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Vision - das Zeichen der Liebenden

Vision - das Zeichen der Liebenden

Titel: Vision - das Zeichen der Liebenden
Autoren: Arena , Javier Pelegrin
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zitterte und zuckte bei jeder neuen Berührung eines Schattens vor Schmerz zusammen.
    Dann hob sie langsam den Kopf und blickte in das Gesicht, das ihr so viel bedeutete. Sie wusste, dass Alex sie nicht sehen und hören konnte, aber trotzdem machte sie noch einen weiteren Schritt nach vorne, bevor sie ihre Arme um seine Hüfte schlang und ihn an sich zog. Sie würde ihn in den Armen halten, bis alles vorbei war. So leidenschaftlich, dass ihr fast schwarz vor Augen wurde, näherte sie sich seinen Lippen und küsste ihn.
    Sie wusste nicht, wie lange sie so dastand, an Alex gepresst, doch sie konnte spüren, wie ihr eigener Körper allmählich immer schwächer wurde. Da fuhr plötzlich eine heftige Erschütterung durch die Höhle. Jana löste sich aus der Umarmung und blickte sich erstaunt um. Was sie sah, verschlug ihr den Atem. Erik hatte sich die weiße Feuerkrone aufgesetzt. Der Schattenthron hinter Alex war verschwunden.
    »Erik!« Mit einem gellenden Schrei erwachte Alex aus seiner tiefen Erstarrung. »Erik, nein!«
    Erik lächelte Alex und Jana mit einer Mischung aus Traurigkeit und Resignation an. Jana wollte zu ihm laufen, sie wollte irgendwie verhindern, dass er dieses Opfer brachte. Doch stattdessen stand sie einfach nur da wie angewurzelt. Sie wusste, dass sie schon zum zweiten Mal an diesem Tag nichts tun konnte.
    Eriks Tat war unwiderruflich. Er hatte die Essenz der Macht geraubt und dadurch ihren Schatten zum Verschwinden gebracht, den Thron, in dem sich die magische Macht der heiligen Höhle konzentriert hatte. An seiner Stelle stand ein flacher rechteckiger Stein, grau wie Asche, eine schwere Platte, die an einen Grabstein erinnerte.
    Alex kam als Erster zu sich: Er rannte auf Erik zu, aber er kam zu spät, um den Freund aufzufangen. Als er neben ihm kniete, hatte Eriks Herz bereits aufgehört zu schlagen, auf seinen Lippen lag das souveräne Lächeln, das so charakteristisch für Erik war.
    Mit zitternden Fingern schloss Alex Drakuls letztem Nachfahren, auf dessen Kopf noch die Feuerkrone brannte, die Augen.
    Argo landete zu Füßen des Leichnams, eine Mischung aus Verachtung und Entsetzen in den Augen. »Das verstehe ich nicht. Warum ist er nicht zu einem Häufchen Asche verbrannt, so wie Drakul?«
    Corvino löste sich aus der Dunkelheit. Hochachtungsvoll kniete er sich neben Erik. »Weil Erik ein wahrer König war«, flüsterte er, den Blick auf das bleiche, noble Gesicht des Toten gerichtet. »Weil er seinen Ehrgeiz nicht über das Schicksal seines Volkes gestellt hat. Seht euch die Krone an. Sie hat ihn nicht verbrannt. Sie wird auf seinem Kopf bleiben und dort bis in alle Ewigkeit leuchten.«
    »Nein! Das kann nicht sein!« Argo stürzte sich auf die Leiche. »Wir müssen ihm die Krone abnehmen, wir müssen der heiligen Höhle ihre Macht zurückgeben. Der Thron… Ohne den Thron sind wir am Ende.«
    Er griff mit beiden Händen nach dem weißen Lichtring, wurde aber sofort brutal zu Boden geschleudert, weg von dem toten Drakul.
    Knurrend rappelte der Wächter sich auf. Einen Moment lang schien es, als wolle er erneut versuchen, Erik die Krone zu entreißen, aber dann schien er es sich anders zu überlegen. Leise vor sich hin murmelnd, blieb er am Boden sitzen.
    »Es ist sinnlos, Argo«, sagte Nieve. »Unsere Zeit ist vorbei. Eriks Opfer hat alles verändert.«
    »Und was wird jetzt?« Jana stöhnte auf.
    Corvino starrte in das mit Tattoos übersäte Gesicht von Alex, der immer noch über Erik gebeugt war. »Jetzt liegt die Entscheidung allein bei ihm. Er ist der letzte Wächter, er entscheidet.«
    Gelassen blickte Alex Corvino an. »Ja«, sagte er. »Ja, ich entscheide.«
    Als er sich aufrichtete, fielen die Symbole von seinem Körper ab und zerstoben auf Nimmerwiedersehen in alle Richtungen wie der Ruß einer alten Dampflok.
    Das Feuer in der Mitte der Höhle erlosch mit einem Schlag, mit ihm verschwanden auch die dunklen Schatten, die auf den Wänden tanzten. Gleichzeitig wurde das Schimmern in den Gesichtern der Wächter immer schwächer, bis es völlig verblasst war und sie wie ganz normale Menschen aussahen, bleich und erschöpft.
    »Was hast du getan?«, schrie Argo außer sich vor Wut. Aus seinem Rücken ragten immer noch die Flügel, deren Augen jedoch nicht länger silbrig funkelten, sondern stumpf und grau geworden waren. »Was hast du getan, du Schwachkopf? Du hast alle Symbole entkommen lassen!«
    »Ich habe sie nur ihren rechtmäßigen Besitzern zurückgegeben«, erwiderte Alex
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