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Vision - das Zeichen der Liebenden

Vision - das Zeichen der Liebenden

Titel: Vision - das Zeichen der Liebenden
Autoren: Arena , Javier Pelegrin
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wusste sie, dass auch David ihr gefolgt war. Erik griff nach ihrer Hand, gemeinsam machten sie zwei Schritte nach vorn, bis die Gegenstände um sie herum in dem spärlichen Licht deutlicher hervortraten.
    Es waren Truhen. Alte Holztruhen mit goldenen und silbernen Beschlägen, in allen Formen und Größen. Manche waren geschlossen, aber die meisten standen offen und gaben den Blick auf ihren Inhalt frei. Was sie sah, war so unglaublich, dass Jana sich einen Moment lang fragte, ob sie träumte: Es war, als stünden sie in der Höhle von Ali Baba, als hätten sie das Versteck eines Piraten gefunden. Denn die Truhen waren bis zum Rand angefüllt mit Juwelen, alten Gold- und Silbermünzen, Perlen, Smaragden und Rubinen, aber auch Smartphones lagen dort, Spielkonsolen, Laptops, MP3-Player. All diese technischen Apparate schienen noch stärker als das Gold und die Edelsteine um sie herum zu funkeln und zu glitzern.
    Fassungslos starrten die drei auf die Truhen, dann begann David zu lachen und die beiden anderen stimmten ein. Sie lachten hemmungslos, hysterisch, als wären sie verrückt geworden. Mitten in diesem Anfall wurde Jana bewusst, dass sie in Wirklichkeit Angst hatte. Denn diese Schätze konnte es nur in ihrer Fantasie geben. Es war, als wäre sie nach einer unendlich langen Suche auf das Verborgenste und Unaussprechlichste in ihrer eigenen Seele gestoßen. Was sie um sich herum sah, war ein überwältigender Ausdruck ihrer tiefsten Wünsche, ihrer vergessenen Kinderträume. Geld, schöne Dinge, die neueste Technik, Juwelen, Bücher … Alles, was ein Mensch sich in materieller Hinsicht nur wünschen konnte, lag vor ihr ausgebreitet auf dem Boden. Dinge, für die viele Menschen bereit waren zu töten und zu sterben, die niederträchtigsten Verbrechen zu begehen – und wahrscheinlich auch ihre Seele zu verkaufen.
    Ohne an die anderen zu denken, stolperte Jana wie eine Schlafwandlerin in dieses Schlaraffenland hinein. Mehr als einmal wäre sie am liebsten stehen geblieben und hätte nach einem der wunderschönen Gegenstände um sie herum gegriffen, aber ihre Neugier war stärker als ihre Habsucht und so ging sie weiter. Fünfzig Meter vom Eingang der Höhle entfernt sah sie zwischen den Truhen auf einmal mehrere verschieden große Berge mit aufgeschüttetem Gold und Edelsteinen. Sie wusste, dass die Kostbarkeiten nicht wirklich da vor ihr liegen konnten. Und doch wirkte das alles so unglaublich echt.
    Erst nach einer Weile wurde sie ruhiger, jetzt, endlich, hielt sie an. Sie holte tief Luft, vergaß einen Moment lang all die Schätze um sie herum und erinnerte sich wieder, was sie in diese Höhle getrieben hatte. Erwartungsvoll drehte sie sich nach Erik und David um.
    In diesem Moment zuckte ein ungeheurer Blitz durch die Höhle. Mit einem lauten Knall prallte er an den Felswänden ab, das Echo des Donners hallte krachend durch die Gewölbe. Noch bevor er verstummt war, wurde Jana von einem neuen Blitz geblendet und zu Boden gedrückt. Über ihrem Kopf leuchteten Lichtstreifen, beschrieben einen Bogen in der Luft, um sich anschließend tief in der Höhle zu verlieren. Dann war da nichts mehr…
    Etwas zerrte so grob an ihr, dass sie vor Schmerz schreien wollte, und plötzlich befand sie sich in der Luft, sauste in schwindelerregendem Tempo durch dunkle Tropfsteinhöhlen, als wäre sie ein Eisennagel, der unwiderstehlich von einem Magneten angezogen wurde.
    Als sie auf dem Boden landete, dachte sie, sie hätte sich jeden Knochen einzeln gebrochen. Der Aufprall war brutal, so brutal, dass Jana überzeugt war, der heftige Schmerz in ihrer Brust, die an den Boden gedrückt wurde, wäre das Letzte, was sie in ihrem Leben spüren würde.
    Dann war alles still. Erst nach ein paar Sekunden holte Jana vorsichtig Luft. Okay, sie war verletzt, wahrscheinlich sogar schwer, aber sie würde nicht sterben, zumindest nicht jetzt gleich.
    Es dauerte mehrere Minuten, bis sie den Kopf bewegen konnte, und ein paar weitere, bis sie Arme und Beine wieder spürte. Mehrere Male versuchte sie aufzustehen, aber irgendwann gab sie auf. Sie brauchte Hilfe. Sie konnte nicht ewig hier liegen blieben und warten, bis jemand sie fand. Vor allem musste sie wissen, was mit Erik und David war. Vielleicht waren sie in einer ähnlichen misslichen Lage wie sie selbst, vielleicht lagen sie sogar verletzt ganz in ihrer Nähe.
    Sie schrie aus Leibeskräften nach ihnen, merkte aber, dass nur ein schwaches Krächzen aus ihrer Kehle kam. Trotzdem wiederholte
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