Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vision - das Zeichen der Liebenden

Vision - das Zeichen der Liebenden

Titel: Vision - das Zeichen der Liebenden
Autoren: Arena , Javier Pelegrin
Vom Netzwerk:
stehen, ohne sie zu berühren. Mitfühlend sah sie sie an. »Es hat keinen Sinn mehr, Jana. Er kann dich nicht mehr hören. Er ist außerhalb unserer Reichweite. Ich weiß nicht, was passiert ist, aber wir kommen zu spät. Niemand kann ihn jetzt noch retten. Wir können nur noch hoffen, dass es möglichst schnell vorbeigeht und dass er nicht mehr lange leidet.«
    Kapitel 7
    Was macht sie hier?«, dröhnte eine männliche Stimme aus den Schatten. »Warum hast du sie nicht umgebracht?«
    »Argo?« Nieve wich einen Schritt zurück.
    Aus der Dunkelheit tauchte eine imposante Gestalt mit zwei riesigen Flügeln auf. Sie waren übersät mit silbernen Augen, die im Zwielicht funkelten.
    »Argo, was hast du getan?« Nieve schrie entsetzt auf. »Was sind das für Flügel?«
    Der Wächter lachte leise. Er schlug mit den Flügeln, bis er eine Handbreit über dem Boden schwebte.
    »Sie sind die Macht, Nieve, das, was euch alle so verlockt und wovor ihr zugleich so große Angst habt, dass ihr nicht mal daran zu denken wagt. Sie bedeuten das Ende der Sklaverei. Sieh, was passiert, wenn man sich endlich selbst akzeptiert, so, wie man in Wirklichkeit ist. Sind sie nicht wunderschön?«
    Während Argo sprach, starrte Jana noch immer wie versteinert auf die Schatten, die unaufhörlich auf Alex zuflogen wie verbranntes Papier und sich auf seine Haut legten.
    »Argo, du hast alles verraten, wofür wir seit Jahrhunderten gekämpft haben! Wir haben uns dafür entschieden, Menschen zu sein, weißt du noch?«, fragte Nieve leise.
    Der Engel lächelte verächtlich. »Wir sind im Grunde schon lange keine Menschen mehr. Nur wollt ihr das nicht wahrhaben«, erwiderte er. »Das hier ist unsere einzige Chance, Nieve. Warum begreifst du das nicht? Die Vollkommenheit, die Unsterblichkeit – stell dir vor, wie es wäre, wenn du auch so wärst.«
    »Was soll das heißen?«, stammelte Nieve. »Seit wann…?«
    »Schon ziemlich lange. Du würdest dich wundern, wie viele Jahre ich mich versteckt habe… Nur ganz selten habe ich mich in meiner wahren Gestalt gezeigt. Hugo hat mich gesehen, wie ich bin. Ich wollte ihm einen Denkzettel verpassen, ihm klarmachen, dass er mit seinem Vorhaben nicht durchkommt. Erst als er mich in meiner ganzen Pracht gesehen hat, hat er mir geglaubt. Ich konnte ihn nicht einfach so töten, das hätte nicht gereicht. Vorher musste ich ihm die Hoffnung nehmen.«
    Als die Rede von Hugo war, suchte Jana Alex’ Blick. Doch Alex schien von seiner Umgebung vor lauter Schmerzen nichts mehr mitzubekommen. Er wirkte wie in Trance, weder Nieves noch Janas Anwesenheit hatte irgendeine Reaktion, ein Zeichen des Erkennens bei ihm ausgelöst.
    Nieve sah nun ebenfalls einen Moment zu Alex hinüber, tiefes Mitgefühl spiegelte sich in ihren Augen. »Du warst das also. Du hast Hugo umgebracht«, flüsterte sie. »Warum, Argo? Warum denn nur?«
    »Weil er die Zukunft manipulieren wollte. Er hat sich mit Alma getroffen und zusammen, er mit dem Buch und sie mit dem blauen Stein, haben sie sich darin geübt, auf dem Wind der Zukunft zu reiten. Hugo ging es darum, genau diesen Moment zu verhindern. Ich bin kein Kurile, ich habe nie gelernt, mit der Zeit zu spielen, aber ich habe gesehen, was er vorhatte. Und ich bin ihm zuvorgekommen.«
    »Und das alles nur, damit Alex sich in den Letzten verwandelt…«
    »Nein, das alles nur, damit er keine andere Wahl hatte. Es ist das Beste für alle, Nieve: Wir werden diesen abscheulichen Wesen ihre Magie entreißen und sie an die Höhle zurückgeben, sie werden die Menschen nicht länger knechten – und genau das wollte er nicht tun. Eine Zeit lang vielleicht schon, aber als er weg war, begriff ich auf einmal, dass er nicht länger auf unserer Seite stand. Dass er einen anderen Weg gewählt hatte. Das durfte ich einfach nicht zulassen. Wie du siehst, habe ich meine ›Überredungskünste‹ benutzt, um ihn auf den Thron zu zwingen.«
    Jana hörte Argo nur mit halbem Ohr zu. Nach wie vor flossen Schatten von den Wänden und drückten Muster in Alex’ Haut, während der Widerschein der Flammen auf seinem von Symbolen überwucherten Gesicht tanzte und seine Pupillen funkeln ließ. Er sah und hörte nichts. Das Einzige, was sich in seinem Gesicht spiegelte, war dieses qualvolle Leiden. Jana hielt es nicht länger aus. Sie machte einen vorsichtigen Schritt auf den Thron zu.
    »Argo, so geht das nicht!« Nieves Stimme klang eindringlich. »Wir sind nie wie sie gewesen, wir haben uns nie über den freien Willen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher