Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vision - das Zeichen der Liebenden

Vision - das Zeichen der Liebenden

Titel: Vision - das Zeichen der Liebenden
Autoren: Arena , Javier Pelegrin
Vom Netzwerk:
können es nur versuchen, solange die anderen abgelenkt sind.«
    Mühsam stand Jana auf. »Alex retten? Was ist mit ihm?«
    Ohne ihr eine Antwort zu geben, erhob auch Nieve sich, mit schnellen Schritten durchquerte sie die dunkle Tropfsteinhöhle, die nur vom Schimmer ihrer Haut erhellt wurde. Jana beeilte sich, ihr zu folgen, zunächst noch unsicher und vorsichtig, doch als sie merkte, dass die Wächterin sie vollständig von ihren Schmerzen befreit hatte, holte sie rasch auf. Im nächsten Moment schwebte sie neben Nieve in der Luft.
    »Alex hat sich in den Letzten verwandelt.« Nieves Stimme schien vibrierend und kristallklar von allen Wänden gleichzeitig widerzuhallen. »Die anderen Wächter warten darauf, dass er sich endlich auf den leeren Thron setzt und seine Aufgabe erfüllt, aber er will nicht. Eigentlich kann er den Thron nur freiwillig besteigen… Aber ich mache mir Sorgen wegen Argo. Er hat gesagt, er würde Alex auf den Thron bringen, koste es, was es wolle. Mein Gefühl sagt mir, dass es Probleme geben wird. Argo hat sich in Laufe der Jahrhunderte sehr verändert, er ist in der letzten Zeit kaum mehr wiederzuerkennen. Er will keinen Frieden, nicht einmal ein Sieg reicht ihm. Ehrlich gesagt ist mir nicht ganz klar, was genau er eigentlich will.«
    »Der Thron ist hier?« Jana war nicht sicher, ob Nieve, die neben ihr eilig durch eine Höhle nach der anderen schwebte, sie hören konnte. »Wenn Alex sich daraufsetzt, dann ist doch alles vorbei…«
    »Nicht alles, oder? Obwohl – aus eurer Sicht gesehen, schon. Ihr werdet eure Magie verlieren, eure Symbole. Und Alex…«
    Jana merkte, wie die Kraft, die sie durch die Luft trieb, schwächer wurde, bis ihre Füße schließlich wieder den Boden berührten. Nieve war neben ihr gelandet, mit angespanntem Gesichtsausdruck trat sie auf eine bogenförmige Öffnung in der Wand zu, aus der schwaches, flackerndes Licht drang, wie der Widerschein eines Lagerfeuers.
    »Da sind sie.« Ein Anflug von Panik stand in ihren Augen. »Ich weiß nicht, was passieren wird, Jana. Vielleicht kommen wir schon zu spät.«
    Sie gingen auf den Durchlass zu. Als sie hindurchschlüpfen wollten, schrie Jana vor Schmerz auf, denn erneut schien sich die Schlange auf ihrem Rücken aufzubäumen, es tat entsetzlich weh.
    Bemüht, nicht hinzufallen, stolperte sie hinter Nieve her. Der Schmerz trieb ihr die Tränen in die Augen, sie blinzelte, um sie herum war plötzlich alles verschwommen, aber trotzdem nahm sie auf den unregelmäßigen Wänden der Höhle unendlich viele Schatten wahr, die im Schein des Feuers, das in der Mitte des Raumes brannte, tanzten.
    Eine Höhle voller Schatten. Damit hatte alles angefangen… Und damit konnte auch alles enden.
    Janas Rücken brannte noch immer wie Feuer, Halt suchend tastete sie nach einer Wand, um sich abzustützen, doch sie griff ins Leere – an dieser Stelle schien die Höhle unerwartet breit zu sein. Plötzlich wurde sie von ihren Schmerzen abgelenkt: Rechts von ihr schwebte ein heller Ring in der Dunkelheit, an dem vorn eine Flamme brannte. Ein blendend weißer Ring – eine Lichtkrone, schoss es ihr durch den Kopf. »Die Essenz der Macht!« Jana keuchte auf.
    Die Worte kamen fast unhörbar über ihre ausgetrockneten Lippen, Nieve gab keine Antwort. Als Jana ihr den Kopf zuwandte, wich sie erschrocken zurück: Ein Ausdruck unendlichen Entsetzens spiegelte sich im schönen Gesicht der Wächterin.
    Nieve stieß einen unmenschlichen Schrei aus, der an den Felsen widerhallte und sich in unzähligen Echos brach.
    Jana folgte ihrem Blick. Von der Lichtkrone ging ein Schatten aus, der sich über den ganzen Boden der Höhle zog, die gegenüberliegende Wand hinaufkletterte und eine Art Thron aus Dunkelheit bildete. Auf diesem Thron saß, fast nicht wiederzuerkennen, der letzte Wächter. Sein Gesicht war noch das von Alex, trotz der Tausenden von Tattoos, die sich auf seiner nackten Haut übereinandergelegt hatten und ein Labyrinth von Linien bildeten. Mitten in diesem Bildergestrüpp wirkten seine Gesichtszüge seltsam entstellt, aber trotzdem erkannte Jana in ihnen einen Ausdruck entsetzlichen Leidens. Die Pupillen waren leer und stumpf, die Lider wie eingefroren, als wären sie zu keiner Reaktion mehr fähig. Hunderte von Schatten kamen auf seine tiefblau schimmernde Haut zugeflogen und wurden für immer von ihr aufgesogen.
    »Alex!« Der verzweifelte Schrei gellte durch die Höhle. »Alex, ich bin’s…«
    Nieve kam näher, blieb neben Jana
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher