine Zwickmühle
dummerweise sehr bewusst wurde. Dann dämmerte ich wieder weg.
    Als um fünf Uhr
nachmittags der Wecker klingelte, war ich etwas verwirrt. Normalerweise stellte
ich ihn auf sechs oder sieben. Was war in der Nacht davor passiert? Ich konnte
mich noch dunkel an Annas Besuch erinnern, außerdem gab es da noch dieses
Kästchen mit dem Dolch auf meiner Kommode, das aussah wie die Schatzkiste eines
Piraten.
    Aber da war noch etwas. Etwas
Dringendes.
    Â»O nein.«
    Weihnachten.
    Mir war egal, ob Mom so tat,
als wäre das alles völlig unkompliziert. Ich würde niemals so einfach
davonkommen.
    Ruckartig setzte ich mich im
Bett auf und schob Minnie mit dem Fuß über die Kante. »Wenn ich aufstehe,
stehst du auch auf, Katze.« Da ich vor dem Schlafengehen ja geduscht hatte,
konnte ich mir das jetzt sparen. Aber heute Abend hatte ich Schicht – und
vorher lag noch eine ganze Menge Arbeit vor mir.
    Zuallererst putzte ich das Bad.
Ich war nicht besonders unordentlich, aber es war auch schon eine Weile her,
dass ich es so richtig gründlich gereinigt hatte. Zweitens: Schlafzimmer. Da
konnte jeder reinschauen. Und hier war ich wirklich nachlässig gewesen. Überall
auf dem Boden waren Kleidungsstücke verstreut – im Wäschekorb lagen Sachen, bei
denen eine Reinigung mehr als überfällig war. Und dann war da noch der mit
Werwolfblut besudelte Mantel vom Vortag. Verdammt.
    Ich schnappte mir meinen
Wäschekorb, stopfte alles hinein, was auf dem Boden herumlag, griff nach dem
Plastikbeutel mit dem Mantel und stellte mich auf einen hohen Münzverbrauch
ein, während ich alles in die Waschküche am anderen Ende des Hauses brachte.
    Als ich zurückkam, überprüfte
ich die Küche. In Sachen Kühlschrank war nicht sonderlich viel zu tun, er
enthielt nur ein paar Truthahnscheiben und etwas Traubengelee. Ich setzte einen
Kessel auf, um Tee zu kochen, damit ich meinen Gästen wenigstens irgendetwas
anbieten konnte, dann spülte ich noch einen alten Getränkekrug.
    Zu guter Letzt das Wohnzimmer.
Früher hatte hier mal ein wirklich netter Esstisch mit Stühlen gestanden. Aber
der war Vergangenheit – schade, dass es stattdessen nicht die Couch erwischt
hatte.
    Ich untersuchte die Blutflecken
an der Seite des Sofas, eine Erinnerung an die Zeit, als Anna hier gehaust
hatte. Zwar hatte ich versucht, die Stelle mit Wasserstoffperoxid zu reinigen,
aber stattdessen war das Blumenmuster ziemlich stark in Mitleidenschaft gezogen
worden. Deshalb hatte ich die Polster umgedreht, aber an der Seite war trotzdem
noch ein alter und nun auch noch ein ausgebleichter Fleck zu sehen. Keiner
davon war besonders auffällig, aber meine Mutter hatte ein echtes Gespür dafür,
ihre Mitmenschen zu durchschauen – mit Ausnahme meines Bruders Jake. Ich wusste,
dass mir zu dem Fleck keine überzeugende Lüge einfallen würde. Der einzige
Ausweg war … einen neuen Schonbezug zu kaufen. Von den letzten vierzig Dollar
vom letzten Gehaltsscheck. An Heiligabend.
    Frustriert machte ich mich auf
den Weg ins Einkaufszentrum.

Kapitel 7
    Â 
    Bevor
ich die Wohnung verließ, steckte ich noch Annas Dolch ein. Mein Bruder hatte
schon immer eine Vorliebe dafür gehabt, in meinen Sachen zu stöbern. Ein neuer
Bezug auf der Couch ließ sich vielleicht noch erklären, ausgefallene Messer
weniger. Ich beschloss, Annas Geschenk ein paar Tage lang in meinem Spind in
der Arbeit aufzubewahren. Dort war es über Weihnachten ungefähr dreimal
sicherer als an jedem Ort innerhalb meiner Wohnung. Das edele Kästchen ließ ich
auf meiner Kommode stehen, wickelte den Dolch in ein Geschirrtuch und schob ihn
ganz tief in meine Handtasche. Anschließend überlegte ich mir ein paar
verrückte Ausreden, für den
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