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Vision - das Zeichen der Liebenden

Vision - das Zeichen der Liebenden

Titel: Vision - das Zeichen der Liebenden
Autoren: Arena , Javier Pelegrin
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versuchen«, sagte Jana schließlich. Entmutigt ließ sie sich auf einen der Stühle vor dem kleinen Schachtisch fallen. »So kommen wir jedenfalls nicht weiter.«
    Erik nahm seufzend auf dem anderen Stuhl Platz. »Wenn Obers Drache uns helfen könnte, hätte er es getan«, sagte er. »So wie vorhin im Hof. Aber jetzt ist es, als würde er schlafen. Ich spüre ihn nicht, ich habe im Moment keine Verbindung zu ihm.«
    Beide schwiegen. Zerstreut drehte Jana den Stein in ihren Händen, bis sein Schimmer zufällig direkt auf das Schachbrett fiel. »Sieh mal«, flüsterte sie.
    Im Schein des Saphirs zog sich eine feine blaue Linie senkrecht über drei Felder des Bretts. Ohne Eriks Reaktion abzuwarten, bewegte Jana den Stein hin und her. Nun waren weitere Linien zu erkennen, blaue und purpurrote, manche verliefen senkrecht, andere diagonal, ein paar sogar l-förmig.
    »Das sind Wege, die die Spielfiguren genommen haben.« Erik beugte sich über das Schachbrett. »Siehst du? Dieses L zum Beispiel entspricht der Bewegung eines Springers. Und diese Diagonale einem Läufer… Hey, das sind die Züge der letzten Partie!«
    »Ja, eindeutig.« Jana hielt den Saphir höher, um einen größeren Teil des Schachbretts zu erhellen. »Guck mal, die roten Linien bilden die Bewegungen der weißen Figuren ab und die blauen die der schwarzen.«
    »Das heißt, der Stein kann die Partie lesen…«
    Erik und Jana sahen sich an.
    »Wir haben es gefunden!«, rief Jana. »Es ist das Schachbrett… Das Schachbrett ist das Buch!«
    Sofort waren David und Alex bei ihnen. Alex blieb ein paar Schritte von den anderen entfernt stehen, als habe er Angst, ihnen zu nahe zu kommen. David hingegen legte seiner Schwester den Arm um die Schulter, während er das feine Geflecht von Linien betrachtete, das im bläulichen Schimmer des Saphirs auf den weißen und schwarzen Feldern zu sehen war.
    »Aber wenn das Schachbrett das Buch ist, müssten wir etwas lesen können«, wandte er ein. »Woher zum Teufel sollen wir wissen, was diese Linien bedeuten?«
    »Der Stein löst Visionen aus«, erwiderte Jana, die Augen weiterhin fest auf den Saphir gerichtet. »Wenn ich mich konzentriere, sagt er es uns vielleicht.«
    »Probier’s doch einfach!« Erik war anzusehen, wie ungeduldig er war.
    Jana stand auf, hielt den Sarasvati mit beiden Händen über das Schachbrett und murmelte dabei einen ganzen Schwall von unverständlichen Worten vor sich hin. Sekunden später löste sich der Stein aus ihren Händen und schwebte in der Luft. In seinem Licht bildeten die Linien jetzt ein klares Muster.
    Mit einem Mal fiel fahles Licht durchs Fenster, das so diesig war wie an einem Herbstnachmittag. Es beleuchtete zwei Personen am Schachtisch: den Alex von früher, ein ganz normaler Junge, anscheinend völlig in den Anblick der Figuren versunken, und einen blonden, attraktiven Mann, der lebhaft gestikulierend auf ihn einredete, ohne wirklich auf die Partie zu achten.
    Ein schmerzhaftes Stechen fuhr durch Janas Kopf, das Bild verflüchtigte sich. Hinter den bleiverglasten Fenstern war der Himmel nun wieder dunkel und sternenübersät. Erik war aufgestanden und starrte den Platz an, auf dem er bis eben gesessen hatte, als sähe er ein Gespenst. Das Muster auf dem Schachbrett war im Licht des Saphirs immer noch deutlich zu erkennen.
    »Es ist das Buch«, sagte Alex hinter ihm. Das Bild seines Vaters hatte auch ihn mitgenommen, es schien ihn Mühe zu kosten, das Zittern in seiner Stimme zu unterdrücken. »Ich habe die Vision wiedererkannt. Sie hat die Partie gezeigt, die ich hier mit meinem Vater gespielt habe, als ich ihn das letzte Mal gesehen habe. Das war an dem Tag, als du den Turm gesucht hast, Jana. Ich bin deiner Spur gefolgt und habe ihn gefunden.«
    »Aber wie…« David hatte das Schachbrett hochgehoben, um es von unten zu betrachten. »Wie funktioniert das Buch?«
    »Eine Partie, eine Vision.« Jana nahm den Stein wieder an sich. »Jede Partie ist ein Text, sie erzählt etwas aus der Vergangenheit.«
    Sie sah Erik an und drehte sich dann zu Alex um. Ihr Herz machte einen Satz, als der Schimmer auf seiner Haut sie einmal mehr daran erinnerte, was er nun war.
    Alex nickte. »Eine Partie, eine Vision«, wiederholte er nachdenklich. »Das muss es sein…«
    »Aber dann stehen wir doch wieder am Anfang!«, rief David ungeduldig. »Wir wissen nicht, welche Partie zu der Vision mit der Höhle führt, oder? Alex, du… Erik sagt, du stammst von den Kurilen ab und dein Vater konnte
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