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Vision - das Zeichen der Liebenden

Vision - das Zeichen der Liebenden

Titel: Vision - das Zeichen der Liebenden
Autoren: Arena , Javier Pelegrin
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ruhig.
    Argo lachte verbittert. »Deinen Medu-Freunden«, knurrte er. »Du bist also doch nur einer von ihnen!«
    »Da irrst du dich.« Alex trat einen Schritt nach vorn. »Ich meine nicht die Medu. Ich meine die Menschen.«
    Argo schnappte nach Luft, gab aber keinen Ton von sich. Er warf einen verwirrten Blick in die Runde. Dann schlug er mit verächtlicher Miene mit den Flügeln und schwang sich in die Luft. Als er feststellte, dass er noch fliegen konnte, grinste er hämisch. »Ihr Idioten!«, brüllte er. »Das werdet ihr bereuen!«
    Ehe jemand etwas sagen konnte, war er fort. Nur sein Lachen blieb zurück, es hallte noch lange von den Höhlenwänden wider, bis es ganz allmählich immer verzerrter und schwächer klang. Als es sich schließlich in der Ferne verloren hatte, sahen Nieve und Corvino sich bestürzt an.
    »Und jetzt?«, fragte Nieve.
    Corvino schien zu überlegen. »Als Erstes müssen wir dem Verstorbenen die letzte Ehre erweisen«, sagte er nach einem Moment des Schweigens. »Ich habe gegen diesen jungen Mann gekämpft – genau wie schon gegen so viele seiner Vorfahren. In einem Kampf, egal wie kurz er auch sein mag, lernt man seinen Gegner gut kennen und ich kann euch versichern: Dieser Krieger war reiner und edler als alle vor ihm. In seinen Händen ist Aranox zu einem Spiegel geworden – und ich war plötzlich mit meiner eigenen Überheblichkeit konfrontiert. Das sage ich euch, damit ihr versteht, was für ein großer Herrscher dieser junge Mann hätte werden können. Er hätte den Lauf der Geschichte verändert.«
    »Das hat er auch so getan.« Alex betrachtete noch einmal das Gesicht seines Freundes. »Die Geschichte der Medu und die der Menschen.«
    »Möge dieser Stein, der einmal der Thron seiner Feinde war, seine sterblichen Überreste bis in alle Ewigkeit bewachen«, entschied Corvino. »Jana, Nieve, Alex… helft mir.«
    Mit vereinten Kräften trugen sie den Leichnam hinüber zu der dunklen Platte, die anstelle des Throns aufgetaucht war. Auf ihrer kalten Oberfläche wirkte Erik, dessen Körper noch immer mit dem funkelnden Panzer aus schwarzen Schuppen bedeckt war, wie ein Held der Antike. Sein Gesicht schimmerte im Schein der Feuerkrone.
    Langsam und feierlich hob Alex das Schwert der Drakul auf und legte es Erik auf die Brust.
    »Möge die Zeit spurlos an ihm vorübergehen«, sagte Corvino. »Möge seine Größe die Jahrhunderte überdauern.«
    Den Blick gesenkt, blieben die vier an dem Grab stehen, in stummem Gedenken an Erik.
    Das Schweigen wurde erst gebrochen, als David in die Höhle stürmte. »Was ist los?« Verwundert blickte er sich um. »Erik… Was ist passiert? Ist er tot?«
    Jana lief auf ihren Bruder zu und umarmte ihn schluchzend. »Alles ist vorbei, David«, stieß sie hervor. »Der Krieg ist zu Ende…«
    Über die Schulter seiner Schwester hinweg suchte David Alex’ Augen. »Und jetzt?«, fragte er flüsternd. »Was wird jetzt aus uns?«
    Alex hielt seinem Blick stand. »Jetzt bist du frei, David«, sagte er. »Jetzt sind wir alle frei. Was du mit dieser Freiheit anfängst, ist deine Sache… Von diesem Moment an kann jeder sein Schicksal selbst in die Hand nehmen.«

Epilog
    Laura lag mit geschlossenen Augen auf dem Bett und hörte Musik, das Gesicht im weinroten Kopfkissen vergraben. Schon seit einer Weile waren ihre Gedanken abgeschweift, als die CD zu Ende war, reagierte sie nicht. Wie jeden Abend in den letzten Monaten dachte sie an Alex, von dem sie schon so lange nichts mehr gehört hatten. Sosehr sie sich auch bemühte – langsam, aber sicher verlor auch sie die Hoffnung, dass er irgendwann zurückkommen würde.
    Ihre Mutter war längst davon überzeugt, dass sie ihn nie wiedersehen würden. Seit er im letzten Herbst verschwunden war, hatte Alex kein einziges Mal angerufen oder gemailt. Auch sonst hatte es kein Lebenszeichen von ihm gegeben. Nichts. Nur diesen mysteriösen Anruf der Frau, die ihr versichert hatte, es gehe ihm gut und sie sollten die Polizei aus dem Spiel lassen. Natürlich hatte Helena, verzweifelt vor Angst, Alex sei vielleicht entführt worden, sich nicht daran gehalten. Doch die Spur hatte ins Leere geführt – der Anruf konnte nicht zurückverfolgt werden.
    Das Seltsamste an der ganzen Sache war, dass Laura der Frau geglaubt hatte, vielleicht wegen der Art, wie sie über ihren Vater gesprochen hatte. Als wüsste sie, was für ein besonderer Mensch er gewesen war, oder vielleicht weil ihre Stimme mitfühlend und aufrichtig geklungen
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