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Vision - das Zeichen der Liebenden

Vision - das Zeichen der Liebenden

Titel: Vision - das Zeichen der Liebenden
Autoren: Arena , Javier Pelegrin
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weiße Rauchsäule, als würde etwas verbrennen.
    Dort, halb im rötlichen Sand versunken, lag die Höhle. Sie klaffte in der gleißenden Helligkeit wie eine große dunkle Öffnung, unergründlich tief. Es war kein natürlicher Hohlraum, sondern der Eingang zu einem uralten Gotteshaus oder vielleicht zu einem Grabmal. Eingerahmt von großen Steinquadern voller Hieroglyphen, schien dieser schwarze Schlund regelrecht nach ihr zu rufen, sie mit seiner Kühle und seinem Schatten anzulocken.
    Jana drehte sich nach ihren Gefährten um. Da waren alle drei, wie sie selbst starrten sie mit weit aufgerissenen Augen auf den Eingang, ohne ein Wort herauszubringen.
    David hatte sich als Erster wieder gefangen. »Das ist unglaublich, Jana! So eine Vision hast du noch nie gehabt. Es ist… es ist, als wäre alles real…«
    Jana spürte einmal mehr den weichen Sand, die raue, brennende Luft, die sie zwang, die Augen zusammenzukneifen. Ja, das hier war zu real, um eine Vision zu sein. Zu real…
    Vor Angst krampfte sich ihr Magen zusammen. Sie keuchte. »Das ist keine Vision«, stöhnte sie. »Vielleicht war es mal eine. Aber jetzt ist es keine mehr. Es ist die echte Höhle. Wir sind da, wo wir hin. . .«
    Eine mächtige dunkle Windbö packte sie und warf sie um. Der heiße Sand, der durch den feinen Stoff ihres T-Shirts drang, verbrannte ihr den Arm, auf den sie sich beim Fallen stützte. Sie versuchte, die Augen zu öffnen, aber es ging nicht. Der Sand zwängte sich zwischen ihre Lider und in ihre Nase, bis sie das Gefühl hatte zu ersticken. Der Sturm wütete mit ohrenbetäubendem Lärm, er spielte mit ihr wie mit einer leblosen Puppe, während sie zugleich das Gefühl hatte, von innen heraus zerrissen zu werden, als breche ihr das Herz.
    Dann ebbte der Sturm ab. Der Himmel war wieder blau, der Sand lag still und reglos und der Eingang zur Höhle war so dunkel wie vorher.
    Mühsam stand Jana auf. Sie zitterte am ganzen Körper.
    Als sie sich nach ihren Gefährten umschaute, entdeckte sie in einiger Entfernung Erik und David, denen panische Angst ins Gesicht geschrieben stand.
    Alex hingegen war verschwunden.
    Kapitel 6
    Die Dunkelheit hat ihn verschluckt.« David zeigte auf den Eingang zur Höhle. »Ich hab gespürt, wie sie ihn regelrecht angezogen hat, ihr nicht? Wir sollten umkehren, Jana. Das Ganze könnte eine Falle sein.«
    Jana lächelte, sarkastisch und zugleich traurig. »Umkehren? Das hier ist keine Vision mehr, David. Selbst wenn wir wollten – ich glaube nicht, dass wir umkehren könnten. Zumindest habe ich keine Ahnung, wie…«
    »Wir bleiben auf jeden Fall hier, bis wir herausgefunden haben, was mit Alex passiert ist«, mischte sich Erik entschieden ein.
    David warf ihm einen feindseligen Blick zu. »Aber er ist einer von ihnen! Wenn ihr mich fragt, dann können wir froh sein, dass wir noch am Leben sind. Vielleicht war das Ganze ein Plan: Vielleicht trifft er sich in diesem Moment mit den anderen, um uns einen netten kleinen Empfang zu bereiten. Glaubst du im Ernst, er weiß nicht, was wir vorhaben? Wenn wir diese Feuerkrone aus der Höhle holen, ist es vorbei mit der Macht der Wächter. Das muss ihm doch klar sein. Er lebt seit Monaten bei ihnen und trainiert ihre Magie – denkt ihr wirklich, er will uns helfen?«
    »Jedenfalls hat er uns hergebracht«, sagte Jana nachdenklich. »Ohne ihn wären wir nicht hier.«
    »Na und? Das beweist gar nichts«, entgegnete ihr Bruder stur. »Komm schon, zusammen schaffen wir es vielleicht, aus dieser Wüste herauszukommen!«
    »Der einzige Weg aus dieser Wüste führt durch die Höhle.« Erik ging entschlossen auf den schwarzen Schlund zu. »Spürt ihr das nicht? In dieser Einöde ist sonst nichts… Kommt schon! Bringen wir’s hinter uns!«
    Wortlos folgte Jana Erik. Das Schlangentattoo auf ihrem Rücken brannte, als versuche das Tier, sich von ihrer Haut zu lösen und freizukommen. Um sich von dem Schmerz abzulenken, beschleunigte sie ihre Schritte auf dem sengenden Sand. Als sie an der Schwelle zur Höhle ankam, war sie dankbar für die Kühle des Schattens.
    Vor ihnen führte eine breite Treppe in die Tiefe. Die Stufen waren mit rötlichem Sand bedeckt, nur hier und da lugte der Stein darunter hervor, blank gescheuert und verwittert in all den Jahrhunderten, in denen er Wind und Wetter ausgesetzt gewesen war.
    »Kommst du nicht mit?« Jana hatte sich zu ihrem Bruder umgedreht.
    Sichtlich widerwillig schlurfte David auf den Höhleneingang zu. Jana war schon dabei,
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